• 26.03.2011 17:18

  • von Stefan Ziegler & Dieter Rencken

Unterschiedliches Tempo: Sorgen bei den Fahrern

Die zum Teil erheblichen Unterschiede bei der Geschwindigkeit der Fahrzeuge sind nicht allen Fahrern ganz geheuer - Steigt die Unfallgefahr?

(Motorsport-Total.com) - In der ersten Qualifikation des Rennjahres erhielten die Fahrer und ihre Teams erstmals eine Auskunft über das wahre Kräfteverhältnis im Starterfeld, was manchen Protagonisten einige Sorgenfalten auf die Stirn trieb: Die Unterschiede zwischen etablierten und neuen Teams sind noch immer groß und die neuen Pirelli-Reifen verschärfen diese Situation. Ist deshalb eine erhöhte Unfallgefahr zu befürchten?

Titel-Bild zur News: Narain Karthikeyan, Timo Glock

Rollende Schikanen? HRT und Virgin sind derzeit die Schlusslichter der Formel 1...

Renault-Fahrer Nick Heidfeld sieht durchaus ein gewisses Sicherheitsrisiko, wenn derart ungleiche Fahrzeuge zeitgleich auf der Strecke unterwegs sind: "Wenn du selbst auf neuen Reifen unterwegs bist und ein HRT-Pilot mit alten Pneus fährt, wären die Unterschiede beim Tempo einfach zu groß", findet der Deutsche. "Im Hinblick auf das Rennen haben wir genau deshalb die 107-Prozent-Regel."

Eben diese wurde HRT beim Saisonauftakt zum Verhängnis: Narain Karthikeyan und Vitantonio Liuzzi konnten im Zeittraining zwar endlich für mehrere Runden ins Lenkrad greifen, verpassten die nötige Zeit aber deutlich und büßten selbst auf das vorletzte Team noch über zwei Sekunden ein. Damit stellte das indisch-italienische Gespannt in der Qualifikation hauptsächlich ein großes Hindernis dar.


Fotos: Großer Preis von Australien, Samstag


"Ich würde sie nicht als Risiko bezeichnen, doch dadurch ist das Zeittraining für alle sehr schwierig", sagt Heidfeld. "Mit 24 Autos ist es auf der Strecke ohnehin schon sehr eng. Hast du dann noch einen HRT vor dir, musst du vor deiner schnellen Runde schon einmal acht Sekunden Abstand lassen. Das wiederum macht die Strecke an sich sehr klein. Man hat ja schließlich noch andere Autos hinter sich."

Die Fahrer sind zur Aufmerksamkeit angehalten

"Q1 ist deshalb eine sehr knifflige Angelegenheit", erläutert der 33-Jährige. "Man tut sich unheimlich schwer, weine freie Runde zu erwischen. Das könnte sogar noch schwieriger werden, wenn wir an einen Kurs kommen, auf dem die Reifen nicht gar so lange halten. Wäre es so gewesen, wie beim Test in Barcelona, dann hätten wir jeweils nur einen Versuch gehabt", gibt Heidfeld zu Protokoll.

"Ich wünsche ihnen, dass das Fahrzeug schneller wird." Nick Heidfeld

"Ich brachte aber auch so keine Runde zustande. Und wenn die Reifen nur einen Anlauf hergeben, wird es richtig schwierig", sagt der Deutsche, zeigt aber Verständnis für seine Rivalen in langsamen Autos: "Sie wollen natürlich auch fahren. Ich wünsche ihnen, dass das Fahrzeug schneller wird." Bis dahin gibt es laut Rubens Barrichello (Williams) nur ein Gebot: Aufmerksamkeit sei das A und O.

Dies gelte sowohl für das Überrunden wie auch den Zweikampf bei unterschiedlicher Bereifung. "Die Fahrer müssen möglichst früh reagieren, um ihre Linie zu verteidigen. Wenn man nämlich erst spät reagiert und der Hintermann mit einem großen Überschuss heranrauscht, dann könnten wir etwas erleben, wie es Mark im vergangenen Jahr widerfahren ist", hält der brasilianische Rennfahrer fest.¿pbvin|512|3539|inside|0|1pb¿

Gibt es 2011 mehr Safety-Car-Phasen?

Red-Bull-Pilot Mark Webber war im vergangenen Jahr beim Großen Preis von Europa in Valencia auf den deutlich langsameren Heikki Kovalainen (Lotus) aufgelaufen und war mit dem Finnen kollidiert. Der RB6 stieg über den T127 auf und Webber hatte Glück im Unglück, bei seiner Flugeinlage nicht auf die Streckenbegrenzung zu treffen, sondern einfach "nur" in der Auslaufzone wieder aufzukommen.

"Das kann ein Problem werden, denn einfach ist die Situation nicht." Kamui Kobayashi

Solche Unfälle wolle man tunlichst vermeiden, betont Barrichello. Aus diesem Grund habe man dieses Thema bereits in der Fahrerbesprechung angeschnitten. Rückendeckung gibt es diesbezüglich von Kamui Kobayashi (Sauber): "Gerade am Bremspunkt kann es riesige Unterschiede geben. Wir wissen ja nicht, was die anderen machen. Das kann ein Problem werden, denn einfach ist die Situation nicht."

"Wir Fahrer müssen im Rennen sehr aufmerksam auf das Tempo der anderen schauen", meint Kobayashi. Mercedes-Teamchef Ross Brawn rechnet just aus den nun größeren Unterschieden bei der Geschwindigkeit damit, dass die Rennleitung viel zu tun haben wird: "Ich erwarte mehr Safety-Car-Phasen", sagt der Brite. Zudem werde es 2011 wohl überaus viele Boxenstopps geben.