Liuzzi: F-Schacht-Sorgen vor dem Schlussspurt
Vitantonio Liuzzi spricht über seine Probleme mit dem F-Schacht, die Herausforderung Nachtrennen in Singapur und seine Ziele für den Saisonabschluss
(Motorsport-Total.com) - Wenn man der Gerüchteküche "Radio Fahrerlager" glauben darf, dann steht schon so gut wie fest, dass Vitantonio Liuzzi sein Cockpit bei Force India ab 2011 an Testfahrer Paul di Resta übergeben muss. Doch der Italiener klammert sich an den letzten Strohhalm und möchte das Ruder mit starken Leistungen in den letzten Rennen herumreißen. Darüber und über einige interessante Themen spricht er im Interview vor dem fünftletzten Grand Prix des Jahres in Singapur.

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Vitantonio Liuzzi möchte in den letzten Rennen noch viele Punkte sammeln
Frage: "Vitantonio, ich könnte mir vorstellen, an diesem Wochenende geht es für dich primär darum, ein problemloses Wochenende zu haben..."
Vitantonio Liuzzi: "Ich möchte ein sauberes Rennen fahren und ohne Probleme die Zielflagge sehen. Beim vergangenen Event gab es Schwierigkeiten mit dem Motor. Das Team und ich kämpfen gegen all diese Probleme an. Wir versuchen, diese Dinge auszusortieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir konkurrenzfähig sein können, wenn alles prima läuft. Wir sollten eine gute Figur abgeben."#w1#
F-Schacht-Entscheidung nach dem Training
"Die Frage, die sich uns am Freitag stellt, ist, ob wir mit oder ohne F-Schacht antreten werden. Die Simulation spricht jedenfalls für den Einsatz dieses Systems, wohingegen ich vorziehen würde, ohne den F-Schacht an den Start zu gehen. Wenn wir es aber am Auto lassen, werden wir es natürlich auch verwenden. Unterm Strich müssen wir halt erst einmal den Freitag abwarten. In Monza hatten wir zudem ein kleines Motorenproblem, das für ein riesiges Tohuwabohu gesorgt hat. Das Team hat diesen Vorfall genau analysiert. Das sollte uns keine weiteren Schwierigkeiten mehr bereiten."
Frage: "Wie sehr beschäftigt dich der F-Schacht, zumal dein System zuletzt nicht korrekt zu funktionieren schien?"
Liuzzi: "Das Team hat meiner Meinung nach ein sehr gutes Hilfsmittel entwickelt, das uns einen großen Vorteil auf eine Runde beschert - wenn es funktioniert. Das Problem an meinem Auto war nur, dass der F-Schacht bei der Hälfte seiner Einsätze nicht richtig gearbeitet hat. Auf Kursen wie Spa und Silverstone, wo wir es mit langen Geraden zu tun haben, war der Zeitverlust doch immens. Mir hat dieses System in diesem Jahr sicherlich nicht allzu viel Spaß gemacht."
Frage: "Geht es dabei um die richtigen Einstellungen des F-Schachts?"
Liuzzi: "Der F-Schacht ist ein überaus komplexes System. Dabei sind viele kleine Röhrchen miteinander verknüpft. Gibt es da ein kleines Leck oder eine Engstelle, kann das zu Problemen führen. Manchmal lässt sich der F-Schacht nicht wieder abstellen, sondern er arbeitet weiter. Das hat manchmal gerade den gegenteiligen Effekt."
"Ich möchte mich aber nicht allzu sehr beschweren, weil das wirklich eine komplizierte Angelegenheit ist. Es ist schwierig genug, dieses System zum Arbeiten zu bringen. Man findet halt nur schwer eine Lösung, wenn man diesbezüglich in Schwierigkeiten steckt. Man verändert verschiedene Dinge am Auto, doch das Problem bleibt bestehen."
¿pbvin|512|3130||0|1pb¿Frage: "Die nicht-permanenten Rennstrecken wie Monte Carlo und Montréal schienen dir in diesem Jahr zu liegen, nur in Valencia hattest du ein paar Schwierigkeiten..."
Liuzzi: "In Valencia waren wir eigentlich ordentlich unterwegs - abgesehen von einem Reifenproblem in der Qualifikation. Im Rennen holte uns das Team gemeinsam an die Box, also musste ich warten."
Frage: "Was ist an diesem Wochenende drin für dich?"
Liuzzi: "Ich denke, bei diesen Bedingungen können wir etwas mehr ausrichten als sonst - auch wenn diese Strecke unserem Auto nicht unbedingt entgegenkommt. Es könnte durchaus etwas Regen geben, was uns angesichts der vielen technischen Kurven in die Karten spielen könnte. Das könnte eine Hilfe sein. Einfach wird es aber nicht, denn wir kämpfen um den sechsten Platz in der Herstellerwertung. Dort liegen wir mit Williams im Clinch, die in Singapur bislang immer sehr stark unterwegs waren. Vor uns liegt also mit Sicherheit kein einfaches Wochenende."
"Für Suzuka haben wir uns da schon etwas mehr vorgenommen. Aber wie du schon sagtest: Auf Stadtkursen war unsere Leistung bislang meist recht gut. Singapur ist aber noch ein Fragezeichen. Wir werden am Freitag sehen, wie gut wir zurechtkommen. Wir werden jedenfalls alles geben, um in den dritten Abschnitt der Qualifikation vorzustoßen. Das Zeittraining ist hier nämlich ungeheuer wichtig."
Lob für die Entwicklungsarbeit
Frage: "Was erhoffst du dir von den Neuerungen an deinem Auto? Ihr werdet einen neuen Frontflügel und einige weitere Kleinigkeiten am Start haben..."
Liuzzi: "Das ist prima. Überhaupt hat das Team in diesem Jahr großartige Arbeit geleistet. Die Updates haben genau das umgesetzt, was wir im Windkanal festgestellt hatten. Ich bin daher sehr zuversichtlich, dass alles wie geplant funktionieren wird. Aus diesem Grund sind wir sogar ein bisschen optimistischer als sonst. Diese Neuerungen sollten uns nämlich dabei helfen, eine bessere Balance zu finden und generell etwas mehr Selbstvertrauen auf diesem Kurs zu sammeln."
Frage: "Wie schwierig ist dieses Rennen aus Fahrersicht? Fällt es dir schwer, im europäischen Zeitmodus zu bleiben, oder hast du mit dieser Umstellung keinerlei Probleme?"
Liuzzi: "So einfach ist das nicht. Manchmal würdest du gerne noch etwas später ins Bett gehen, aber das kannst du aufgrund der Zeitverschiebung halt nicht tun. Daher wachst du schon früher auf und musst vier, fünf Stunden später schon an der Strecke sein."
"Auch wenn man versucht, im europäischen Modus zu bleiben, so hat man doch gewisse Schwierigkeiten mit dem Zeitplan. Man fühlt sich insgesamt müder als bei einem normalen Event. Es kommt halt alles zusammen: Du solltest dich akklimatisieren, musst aber nach dem Europamodus leben. Dann hätten wir da noch die große Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit. Ich kann mich noch gut an das Rennen im vergangenen Jahr erinnern - damals waren die Bedingungen extrem. Es sind einige Dinge, welche diesen Grand Prix zu einer der härtesten Veranstaltungen des Jahres machen."
Frage: "Bereitet es dir keine Schwierigkeiten, dass du nicht zur üblichen Tageszeit deine Leistung erbringen musst? Ist das eine Umstellung für dich? Wie gehst du damit um?"
Liuzzi: "Das ist eine Sache, die du im Jahresverlauf mit deinem Trainer erarbeitest. In der Formel 1 ist dein Training quasi dein Mitbewohner, denn mit ihm verbringst du die meiste Zeit. Er kennt dich ganz genau und das Verhalten deines Körpers."
"Mein Trainer überwacht mein Timing und auch, was ich täglich zu mir nehme. Er versucht, all das zu optimieren. Singapur ist ein anspruchsvolles Rennen, doch schon 2009 war ich fit und vorbereitet dafür. Ich denke nicht, dass es ein Problem geben wird. Einfach wird es jedenfalls nicht."
Frage: "Worauf liegt in den letzten fünf Rennen dein Hauptaugenmerk? Möchtest du möglichst viele Punkte abgreifen, weil deine Ausbeute 2010 nicht immer deiner wahren Leistung entsprach?"
Liuzzi: "Ich denke, wir konnten zeigen, dass wir Punkte holen können, wenn alles passt. Dann war es niemals ein Problem, in die Top 10 zu fahren. Zum Beispiel in Monza hätten wir gute Punkte abgreifen können, wenn wir nur einfach von der Position hätten losfahren können, die drin gewesen wäre. So gab es weitere Gelegenheiten, doch das gehört einfach zu dieser Meisterschaft dazu."
"Wichtig ist, die letzten Rennen weit vorne zu beschließen. Die Leute erinnern sich schließlich eher an das Ende als an den Anfang eines Jahres. Aus diesem Grund ist das von großer Bedeutung. Wie ich schon sagte: Das Team und ich haben uns zum Ziel gesetzt, die Herstellerwertung auf dem sechsten Rang zu beenden. Dafür müssen wir konstant sein und Punkte holen. Wir wollen vor Williams liegen und das ist wichtiger als alles andere."

