Ecclestone: Demokratie würde nicht funktionieren

Bernie Ecclestone outet sich mal wieder als Freund einer gesunden Diktatur und erhält Rückenwind, was seine Verwicklung in den Fall Gribkowsky angeht

(Motorsport-Total.com) - Am 28. Oktober wird Bernie Ecclestone 83 Jahre alt, und während sich viele in der Formel 1 fragen, wer oder was danach kommen soll, scheint Ecclestone selbst noch nicht an den Ruhestand zu denken: "Ich lebe noch und es geht mir gut. Hoffentlich kann ich unsere Firmen noch managen", erklärt er im Interview mit der 'New York Times'.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone erhält im Fall Gribkowsky Rückenwind Zoom

Wenn er sagt managen, dann meint er: im Alleingang. Denn letztendlich, das macht Ecclestone klar, ist immer er derjenige, der entscheidet: "Wenn man versuchen würde, dieses Business demokratisch zu führen, dann würde das nicht funktionieren", sagt er. "Die Hälfte der Leute werden sich sowieso nicht einig. Um etwas erledigt zu bekommen, würde es zwei Monate dauern, obwohl wir eine Antwort oftmals innerhalb von zwei Tagen brauchen."

Doch diese diktatorischen Verhältnisse könnten in der Formel 1 spätestens dann ein Ende haben, wenn Ecclestone in München der Prozess gemacht wird. Das wird, wenn überhaupt, frühestens nächstes Jahr der Fall sein. Dem Briten wird bekanntlich vorgeworfen, den Banker Gerhard Gribkowsky bestochen zu haben, der den Verkauf von Formel-1-Anteilen der Bayerischen Landesbank (BayernLB) an CVC Capital Partners abgewickelt hat.

Gribkowsky, inzwischen rechtskräftig verurteilt und im Gefängnis, behauptet, Ecclestone habe ihn mit 44 Millionen US-Dollar bestochen, damit dieser auch nach dem Verkauf an CVC Geschäftsführer der Formel 1 bleibt. Ecclestones Verteidigung lautet, er sei von Gribkowsky erpresst worden. Der BayernLB-Banker habe damit gedroht, die britischen Finanzbehörden mit angeblich falschen Details über das Ecclestone-Imperium zu füttern.

Rückenwind erhält Ecclestone nun von seinem langjährigen Wegbegleiter und Freund Max Mosley, der Mitte des vergangenen Jahrzehnts, als die BayernLB aus der Formel 1 ausgestiegen ist, Präsident der FIA war. Mosley argumentiert, dass Ecclestone niemanden bestechen musste, um Geschäftsführer zu bleiben, weil die FIA dies ohnehin verhindert hätte. Bekanntlich kann die FIA bei jedem Verkauf von Formel-1-Anteilen ihr Veto einlegen.

Das hätte sie getan, wenn CVC die Absicht gehabt hätte, Ecclestone abzusetzen: "Die Entscheidung wäre beim Motorsport-Weltrat gelegen, in dem Bernie - wie jeder weiß - viele Freunde und Unterstützer hat. Er hätte also starke Unterstützung genossen, ganz abgesehen von allem, was ich selbst gedacht hätte. Er wäre sehr stark gewesen und hätte nicht abgelöst werden können", wird Mosley vom 'Sunday Telegraph' zitiert.

Außerdem enthüllen deutsche Gerichtsakten, dass Ecclestones Position auch dann geschützt gewesen wäre, wenn die BayernLB ihre Formel-1-Anteile nicht verkauft hätte. Demnach hatte der von der Ecclestone-Familie kontrollierte Bambino-Treuhandfonds, der ebenfalls Anteile an der Formel 1 hält, seit 28. August 2005 ein schriftlich festgehaltenes Vetorecht für den Fall, dass es einen Wechsel des Geschäftsführers geben sollte.