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  • 02.05.2008 15:15

Mallya: "Adrian hat im Moment nicht sehr viel Glück"

Vijay Mallya, der Besitzer von Force India spricht über das vergangene Rennen, Adrian Sutil und die wachsende Formel-1-Begeisterung in Indien

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie erfreut warst du, Giancarlo Fisichella in Barcelona auf Platz acht zu sehen?"
Vijay Mallya: "Ich habe Platz acht in der Endwertung nicht erwartet, als unser Auto auf Platz acht auftauchte. Aber ich war sehr erfreut, dass es unser Wagen in die Top 10 geschafft hat. Wir werden von Rennen zu Rennen immer besser. Es ist schade, dass Adrian den Grand Prix nicht beenden konnte. Aber solche Sachen passieren im Rennsport eben. Wenn man weit hinten startet, muss man einige Risiken eingehen. Manchmal zahlen sie sich aus, manchmal nicht. So ist eben der Rennsport."

Titel-Bild zur News: Vijay Mallya (Teameigentümer)

Vijay Mallya freut sich über die Fortschritte und Ergebnisse seines Teams

Frage: "Wie wichtig war es, ein so anständiges Ergebnis zu
erzielen?"
Mallya: "Nichts ist besser, als ein Top-10-Resultat. Wir sind schon seit 5 Monaten dabei und die Top 10 zu erreichen, ist ein tolles Gefühl. Es ist ein Gefühl, welches uns alle an uns selbst glauben lässt, welches uns zeigt, dass wir Fortschritte machen. Wir sollten diese Leistung nicht unterschätzen - dieses Team wird ständig besser. Vergangenes Jahr waren regelmäßige Ankünfte in den Top 12 eine Seltenheit. Ich hoffe, dass wir daraus dieses Jahr einen fortwährenden Trend machen können."#w1#

Frage: "Bist du durch das Qualifying ein bisschen frustriert, immer knapp Q2 zu verpassen?"
Mallya: "Ich war wegen des Qualifyings enttäuscht, nachdem wir am Freitag und Samstag Morgen so stark ausgesehen haben. Natürlich ist mir aufgefallen, dass wir aktuell nicht in der Lage sind, im Qualifying alles aus dem Auto heraus zu kitzeln, wir müssen untersuchen, woran das liegt. Unsere Pace im Rennen war aber immer sehr anständig. Die Leute haben dies gelobt und in Spanien konnten wir es wieder zeigen. Ich bin zuversichtlich, dass wir der Sache auf den Grund kommen. Wenn wir die Chance haben, von weiter vorne zu starten, können wir weiter vorne ankommen."

Frage: "Wieder einmal war Giancarlo in der Lage, schnellere Autos hinter sich zu halten. War das befriedigend?"
Mallya: "Absolut. Vergangenes Rennen hat er Lewis Hamilton hinter sich gehalten und diesmal lag er für fast acht Runden vor Nick Heidfeld in einem BMW. Es war toll, das zu beobachten und unsere Marke wurde auch gut in Szene gesetzt."

Frage: "Zahlt sich seine Erfahrung aus?"
Mallya: "Ich kann gar nicht hoch genug einschätzen, was Giancarlo unserem Team alles gebracht hat. Das war genau das, was uns gefehlt hat, das ist exakt das, was wir nun haben und es ist absolut brillant."

Die Durststrecke von Adrian Sutil

Frage: "Adrian Sutil hatte mit vier Ausfällen bislang nicht so viel Glück..."
Mallya: "Nein, Adrian hat nicht sehr viel Glück im Moment. Es ist Pech, aber ich bin sicher, dass sich auch bei ihm das Glück wieder melden wird, wie es normalerweise der Fall ist. Er hat sehr viel Talent, er ist schnell und ich denke, dass er gute Arbeit für uns leisten kann."

"Er hat sehr viel Talent, er ist schnell und ich denke, dass er gute Arbeit für uns leisten kann." Vijay Mallya

"Wir dürfen nicht vergessen, dass Giancarlo immerhin bald seinen 200. Grand Prix absolvieren wird, Adrian hat gerade mal 20 hinter sich, das ist ein Zehntel von dem, was sein Teamkollege bereits alles gefahren ist. Wir können natürlich nicht erwarten, dass er wie Giancarlo alles weiß, aber es ist von Vorteil Giancarlo zu haben: Adrian kann von ihm lernen und im Gegenzug dazu selber wachsen und sich entwickeln und ein wertvoller Gewinn für unser Team sein."

Frage: "Andere Teams haben große Update-Pakete nach Spanien mitgebracht und ihr seid nicht aus dem Mittelfeld herausgefallen. War das ermutigend?"
Mallya: "Wir sind nicht zurückgefallen, aber wir müssen unsere Pace im Qualifying besser in den Griff bekommen, das ist aktuell noch unsere ganz große Achillesferse. Wenn wir ein paar Plätze weiter vorne starten, kommen wir nicht mehr in so großen Verkehr oder sind nicht mehr so unfallgefährdet, wie wenn wir von hinten starten.

"Wir müssen unsere Pace im Qualifying besser in den Griff bekommen, das ist aktuell noch unsere ganz große Achillesferse." Vijay Mallya

"Nur der Start ist für uns zäh; niemand hätte erwartet, dass wir in den Rennen so stark sein würden, wie wir gegenwärtig sind. Wir sind erst seit etwas mehr als fünf Monaten in der Startaufstellung und nun muss man sich mal anschauen, wie weit wir in der Zeit schon gekommen sind. Wir legen alle Ressourcen frei, um uns zu verbessern."

"Niemand mehr erwartet ein Wunder, aber die Tatsache, dass wir uns in den Top 17 qualifiziert haben, die Tatsache, dass wir in Bahrain und Malaysia das Rennen in den Top 12 und jetzt in den Top 10 beendet haben, zeigt, dass wir nun ein Mittelfeldteam sind, nicht mehr ein Hinterbänkler. Natürlich ist das Feld unglaublich eng beieinander, zehn Autos befinden sich innerhalb wenigen Zehnteln. Es ist eine bittere Konkurrenz, wo alles zählt, aber ich bin entzückt zu sehen, dass wir mitten drin sind."

Frage: "Und wie sind die Reaktionen daheim in Indien ausgefallen?"
Mallya: "Die Reaktionen in Indien sind phänomenal. Die Einschaltquoten schießen in die Höhe, noch nie war die F1 so populär. Auf unserer Club-Force-Internetseite, die wir für die Fans eingerichtet haben, sind bereits 15 - 16.000 Mitglieder eingetragen, das ging sehr schnell. Vor zehn Jahren war die F1 in Indien zu teuer, zu glamourös, zu umkämpft und mit viel zu viel Hightech unterwegs. Die Inder glaubten, dass sie diese Welt niemals erreichen oder berühren könnten, aber die wachsende Mittelschicht ließ die Zeit reif werden, den Sport zu betreten. Es war die richtige Entscheidung und wir freuen uns, unsere Fanbasis weiter wachsen zu sehen."

In Indien erwacht das Interesse an der Formel 1

Frage: "Schaust du dich aktiv nach einem indischen Fahrer oder indischem Personal um, um das Team nach vorne zu bringen?"
Mallya: "Ich respektiere Alles und Jeden, egal, welche Nationalität oder Klasse. Ich möchte für mein Team die besten verfügbaren Leute. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir in einer Bevölkerung von 1.2 Milliarden Menschen irgendwo einen Lewis Hamilton finden werden, aber das braucht alles Zeit und Erfahrung. Deswegen haben wir Giancarlo Fisichella im Moment. Natürlich wollen wir einiges investieren, um ein indisches Talent zu finden und ihn oder sie in die höchsten Klassen zu führen."

"Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir in einer Bevölkerung von 1.2 Milliarden Menschen irgendwo einen Lewis Hamilton finden werden." Vijay Mallya

Frage: "Du bist mit deinen anderen Geschäften und Reisen natürlich ein sehr vielbeschäftigter Mann. Wie findest du Zeit, alles unter einen Hut zu bekommen?"
Mallya: "Ich bin Chef des Teams und muss es von vorne führen. Die Tatsache, dass das Team weiß, dass ich ein vielbeschäftigter Mann bin und trotzdem beim Team bin, zeigt, dass ich mich diesem Projekt widme, ich möchte das Team nicht als ein Spielzeug oder Hobby betrachten. Wenn wir besser etabliert sind, vielleicht werde ich dann nicht mehr so viel Zeit mit dem Team verbringen, aber momentan möchte ich überall involviert sein."

"Ich glaube daran, eine Atmosphäre erschaffen zu können, wo die Leute selbst Verantwortung übernehmen und aufblühen können. Wenn sie gezeigt haben, dass sie sich selbst führen können, ist der Zeitpunkt da, zurückzutreten und ihnen den Vortritt zu lassen. Ich werde immer für die Show sorgen, aber die Leute müssen verantwortlich sein."

Frage: "Wie kommen die Pläne für den Grand Prix von Indien voran?"
Mallya: "Der Grand Prix von Indien hat sich auf 2010 verschoben und genaue Pläne werden ausgearbeitet. Hermann Tilke wird die Strecke entwerfen und wir sind zuversichtlich, dass sie zum erwarteten Zeitpunkt fertig sein wird. Es liegt in unserem Interesse, dass alles gut verläuft. Es wird eine großartige Leistung sein, ein indisches Team in der Startaustellung zum Grand Prix von Indien zu haben. Wir wollen dort darüber hinaus natürlich aufs Podium, das muss unser ultimatives Ziel sein."