• 22.01.2003 12:12

  • von Fabian Hust

Max Mosleys Spar-Formel

Dank dem neuen Reglement soll die Formel 1 rund 50 Prozent günstiger werden ? das glaubt zumindest FIA-Präsident Max Mosley

(Motorsport-Total.com) - Nicht alle Änderungen am Reglement akzeptierten die Formel-1-Teams, aber zumindest ein Großteil der von FIA-Präsident Max Mosley vorgeschlagenen Sparmaßnahmen werden umgesetzt. Die Telemetrie wird ab 2004 komplett abgeschafft, die elektronischen Fahrhilfen schon ab dem 20. Juli beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley hat sich schlussendlich teilweise durchsetzen können

Durch die "neue Formel 1", die technologisch fast in die Steinzeit zurückgeworfen wird, erhofft sich der Automobilweltverband deutliche Einsparungen. Bisher galten 50 Millionen Euro Jahresbudget als absolutes Minimum für ein Formel-1-Team, solche exorbitant hohen Summen sollen nach dem Willen Mosleys bald Schnee von gestern sein: "Wir können lediglich Rahmenbedingungen schaffen, die es erlauben, mit weniger Geld zu überleben. Ich würde schätzen, das ist jetzt mit 25 bis 30 Millionen Dollar möglich", so der Brite gegenüber der 'auto, motor und sport'.

Experten rechnen jedoch damit, dass das eingesparte Geld von den Teams wieder an anderer Stelle, zum Beispiel auf dem Gebiet der Aerodynamik, investiert werden wird: "Wir können die großen Teams nicht zwingen, weniger zu investieren. Wenn sie fünf Ersatzautos an die Strecke bringen wollen, bitte. Sie dürfen sie nur nicht einsetzen", so Mosley weiter. Und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone drückt sich gegenüber der Zeitung noch deutlicher aus: "Wir lassen uns nicht von Leuten den Motorsport erklären, die alle paar Sonntage einen Grand Prix besuchen."

BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger ist froh, dass der Boxenfunk nicht wie geplant verboten wurde, denn dies stellte ein klares Sicherheitsrisiko dar. Der Funkverkehr darf nun einfach nicht mehr verschlüsselt werden. Dies hat gleich zwei Vorteile: Zum einen kann die Rennleitung so kontrollieren, dass über den Funk keine Stallorder ausgesprochen wird ? zumindest wenn dies offensichtlich geschah wie früher über codierten Datentransfer ? und das Fernsehen wird den Funkverkehr ausstrahlen können, was für die Zuschauer interessant sein wird.

Was das Verbot der elektronischen Fahrhilfen angeht, schlagen in der Brust des Österreichers zwei Herzen: "Als ehemaliger Rennfahrer muss ich sagen: Das Beste ist, dass der Fahrer wieder wichtiger wird. Durch den Ausbau der Elektronik war er nicht mehr derjenige, der das Auto kontrolliert", so Berger gegenüber dem 'kicker'. "Aus BMW-Sicht muss ich sagen: schade um die technischen Beschränkungen, gerade wir haben die Formel 1 auf ein technisch sehr, sehr hohes Niveau gehoben."

Selbst kleine Teams wie Sauber haben noch einmal kräftig in die Elektronik investiert, doch Nutzen davon kann man nur in den zehn Rennen ziehen, dann muss alles ausgebaut werden. Rund 1 Millionen Euro sollen sich die Schweizer ein neues bi-direktionales Telemetriesystem gekostet lassen haben, das kann man sogar schon sofort auf den Müllberg wandern lassen. McLaren-Teamchef Ron Dennis war strikt gegen das Elektronik-Verbot, denn sein neuer MP4-18 wird eine völlig neu entwickelte Elektronik an Bord haben.

Alles in allem ist man im Hause BMW mit den Änderungen am Reglement zufrieden: "Um am Ende eine vernünftige Lösung zu erzielen, hat die FIA ihre Forderungen anfangs drastisch formuliert und damit die Latte sehr hoch gelegt. Das war die Voraussetzung für eine vernünftige Diskussion. Die hat stattgefunden, und es ist ein sinnvoller Kompromiss erzielt worden", so BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger gegenüber dem 'SID'. Die Vorschläge seien größtenteils durchgesetzt worden, man habe aber ausreichend Zeit, um sich auf sie einzustellen.

Zufrieden gibt sich auch Bergers Kollege Dr. Mario Theissen mit der Entscheidung der FIA, doch keine Standard-Elektronik-Box einzuführen: "Das entspricht dem Anspruch der Formel 1, nicht nur sportlich, sondern auch technisch die Spitze zu markieren. BMW als Vorreiter der Automobil-Elektronik gibt diese Entscheidung auch weiterhin Raum, unsere Kompetenz auf diesem Gebiet unter Beweis zu stellen." Der Nachteil: Die Hersteller werden weiterhin viel Geld in die Elektronik investieren müssen, um konkurrenzfähig zu sein.

Erleichtert ist man im Lager von Jordan über die neuen Regeln: "Diese Veränderungen werden der Formel 1 eine neue zehnjährige Lebenslizenz verschaffen", so Jordans Ian Phillips gegenüber dem 'Guardian'. "Ohne sie wäre die Formel 1 wohl am Ende, denn die Kostenspirale hätte in Zukunft wohl das Leben der meisten Teams gekostet." Wie mittlerweile durchgesickert ist, muss das Jordan-Team mit einer Finanzspritze von der Formel 1 gerettet werden, um die kommende Saison überhaupt durchstehen zu können.