• 18.10.2001 09:03

  • von Marcus Kollmann

McLaren: Alles auf Anfang

Nach einer durchwachsenen Saison besinnt sich das Team aus Woking auf alte Stärken und rüstet sich für die Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Nüchtern betrachtet verlief die Formel-1-Saison 2001 trotz am Ende zu Buche stehender 4 Siege (Coulthard und Häkkinen jeweils zwei), 3 zweiter Plätze (Coulthard) und 6 dritter Plätze (Coulthard fünf, Häkkinen einer), sowie weiterer Platzierungen in den Punkten für das Team von Ron Dennis alles andere als wie erwartet. Zwar konnte man sich am Ende des Jahres über Platz 2 der Konstrukteure mit 102 WM-Punkten freuen, jedoch machte der Teamchef höchstpersönlich zuletzt deutlich, dass der zweite Platz bedeute, dass man der erste Verlierer sei. In einem hart umkämpften Sport und Business wie der Formel 1 gilt diese Weisheit sowohl für Teams als auch Fahrer.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Von hinten bekam die Konkurrenz die Silberpfeile viel zu selten zu sehen

Elf technisch bedingte Ausfälle hatte man wegzustecken und von Beginn des Jahres an war der von Adrian Newey konstruierte Silberpfeil ein wenig schwach. Zwar bekam man die kritische Frontpartie durch Überarbeitung der Aerodynamik schnell in den Griff, jedoch traten - davon unabhängig - im späteren Verlauf der Saison zahlreiche Probleme mit den seit dem Großen Preis von Spanien freigegebenen elektronischen Fahrerhilfen in Form der Launch-control und Traktionskontrolle und auch der ein oder andere Motorendefekt auf.

Auch im Team hing lange Zeit der Haussegen schief, denn Star-Designer Adrian Newey war auf Grund der ausbleibenden Resultate und des großen Drucks irgendwie ausgepowert. Als Folge entschied er sich ein von Jaguar Racing unterbreitetes Angebot ernsthaft zu überdenken, am Ende wurde der Wechsel zwar verkündet, jedoch nach einer Inszenierung in Soap-Opera-Manier auch später widerrufen.

Der vom langjährigen Freund und Partner Mario Illien konstruierte Zehnzylinder erwies sich im Vergleich mit den Aggregaten der Konkurrenz als zu konservativ.

Für die Saison 2002 besinnt sich das Team nun wieder auf die alten Stärken, welche da heißen Innovationen und Mut zum Risiko. Letztgenannteres bewies Ron Dennis mit der Verpflichtung von Kimi Räikkönen, welcher nicht nur David Coulthard zukünftig einheizen, sondern auch gleichzeitig gute Ergebnisse garantieren soll. Innovationen wird es in Form des MP4-17 und eines neuen V10, gesprochen wird von einem komplett überarbeitetem Konzept mit einem Zylinderwinkel von mindestens 90 Grad, geben.

Einzig und allein das Puzzlestück Reifen fehlt noch im Gesamtbild. Nach wie vor wägen Ron Dennis und Norbert Haug ab, ob man zukünftig weiter mit Bridgestone machen oder auf den Michelin-Zug aufspringen sollte.

Für die Franzosen sprechen die eindrucksvollen Leistungen in ihrer ersten Saison seit dem Come-back in der Formel 1; gegen Bridgestone spricht, dass man zuletzt Probleme hatte das japanische Gummi auf dem eigenen Boliden auf Temperatur zu bekommen und offensichtlich unzufrieden war.

Norbert Haug hatte zuletzt in Suzuka auf die Frage, was denn nun mit der Reifenwahl sei, geantwortet, dass man nach wie vor alle Optionen abwäge. Dies bestätigte auch Ron Dennis, dessen Kommentar gewohnt knapp und deutlich ausfiel: "Wir haben noch keine Entscheidung darüber getroffen und sprechen im Moment mit beiden Firmen."

Pierre Dupasquier bestätigte unterdessen in der Motorsportpresse ebenfalls, dass man in Gesprächen stehe und in den nächsten Wochen mit einer Bekanntgabe gerechnet werden darf.