• 23.10.2006 01:57

Massa: "Der beste Tag in meinem Leben!"

Ein überglücklicher Felipe Massa nach seinem Sieg in seiner brasilianischen Heimat über ein perfektes Rennen mit einem perfekten Auto

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Felipe, du bist der erste Brasilianer nach Ayrton Senna 1993, der sein Heimrennen gewinnt."
Felipe Massa: "Ja, das ist einfach Wahnsinn, nicht wahr? Ich denke, dass 13 Jahre lang kein Brasilianer den Brasilien-Grand-Prix gewonnen hat, das ist einfach toll, hier zu sein, vor meinen Landsleuten. Und das im ersten Jahr, in dem ich ein gutes Auto habe, sogar ein fantastisches Auto. Nach dem Rennen hier denke ich, dass es das einfachste Rennen meines Lebens war, denn ich konnte alles kontrollieren. Ich habe gar nicht stark angegriffen. Ich bin wirklich glücklich, diesen Moment zu erleben. Es ist schwierig zu erklären, aber es ist sehr, sehr speziell für mich."

Titel-Bild zur News: Felipe Massa

Felipe Massa war nach dem Sieg in der Heimat überwältigt

Frage: "Weißt du noch, wo du warst, als Ayrton Senna hier 1993 gewann? Hast du das Rennen gesehen oder andere Erinnerungen daran?"
Massa: "Ich denke, dass alle dieses Rennen gesehen haben. Ich erinnere mich darin, aber ich war noch ein Kind, zwölf Jahre alt. Ich war zu Hause, nicht an der Strecke, aber ich kann mich erinnern, dass es aufregend war, Senna beim Sieg im Brasilien-Grand-Prix zuzusehen. Die Leute stürmten danach die Piste. Das war hier nun wieder so, das war sehr schön."#w1#

Frage: "Du hast der Zieldurchfahrt die brasilianische Flagge in Empfang genommen, genau wie Senna. Hast du noch Erinnerungen an seine Zeit?"
Massa: "Als ich die Flagge nahm, habe ich an Ayrton gedacht. Gar nicht mal so sehr an den Brasilien-Grand-Prix (1993), sondern als er in Monaco gewonnen hat. Ich erinnere mich immer daran, es ist etwas Spezielles, wenn ein Fahrer seine Heimatflagge bekommt. Es war schön, das bei meinem Heim-Grand-Prix zu machen. Ich hielt schon in der ersten Kurve an, um eine Flagge zu suchen. Dann rannte der eine Kerl auf mich zu, da nahm ich die Flagge. Ich dachte, dass er sogar in das Auto springen wollte. Das war schon lustig."

Massa erfüllte sich seinen Traum

Frage: "Was dachtest du, als du die Ziellinie überquert hast?"
Massa: "Ich habe an meine Kart-Zeit gedacht, als ich um Siege kämpfte. Ich sah die Leute, schrie in meinem Helm hinein und erinnerte mich an vergangene Zeiten. Vor allem an die schlechten Zeiten, an die erinnert man sich leichter als an die guten. Die guten Zeiten sind immer schön."

Frage: "Was ging dir auf dem Podest und der Auslaufrunde durch den Kopf? Wie ist es, als Brasilianer in dieser Formel-1-verrückten Stadt zu gewinnen?"
Massa: "Das ist ein Traum, der wahr wird. Man sieht all die Leute, die Flaggen mitbringen, deinen Namen schreien und tanzen - nur für dich. Das ist schwierig zu erklären. Ich bin sicher, dass jeder Fahrer es lieben würde, in meiner Position zu sein. Fernando (Alonso) hat auch seinen Heim-Grand-Prix gewonnen, ich bin sicher, dass es auch für ihn besonders war. Es ist einfach der beste Tag in meinem Leben."

Frage: "Gibt es für dich einen besseren Ort zum Siegen?"
Massa: "Nein, auf keinen Fall! Es wurde einfach ein Traum wahr. Von diesem Tag habe ich mein ganzes Leben lang geträumt und es wurde wahr. Es ist großartig, hier zu sein und meinen Heim-Grand-Prix zu gewinnen, von der Pole Position aus mit einem unglaublichen Auto in meinen Händen. Es war das einfachste Rennen meiner Karriere, denn das Auto war so unglaublich. Ich konnte die Pace vom Anfang bis zum Ende kontrollieren. Auch als Michael sein Problem hatte und vor mir war, konnte ich warten, bis er seine Pace gefunden hat und ihm dann folgen. So verlor er keine Runde. Ich habe nie erwartet, nun hier zu sein, ein Traum wurde wahr."

Frage: "Was ändert sich in deinem Leben nun nach diesem Sieg? Glaubst du, dass du ein Nationalheld werden kannst?"
Massa: "Das habe ich schon vorher gedacht. Aber nach dem Sieg wird sich mein Leben stark ändern, speziell in Brasilien. Aber das ist schön, denn es ist traumhaft, hier zu sein. Ich wollte immer ganz oben sein bei dem, was ich jetzt mache. Ich hoffe, dass ich aus Brasilien viel Unterstützung bekomme, ich weiß, dass die Brasilianer die Formel 1 lieben. Sie können auch hart sehen, denn sie wollen Ergebnisse sehen und sie haben ein fantastisches Ergebnis gesehen."

Ich Schongang zum dominanten Sieg

Frage: "War nur das Auto perfekt oder auch du?"
Massa: "Auch ich war sehr stark, auch schon am Samstagmorgen im Training. Wir konnten das Auto bestmöglich abstimmen, denn am Freitag war das Auto noch nicht sehr gut, ich war mit der Balance nicht sehr zufrieden. Wir haben alles geändert und es hat am Samstag und im Rennen perfekt funktioniert. Das Auto war einfach fantastisch."

Frage: "War das Rennen ein wenig einsam für dich? Du warst ja nicht in Kämpfe verwickelt."
Massa: "Nein, das macht es manchmal noch schwieriger, weil man sich konzentrieren muss. Einige Male habe ich auf die Tribünen geschaut, dann habe ich mich selbst gefragt, was ich da tue. Ich schaute dann wieder auf die Strecke. Man kann ja danach auf die Tribünen schauen. Aber immer wenn man ein gutes Auto hat, fällt das Arbeiten damit einfacher."

Frage: "Ab welchem Zeitpunkt hast du im Rennen zurückgeschraubt?"
Massa: "Nach dem Safety Car fuhr ich zehn starke Runden und ich sah, dass der Abstand anwuchs, sieben, acht, zehn Sekunden. Danach habe ich etwas nachgelassen. Für die zwei Runden vor dem ersten Stopp habe ich wieder mehr Gas gegeben, aber danach fuhr ich nur mit mittleren Drehzahlen, 15 oder 20 Runden vor Schluss drehte ich sie auf ein Minimum herunter. So konnte ich die Pace kontrollieren."

Viel Lob für Ferrari

Frage: "Fernando ist Weltmeister, auch Renault. Und das mit Michelin-Reifen. Ausgerechnet an einem Tag, an dem Ferrari und Bridgestone unheimlich schnell waren. Was denkst du über das Jahr, Michael Schumacher und die Ironie, dass Ferrari an einem Tag gewinnt, der Renault und Michelin gehört?"
Massa: "Sie verdienen es ja. Sie hatten einen fantastischen Start in die Meisterschaft und das war sicher auch der Schlüssel, sie bis zum Ende zu kontrollieren. Aber ich denke, dass wir es auch verdienen. Wir haben fantastisch gearbeitet, nicht zu Beginn der Meisterschaft, aber nachdem wir alles zusammenhatten. Wir haben ein starkes Auto gebaut, ein sehr, sehr starkes Team und wir verdienen es. Glückwunsch an Renault, Michelin und Fernando. So ist es eben. Ich denke, unser Team hat fantastisch gearbeitet."

Frage: "Wir war es, neben Michael Schumacher im Team zu fahren?"
Massa: "Für mich ist das einfach fantastisch. Michael ist ein Freund, er ist für mich besonders. Er war mir gegenüber immer positiv eingestellt, er wollte mich im Team haben und ich werde ihn sicher vermissen. Auch wenn es für mich die Möglichkeit ergab, im Team zu bleiben, weil er aufhört. Ich werde ihn vermissen, denn er ist einfach eine fantastische Person."

Frage: "Was steht nun für dich an, ehe wieder die Testfahrten beginnen?"
Massa: "Ich werde noch zwei Tage in Brasilien bleiben und dann nach Italien fliegen. Die Ferrari-Abschlussveranstaltung ist ja am kommenden Wochenende. Dann komme ich wieder nach Brasilien und bleibe wohl einen Monat hier. Danach gehen die Testfahrten wieder los. In Barcelona Ende November, dann Jerez. Ich werde da immer ein paar Tage fahren."