Grand Prix von Brasilien
Es heißt Abschied nehmen von Ferrari, und jeder Abschied, so ist das heutzutage Mode in der Formel 1, braucht natürlich einen speziellen Helm. Dachte sich Felipe Massa und ließ jenen für Brasilien ganz in Rot lackieren, mit den wichtigsten Zahlen der achtjährigen Geschichte. Mit am Ende 140 Grands Prix ist Massa nach Michael Schumacher (181) der zweitloyalste Fahrer, den die Scuderia je hatte.
Das will dann natürlich auch gefeiert werden, mit speziellen Abschieds-T-Shirts, die Ferrari drucken ließ: "Danke, Felipe!" Selbst Fernando Alonso ließ es sich nicht nehmen, seinen Teamkollegen zu verabschieden. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, meinte er nach dem Rennen, hätte er Massa sogar einen Podestplatz geschenkt.
Ob bald schon der nächste Massa bei Ferrari andockt? Sohnemann Felipinho darf jedenfalls schonmal Formel-1-Luft schnuppern - ungefähr im selben Alter wie einst sein Vater. Felipe sen. lieferte damals Essen in den Paddock - und wusste von jenem Tag an: Irgendwann gewinne ich hier den Grand Prix. Das gelang ihm 2006 und 2008.
Und noch einer geht, aber nicht nur zu einem anderen Team, sondern ganz raus aus der Formel 1. Mark Webber hat genug von der Königsklasse und wird 2014 mit Porsche versuchen, Audi und Toyota bei den 24 Stunden von Le Mans zu schlagen. Dort möchte er 15 Jahre nach seinem schweren Mercedes-Salto mit dem Circuit de la Sarthe Frieden schließen.
Wenn man auf Abschiedstournee ist, nimmt man die letzten Eindrücke noch ein bisschen intensiver mit als sonst. Da muss dann während der Pressekonferenz schon mal das iPhone raus, um einen Schnappschuss zu schießen. "Man schließt Freundschaften mit vielen Leuten, nicht nur mit den Fahrern", sagt Webber über die Medien. "Es gibt natürlich auch ein paar Scheiß-Magazine, die ihren Scheiß-Journalismus verbreiten müssen. Das ist völlig normal. Unterm Strich musst du auch damit auskommen. Ich hege aber überhaupt keine negativen Gefühle gegenüber den Journalisten. Sie machen auch nur ihre Arbeit."
Sonntagmittag vor dem Rennen: Webber kommt in die Box - und seine Spalier stehende Crew spielt zu seinen Ehren "Waltzing Matilda", so etwas wie die inoffizielle australische Nationalhymne. "Ich glaube", so Teamchef Christian Horner, "dass ihm das alles näher gegangen ist, als er sich selbst im Vorhinein eingestehen wollte."
Die Webber-Crew tat jedenfalls ihr Bestes dafür - und tauchte auf dem Grid mit australischen Crocodile-Dundee-Hüten auf!
Seltener Gast bei der internationalen Pressekonferenz nach dem Rennen: Was Bernie Ecclestone da wohl will?
Ganz einfach: Er wollte Webber zum Abschied eine brasilianische Flagge schenken, signiert von ihm selbst und allen Fahrern - aber die Unterschrift von Sebastian Vettel fehlte noch. Also platzte der Formel-1-Boss ins Medien-Kreuzverhör und legte Vettel Flagge und Stift hin.
Noch ein allerletztes Mal aufs Podium, mit Teamchef Horner und Teamkollege Vettel. Der sagt über Webber: "Wir hatten kein gutes Verhältnis zueinander, aber eines war immer vorhanden: großer Respekt."
Sebastian Vettel rührt indes mit seinem Spezialhelm die Werbetrommel für den Österreich-Grand-Prix, der am 22. Juni 2014 sein Comeback geben wird. Am Tag des Saisonfinales lief der Vorverkauf an - und der Ansturm war so groß, dass die Internetserver gleich einmal vor der Last kapitulierten. Wer noch Tickets will, muss schnell sein: Die ersten vier von insgesamt 14 Kategorien sind schon ausverkauft.
Lockerer Plausch beim Frühstück: Christian Horner, Sebastian Vettel und Helmut Marko haben keine Scheu davor, Mercedes-Konkurrent Niki Lauda einzuladen. Nur dessen Kollege Toto Wolff ist beim "Brausehersteller" immer noch Persona non grata.
Nicolas Todt und Monisha Kaltenborn sind sich angeblich schon einig: Todt-Schützling Pastor Maldonado wird voraussichtlich zu Sauber kommen. Mit den 35 Millionen Euro von PDVSA im Gepäck kann das Schweizer Team zumindest einige seiner Rechnungen zahlen.
Und auch Nico Hülkenberg weiß endlich, wo er landet: bei seinem Ex-Team Force India. Dort nimmt er zum zweiten Mal nach 2012 seinem Landsmann Adrian Sutil das Cockpit weg. Hier im Gespräch mit Manager Werner Heinz.
Vor dem Start noch Rumgefummel am Helm. Der Gummi-Trinkschlauch war nämlich zu lang, und das ist unangenehm, wenn der Helm erstmal auf dem Kopf ist. Also schnipselten Hülkenberg und sein Physio das noch vor dem Start zurecht.
Ferrari gedenkt indes den Betroffenen der Hochwasserkatastrophe auf Sardinien. Und wie man die Hilfsbereitschaft der Scuderia kennt, wird es nicht bei einer einfachen Boxentafel bleiben.
Altbekannte Paddock-Gäste: Niki Lauda mit seinem früheren Rivalen Emerson Fittipaldi, heute Vorsitzender der Fahrerkommission der FIA.
Hätten Sie diesen Herrn wiedererkannt? Nein, das ist nicht der neueste Latino-Popstar, sondern Tarso Marques. Zwischen 1996 und 2001 bestritt der Brasilianer insgesamt 24 Formel-1-Rennen für das Minardi-Team. Heute fährt er in Brasilien Stockcar-Rennen.
Interlagos ist nicht mehr die neueste Rennstrecke, und 2014 soll die komplette Anlage modernisiert werden. Aber solange diese beiden Herren (Herbie Blash und Charlie Whiting von der FIA) grünes Licht geben, darf noch gefahren werden. Übrigens: Die weißen Linien, an denen sie auf diesem Foto gerade langmarschieren, hätte sich Felipe Massa mal genauer anschauen sollen...
Die Fahrerparade vor dem Start, traditionellerweise auf der Ladefläche eines LKW. "Es ist hier wie im Fußballstadion, von der Atmosphäre her", sagt Fernando Alonso. "Ich fahre gern hier."
Anlässe zum Feiern, der Bedeutung nach geordnet. Platz drei: Rookie Max Chilton sieht in allen 19 Rennen die Zielflagge. Das hat seit Tiago Monteiro im Jahr 2005 kein Formel-1-Neuling mehr geschafft.
Platz zwei: Mercedes schlägt Ferrari in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft - ein Erfolg, der acht Millionen Euro wert sein soll, wie man munkelt. Sportchef Toto Wolff ist die Erleichterung anzusehen, kann aber in Brasilien wegen des frühen Rückflugs nicht mehr Party machen. "Ich betrinke mich eben im Flieger", grinst er.
Platz eins: Red Bull holt zum vierten Mal hintereinander beide WM-Titel! Einige Mitarbeiter halten sich auf diesem Foto Masken ins Gesicht - und verabschieden damit ihren Kollegen Tom Batch. "Leider verlässt er uns jetzt", bedauert sogar Champion Sebastian Vettel. "Ich möchte ihm danken für all seine Arbeit, die er geleistet hat."
Brasilien bedeutete auch das Ende der V8-Ära, und weil die alten Motoren nun nicht mehr gebraucht werden, machte sich das Caterham-Team nach dem Rennen einen Spaß daraus, ein Aggregat solange auf 18.000 Touren zu drehen, bis die Luft raus war. Übrigens: Renault hatte schon das letzte Rennen der V10-Ära gewonnen - und wiederholte dieses Kunststück nun auch mit dem V8.
Die Klasse von 2013 - aber wie Sie richtig erkennen, sind das nicht die Fahrer, sondern die Pressesprecher der Teams. Auffällig: Andy Stobart (Lotus, Mitte hinten) trägt immer noch den Schnauzer für die "Movember"-Charity. Der große Herr in der Mitte ist FIA-Kommunikationschef Matteo Bonciani - so, wie er sich am wohlsten fühlt: umzingelt von schönen Frauen...
Und hier die "echte" Klasse von 2013. Es fehlt nur Kimi Räikkönen, der kürzlich in Straßburg am Rücken operiert wurde. An seiner Stelle durfte Landsmann Heikki Kovalainen aufs Foto.
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