Liuzzi: Marussia-Virgin und Lotus in Reichweite
Trotz der 107-Prozent-Pleite will Liuzzi schon in Sepang Marussia-Virgin attackieren, auch wenn die Qualifying-Hürde dort schwieriger zu schaffen ist
(Motorsport-Total.com) - Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, doch am Ende zog das HRT-Team den Kürzeren. Man hatte den F111 erst in der Box von Melbourne zusammengebaut, konnte daher im Training kaum Runden zurücklegen und scheiterte schließlich relativ deutlich an der 2011 wieder eingeführten 107-Prozent-Hürde.

© HRT
Cool Spot? HRT rangierte in Melbourne abgeschlagen am Ende des Feldes
Besonders bitter war dies für den Italiener Tonio Liuzzi, der kurzfristig beim Team von Colin Kolles unterschrieben hatte, um dann beim Rennen in Melbourne zuschauen zu müssen. "Insgesamt können wir zufrieden sein, dass wir das Auto zum Laufen brachten", meint der ehemalige Force-India-Pilot, "dennoch war es kein gutes Wochenende, weil wir das Rennen verpasst haben. Es war ein eigenartiges Gefühl, die Geschehnisse am Sonntag von der Seitenlinie aus zu verfolgen. Es fühlte sich so eigenartig an, meine Rennausrüstung nicht zu tragen. Es gab viele eigenartige Dinge, aber so ist es."
Dass man an der 107-Prozent-Hürde scheiterte, gibt laut Liuzzi kaum Aufschlüsse über das Potenzial des F111: "Natürlich hatten wir dieses Wochenende Probleme. Aber wir mussten die Arbeit von zwei Monaten an einem Grand-Prix-Wochenende durchziehen. Am Freitag mussten wir Arbeit verrichten, die unter normalen Umständen im Dezember oder im Januar angestanden wären."
107-Prozent-Hürde sinnlos?
Dass die Rennkommissare um den ehemaligen Formel-1-Piloten Johnny Herbert schließlich kein Auge zudrückten und das Team trotz der schwierigen Umständen vom Start fernhielten, findet Liuzzi schade: "Für das Team wirkt es ein bisschen ungerecht, nachdem wir das Auto nach Australien gebracht hatten. Wir hofften auf etwas gesunden Menschenverstand, damit wir im Rennen Kilometer sammeln können."
Er glaubt nicht, dass man aufgrund des fehlenden Tempos eine Gefahr für andere Piloten geworden wäre: "In der Formel 1 gibt es nur professionelle Fahrer und ich sehe kein großes Problem darin, dass Autos langsamer als die 107 Prozent sind, solange jeder beim Überrunden aufpasst. Die Unterschiede beim Budget sind so groß, dass so ein Unterschied auf der Strecke zwischen den Schnellsten und den Langsamsten beim Saisonstart normal ist."
Trotzdem akzeptiert er die Entscheidung, dass das Reglement umgesetzt wird: "Regeln sind Regeln. Auch wenn wir es gerne anders gehabt hätten, akzeptieren wir die Entscheidung der Rennkommissare. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass es nicht mehr passiert."
Liuzzi bläst in Sepang zum Agriff
Schon in Malaysia haben Liuzzi und sein Teamkollege Narain Karthikeyan die nächste Gelegenheit, an einem Grand Prix teilzunehmen. Der Italiener rechnet aber auch dort mit einer schwierigen Aufgabe: "Ich glaube, dass es anders laufen wird als in Melbourne. Wenn ich aber vor der Saison sagen hätte müssen, welche Strecke punkto 107-Prozent-Zeit die schlimmste ist, dann hätte ich wegen der Charakteristik leider Malaysia gesagt. Dennoch glaube ich, dass wir uns im Vergleich zu Australien verbessern können und verglichen mit Marussia-Virgin ein gutes Tempo fahren werden."
Tatsächlich glaubt der Italiener, dass die Truppe um Timo Glock in Reichweite liegt: "Sie sind ein realistisches Ziel, obwohl wir vor der Saison als ultimatives Ziel Platz zehn in der Konstrukteurs-WM angegeben haben. Es ist zwar wahr, dass auch Lotus in Australien nicht so stark ausgesehen hat, doch das erste Rennen ist immer für alle schwierig. Wir müssen uns ansehen, wie es ihnen in Malaysia gehen wird, bevor wir unsere Ziele zu hoch stecken."
Liuzzi setzt nun seine Hoffnungen in die vielen neuen Teile, die schon in Sepang am Boliden sein werden: "In Malaysia werden sich viele Dinge ändern - eine ordentliche Nase und ein Flügel, bessere echte Dämpfer. Wir sollten in viel besserer Form sein."

