• 29.11.2013 13:54

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

FIA-Drohung hätte beinahe zu Formel-1-Kollaps geführt

Aus den Protokollen des Ecclestone-Prozesses: CVC-Manager Donald Mackenzie behauptet, dass die FIA die Formel 1 2009 vor eine Zerreißprobe gestellt hat

(Motorsport-Total.com) - Der Boss des größten Anteilseigners an der Formel 1 hat verraten, dass der Sport infolge von Drohungen seines Verbandes, der Federation Internationale de l'Automobile (FIA), im Jahr 2009 beinahe zusammengebrochen wäre.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Max Mosley

Bernie Ecclestone und Max Mosley arbeiten seit Jahrzehnten eng zusammen

Die Enthüllung stammt von Donald Mackenzie, dem Vize-Gründer und Vize-Vorsitzenden von CVC, einer Private-Equity-Firma, die 35,1 Prozent an der Formel 1 hält. Während er bei einem Prozess rund um die Übernahme der Formel 1 durch CVC im Jahr 2005 aussagte, verriet Mackenzie vergangene Woche einem britischen Gericht, dass die Verhandlungen mit der FIA "extrem schwierig" waren "und beinahe zur Vernichtung dieser Firma" geführt hätten.

Bei dem Disput ging es um die Regeln der Formel 1, denn die FIA wollte kostensenkende Maßnahmen einschließlich einer Deckelung der Teambudgets in der Höhe von 60 Millionen US-Dollar einführen. Die Teams drohten daraufhin, die Formel 1 zu verlassen, und hatten dazu auch alle Möglichkeiten, weil das Concorde-Agreement Ende 2007 ausgelaufen war.

RRA konnte Formel-1-Finanzkrise nicht abwenden

Die Drohung wurde abgewendet, als die FIA das Concorde unterschrieb und den Teams erlaubte, die Kostensenkungen selbst zu überwachen. Das System ist bekannt als Ressourcen-Restriktions-Abkommen (RRA) und hat seinen Zweck offenbar verfehlt, weil derzeit mehreren Teams nachgesagt wird, finanziell in Schwierigkeiten zu stecken.

Die Teams zogen ihre Ausstiegsdrohung 2009 nach fünf Tagen zurück. Vielerorts wurde angenommen, dass die Drohung nie ernst gemeint war. Mackenzie sagte jedoch im Gerichtssaal: "Meiner Meinung nach besteht kein Zweifel daran, dass sie dazu bereit waren, das aktuelle Business zu zerstören und wegzulaufen, aus emotionalen Gründen, die damals noch zur Verhandlung standen."

CVC habe es beim Kauf der Formel 1 als "selbstverständlich" angesehen, dass die FIA das Concorde unterschreiben würde, genau wie die Teams und CVC selbst. "Wir hatten damals nicht komplett verstanden, dass nicht nur die Teams das neue Concorde-Agreement unterschreiben müssen, sondern auch die FIA. Und das stellte sich als extrem schwierig heraus."


Fotostrecke: F1 Backstage: Sao Paulo

Selbst wenn sich CVC und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit den Teams auf kommerzielle Bedingungen geeinigt hatten, so Mackenzie, "drohte" FIA-Präsident Max Mosley damit, das Concorde nicht zu unterschreiben. Der Vertrag erfordert jedoch die Unterschrift der FIA. Wenn sie diese nicht gegeben hätte, hätten die Teams jederzeit aus der Formel 1 aussteigen können.

Mosley bestätigt Mackenzies Zeugenaussage

Mosley gibt zu, dass die FIA damit gedroht hat: "Im Sommer 2009 weigerte sich die FIA tatsächlich zu unterschreiben, genau wie auch vor dem Auslaufen des Concordes davor", sagt er. "Ein offensichtlicher Grund, 2009 nicht zu unterschreiben, war, dass wir einen Mechanismus wollten, um die Kosten unter Aufsicht der FIA unter Kontrolle halten, während die Teams das lieber selbst erledigen wollten. Wir dachten, das würde gar keine Kontrolle sein."

"Wir interessierten uns für die Kosten, weil wir dachten, dass exzessive Kosten die Formel 1 umbringen könnten, aber auch aus sportlichen Gründen. Wenn ein Team viel größere finanzielle Ressourcen hat, ist das im Grunde nichts anderes, als hätte es einen größeren Motor. Also stellten wir uns tatsächlich gegen CVC und weigerten uns zu unterschreiben, weil die Teams etwas nicht zustimmen wollten, was wir für notwendig hielten."

"Wenn ein Team viel größere finanzielle Ressourcen hat, ist das im Grunde nichts anderes, als hätte es einen größeren Motor." Max Mosley

"CVC befand sich diesbezüglich nie in Konflikt mit der FIA", fährt Mosley fort. "Sie stimmten zu, dass die Kosten im Sinne einer gesunden Meisterschaft sinken müssen. Das war jedem klar. Uneinigkeit herrschte nur darüber, wie man das erreichen könnte. Ich fand, dass es dafür eine FIA-Regel geben müsste. Die Teams sagten aber, sie kriegen das ohne die FIA hin, mit dem sogenannten Ressourcen-Restriktions-Abkommen. Ich dachte, das haut nie hin. Manche werden sagen, dass ich damit Recht hatte."

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