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  • 01.12.2013 15:46

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Mackenzie beschuldigt Banken "extrem leichtsinniger Leihen"

CVC-Vize Donald Mackenzie kritisiert die Banken RBS und Lehman Brothers, weil sie der Formel 1 aufgrund falscher Annahmen 2,7 Milliarden Dollar liehen

(Motorsport-Total.com) - Donald Mackenzie, der Vize-Vorsitz der Private-Equity-Firma CVC hat die britische Bank Royal Bank of Scotland (RBS) scharf kritisiert und gesagt, dass es "extrem leichtsinnig" war, der Formel 1 2,7 Milliarden US-Dollar (aktuell rund zwei Millionen Euro) zu leihen.

Titel-Bild zur News: Jerez, Circuit de Jerez RBS

Die RBS soll extrem leichtsinnig mit der Vergabe von Milliarden umgegangen sein

Bei seiner Aussage vor Gericht rund um den Verkauf der Formel 1 von CVC 2006 sagte Mackenzie dem Londoner High Court in der vergangenen Woche, dass RBS und die amerikanische Bank Lehman Brothers 2,7 Milliarden US-Dollar aufgrund einer Einschätzung von Wirtschaftsprüfungsgigant Ernst & Young, die er als "lächerlich" bezeichnete, verlieh.

Weder CVC noch Mackenzie sind Beteiligte im Prozess, der von dem Medienrechteunternehmen Constantin Medien ausgeht. Dieser klagt an, dass sich Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und sein Bambino-Trust mit dem deutschen Bankenvorstand Gerhard Gribkowsky zusammengetan hat, um den Sport unter Wert für zwei Milliarden US-Dollar an CVC zu verkaufen.

Zur Zeit des Verkaufs haben die Teams der Formel 1 mehr Preisgeld verlangt und drohten mit einer Konkurrenzserie 2007, sobald das Concorde-Agreement, das sie zu den Rennen verpflichtet, abläuft. Die Bedrohung konnte im Mai 2006 abgewendet werden, als sich die CVC dazu bereiterklärte, das Preisgeld zu verdoppeln und mit den Teams eine Absichtserklärung unterzeichnete.

Obwohl die Erklärung nicht rechtskräftig bindend war, haben RBS und Lehman zugestimmt, der Formel 1 auf Grundlage dieser 2,7 Milliarden US-Dollar zu leihen. Das Geld wurde im November 2006 verliehen und dazu genutzt, um die Schulden der Formel 1 zu finanzieren.

"Die Banken waren ehrlich gesagt ziemlich leichtsinnig, weil sie bei ihrem finanziellen Angebot an uns ein unterschriebenes Concorde haben wollten, als es aber zum Vollzug kam, hatten sie keins. Trotzdem machten sie weiter", sagte Mackenzie. "Die Banken waren auf dem Höhepunkt des Bankenbooms. Sie haben die Erklärung nicht ordentlich gelesen. Sie haben nicht herausgefunden, dass es kein Concorde war und dass sie Geld gegen etwas verliehen haben, das sich als sehr fadenscheinig herausstellen sollte."

Laut Mackenzie war die Entscheidung der Banken, das Geld zu verleihen, nur teilweise von der Erklärung abhängig. Im Gericht war zu hören, dass RBS im August 2006 eine "unabhängige Wertschätzung" des Business verlangt hat. Drei Monate später beauftragte die Muttergesellschaft der Formel 1, Alpha Topco, Ernst & Young, "eine unabhängige Sicht auf den Wert in Verbindung mit der vorgeschlagenen Refinanzierung zu liefern". Dieser Bericht schätzte den Wert der Formel 1 auf 5,9 Milliarden US-Dollar - und das ist der Kern des Prozesses, da Constantin klagt, dass dies zeigen würde, dass die Formel 1 unterbewertet war, als sie an CVC verkauft wurde.


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Mackenzie streitet die Einschätzung von Ernst & Young ab und sagte, dass die Formel 1 drei Milliarden US-Dollar wert war. Er fügte hinzu: "Ich denke nicht, dass wir sie bis vermutlich 2010, 2011 jemals auf fünf Milliarden geschätzt hatten." Die 5,9 Milliarden Dollar "waren ein Wert, den die Banken Ernest & Young selbst geliefert haben", sagte Mackenzie. Er fügte an, dass Ernst & Young "sicherlich ein Dokument mit diesem Wert geschrieben haben, aber sie haben es erst getan, nachdem es ihnen aufgetragen wurde, und ihnen wurde die Antwort gegeben, bevor sie es getan haben."

"Ich denke, sie haben es reingeschrieben, weil der Klient danach verlangt hat, und sie die Zahlen für sich arbeiten lassen konnten. Sie haben alle möglichen lächerlichen Vermutungen in dem Dokument aufgestellt: Dass das Concorde-Agreement für immer gelten würde, und dass die Einnahmen ewig unendlich steigen würde. Das Risiko des ganzen Geschäfts war natürlich gering, wie man sich vorstellen kann. Sie haben es falsch verstanden."

2009 haben die Teams nach einem Streit über das Reglement gedroht, die Formel 1 zu verlassen. Mackenzie sagte, dass dies zeige würde, dass die Banken nichts hätten, "worauf sie sich verlassen können. Wir wissen, dass sie besorgt waren, weil sie uns sprechen wollten, und wir waren zu diesem Zeitpunkt ebenfalls besorgt. Aber zu dieser Zeit war es bereits zu spät, sie hatten das Geld bereits verliehen."