• 15.10.2001 13:14

  • von Fabian Hust

Mika Häkkinen im Interview: "Bin froh, dass es vorbei ist"

Mika Häkkinen über seine vorerst letzte Formel-1-Saison, die bevorstehende Auszeit, Räikkönen, Coulthard und Schumacher

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Mika Häkkinen hat in Indianapolis mit seinem Sieg gezeigt, dass er schnelles Rennfahren noch nicht verlernt hat und auch über seinen vierten Platz in Suzuka muss er sich nicht schämen. Er überließ David Coulthard den dritten Platz als kleines Dankeschön und gegen den übermächtigen Ferrari und den starken Juan-Pablo Montoya waren die Silbernen im Land der aufgehenden Sonne machtlos gewesen. In Suzuka führte Mika Häkkinen noch einmal für einige Runden und auch das alte Duell mit Michael Schumacher flammte für einen Moment wieder auf.

Titel-Bild zur News: Mika Häkkinen

Mika Häkkinen zieht sich ohne Wehmut aus der Formel 1 zurück

Frage: "Hast du das Rennen genossen?"
Häkkinen: "Das habe ich, ja. Es war fantastisch und es war auch ein großartiges Gefühl, David vorbeizulassen. Es war gut für David, dass er im letzten Rennen auf das Podium kam. Aus diesem Grund habe ich das Rennen genossen, ja. Für kurze Zeit gab es sogar einen guten Zweikampf mit Michael. Er versuchte, mich zu überholen, konnte es aber nicht. Das machte um ehrlich zu sein keinen Unterschied angesichts dieses Ergebnisses, aber vielleicht in Bezug auf mein Ergebnis. Es war ein interessantes Rennen."

Frage: "Hast du David als kleine Wiedergutmachung für das, was er dir vor langer Zeit in Australien geschenkt hat, vorbeigelassen?"
Häkkinen: "Ein wenig. Vielleicht nur zur Hälfte."

Frage: "Welches Problem hast du gehabt?"
Häkkinen: "Ich hatte kein Problem. Es gab nicht einmal einen Grund, Druck zu machen. Ich habe die letzten Runden genossen. Ich wollte in den schnellen Kurven nicht im siebten Gang mit Vollgas fahren, also habe ich ein wenig gelupft!"

Frage: "Ist dies für dich ein trauriger Tag?"
Häkkinen: "Es ist kein trauriger Tag. Ich denke, dass es ein sehr schöner Tag ist. Ich bin froh, dass es vorbei ist."

Frage: "Welchen Ratschlag kannst du Kimi Räikkönen geben?"
Häkkinen: "Ich kann dir was sagen, er hatte heute einen schlechten Tag. Er hatte einen heftigen Abflug und ich bin froh, dass er in Ordnung ist. Er wird definitiv einen steifen Nacken haben. Es ist um ehrlich zu sein sehr schade, eine Saison so zu beenden. Er wird bei McLaren eine gute Zeit haben. Es ist definitiv ein Problem, das ihn zu 100 Prozent unterstützt."

Frage: "Wie glaubst du, kannst du ihm dort helfen?"
Häkkinen: "Ich bin mir sicher, dass ich ihm psychologische Unterstützung zukommen lassen kann. ich denke, dass er im Team seinen eigenen Weg kennen lernen muss. Er wird das hinbekommen."

Frage: "Was war der bisher beste Moment in deiner Karriere?"
Häkkinen: "Es gab großartige Momente in meiner Rennfahrerkarriere. Es gab viele Siege, ein paar Weltmeistertitel. Der diesjährige Sieg in Silverstone war für mich ein besonderer und der Sieg in Indianapolis war beinahe noch außergewöhnlicher. Alles. Es gab in meiner Karriere mit dem Team so viele besondere Momente. Ich habe sehr interessante Zeiten erlebt. Was ich bei McLaren niemals vergessen werde ist das Lächeln in den Gesichtern der Leute nach dem Qualifying, nach den Grand-Prix-Siegen, besonders in Monaco 1998, als ich auf der Pole Position stand und das Rennen gewann."

Frage: "Irgendwelche Bemerkungen zu Michael Schumacher, deinen großartigen Rivalen?"
Häkkinen: "Es war definitiv immer sauberes Rennfahren gegen ihn. Das war sowieso immer mein Stil gewesen und ich versuchte immer, jedes Rennen sehr sauber zu fahren und Michael tat exakt dasselbe. Michael ist auch ein Fahrer, der es zurückzahlt, wenn ein Fahrer mit ihm schlechte Spielchen treibt."

Frage: "Was hast du auf der Auslaufrunde gedacht?"
Häkkinen: "Ich war froh, dass es vorbei ist, sehr froh, dass es vorbei ist, kann ich dir sagen. Ich konnte in diesem Moment nichts negativ finden. Die Leute werden aus der Formel 1 sowieso nicht verschwinden. Es werden die gleichen Leute sein - ihr Jungs, die da sein werdet, die Mechaniker und die Ingenieure. Ich werde von diesem Planenten nicht verschwinden. Daran ist nichts traurig. Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung in meinem Leben getroffen habe, mir Zeit genommen habe und Abstand gewinne. Darüber bin ich sehr froh. Ich bin glücklich, die Saison heil überstanden zu haben, sowohl körperlich als auch mental und jetzt gehe ich zu meiner Familie nach Hause."

Frage: "Das klingt wie ein offizieller Rücktritt..."
Häkkinen: "Im Moment kann man sich das vielleicht vorstellen. Ich gehe, weil ich eine Auszeit brauche und dann nach fünf oder sechs Monaten weiß man nie, wie ich mich fühlen werde. Die Zeit wird es zeigen und ich bin glücklich, mich jetzt zu verabschieden."

Frage: "Was wirst du jetzt tun?"
Häkkinen: "Ich habe noch keine bestimmten Pläne, was ich in der Zukunft wirklich machen werde. Ich werde mir eine Auszeit nehmen und einfach nur ausruhen, mehr als eine Woche an ein und demselben Ort bleiben und ich werde morgens im Bett aufwachen und fühlen, dass ich etwas tun möchte, dass ich dieses oder jenes machen möchte. Ob ich etwas in der Formel 1 oder etwas Geschäftliches machen möchte? Ich möchte meine Gefühle erleben. Ich werde nichts überstürzen."

Frage: "Denkst du, dass David im nächsten Jahr Nummer-1-Pilot sein sollte?"
Häkkinen: "Wie schon Ron am Freitag in der Pressekonferenz gesagt hat, wird es keine Entscheidung zu Gunsten eines Nummer-1-Fahrers geben, es wird für Kimi und David im nächsten Jahr sein wie immer."

Frage: "Kann er David sofort unter Druck setzen?"
Häkkinen: "Ich bin mir sicher, dass er David sofort antreiben kann. Ich weiß, dass Kimi ein junger Fahrer ist. Er hat eine Menge zu lernen. Er ist ein Talent, was wichtig ist, aber viele Dinge in der Formel 1 sind schwierig und David ist ein Vollprofi, ein sehr harter Rennfahrer. Es wird also nicht einfach sein, auf dem gleichen Level wie er zu arbeiten. Er ist in dieser Beziehung sehr, sehr gut. Kimi wird Zeit brauchen, um das Maximum zu erreichen. Ich habe überhaupt keine Zweifel, es braucht halt nur etwas Zeit. Ob es beim ersten oder zweiten Rennen der Saison passieren wird? Ich weiß es nicht. Früher oder später wird es passieren."