Ungewisse F1-Zukunft - Häkkinen tanzte auf dem Tisch
Während die Fahrer ausgelassen das Saisonende feierten, sorgen sich die Teamchefs ernsthaft um die Zukunft
(Motorsport-Total.com/dpa) - Die Formel 1 fährt in eine ungewisse Zukunft - auch wenn die Bosse nach der schweren Saison in den Karaoke-Hütten von Suzuka auf den Tischen tanzten. "Zurzeit ist es nicht einmal möglich, Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern zu führen. Jeder winkt ab; es besteht kein Interesse. Eine Ausnahme bilden lediglich die Branchen Tabak und Getränke", beschrieb ein prominenter Teamchef die wirtschaftliche Lage in der Königsklasse des Motorsports.

© Imago
Die Teamchef sorgen sich um die finanzielle Gesundheit ihrer Teams
Craig Pollock, Chef des Rennstalls BAR-Honda, wähnt sich schon im Krisen-Strudel: "Wir spüren bereits die Auswirkungen. Sogar kleine Sponsoren, die vor wenigen Wochen noch Interesse zeigten, winken jetzt ab. Sie wollen nicht an Bord kommen. Der Trend ist eindeutig."
Doch nach dem letzten der 17 Saisonrennen gab es die große Formel- 1-Fete. Mika Häkkinen feierte mit seinem Nachfolger Kimi Räikkönen sowie seinen Chefs Ron Dennis und Norbert Haug den Beginn der Babypause. Später verabschiedeten auch noch die McLaren-Mercedes- Konkurrenz mit BMW-Williams-Sportdirektor Gerhard Berger den "Fliegenden Finnen". Monza-Sieger Juan-Pablo Montoya und Ferrari-Pilot Rubens Barrichello sangen fröhliche Duette vor dem Mikrofon.
Der viermalige Weltmeister Michael Schuhmacher war da schon auf dem Weg zurück in die Heimat. "Schumi und Ferrari - jetzt seit ihr die Götter" jubelte die italienische Sport-Bibel 'La Gazzeta Dello Sport'. Allerdings beherrschten in der Ferrari-Heimat andere Themen den Blätterwald.
In der Formel 1 könnte sich einiges ändern: Pollock, der leere Kassen bisher nur vom Hörensagen kannte, mahnt: "Wir alle sollten uns zusammensetzen und überlegen, wie es weitergehen soll." Sein Kollege Eddie Jordan, bisher unter anderem durch Millionengelder der Deutschen Post AG verwöhnt, stößt in das gleiche Horn: "Es soll sich niemand einbilden, wir seien gegen die negative Entwicklung immun. Das liegt doch schon länger in der Luft und ist nicht allein eine Folge der Terror-Anschläge am 11. September."
Jordan erinnerte daran, dass vor zehn Jahren noch 18 Rennställe in der Formel 1 mitmischten. Im zurückliegenden Rennjahr gingen elf Teams an den Start. 2002 wird es durch den Einstieg von Toyota ein Dutzend sein. Der Nordire appelliert sogar an die Branchen-Führer Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW-Williams mitzuhelfen, die wirtschaftlich schwierige Lage zu überwinden.
Silberpfeil-Boss Dennis wundert sich nicht darüber, dass Firmen in der Not auch ihr Werbebudget kürzen. Wie Pollock, machte auch "Mister Perfect" - vor wenigen Jahren noch als Englands "Manager des Jahres" ausgezeichnet - seine Erfahrung mit Sponsoren, die den Rückwärtsgang einlegen. "Die überlegen sich jetzt", so der Brite, "ob sie ihr Geld in anderen Bereichen investieren sollen. Es ist keineswegs so, dass die großen Teams nicht von den akuten Problemen betroffen wären. Die Formel 1 ist ein Business, wie jedes andere auch. Wir spüren die Auswirkungen der negativen Wirtschaftsentwicklung zwar als Letzte, aber wir werden auch als Letzte aus dem Tief herausfinden."
Dennis glaubt, dass sich trotz der Alarmzeichen kein Team auf die Reduzierung der Budgets eingestellt hat. Traditionell wird in der Formel 1 von der Hand in den Mund gelebt. "Gespart", so Dennis, "wird nur erzwungenermaßen. Das vorhandene Geld wird auch ausgegeben. Eine Ausnahme macht nur Eddie Jordan, der einen Großteil in seine eigene Tasche steckt." Für die Zuschauer an der Strecke und am Fernsehgerät würden sich reduzierte Budgets allerdings nicht negativ bemerkbar machen. Betroffen sind lediglich die Rennställe mit ihren Belegschaften von teilweise mehr als 500 Mitarbeitern.

