Legendärer Designer Barnard dankt ab

Der legendäre Formel-1-Designer John Barnard hat seine Firma B3 Technologies verkauft und beendet damit ein Kapitel Motorsportgeschichte

(Motorsport-Total.com) - John Barnard hat heute den Verkauf seiner im britischen Surrey niedergelassenen Firma B3 Technologies offiziell bekannt gegeben und damit ein Kapitel Motorsportgeschichte beendet. B3 geht an ein Geschäftskonsortium um den früheren Kommerziellen Direktor der Barnard-Organisation, John Minett, über.

Titel-Bild zur News: John Barnard

Das Ende einer Ära: John Barnard beendet seine Karriere als Designer

Barnards Karriere als Designer begann schon Ende der 1960er-Jahre, als er seine ersten Formelautos baute, ehe er in die USA wechselte, um dort den legendären Chaparral K2 zu konstruieren, der den amerikanischen Rennsport revolutionieren sollte. Dadurch wurde ein gewisser Ron Dennis auf ihn aufmerksam, der gerade bei McLaren die Kontrolle übernommen hatte und seinen Landsmann unbedingt zurück nach Europa holen wollte.#w1#

Vater der großen McLaren-Erfolge

McLaren-Ford MP4/1

McLarens MP4/1 setzte mit dem Kohlefaser-Monocoque neue Standards Zoom

Für McLaren setzte sich Barnard an sein bis dahin ehrgeizigstes Projekt, nämlich an das erste Kohlefaser-Monocoque im Rennsport überhaupt. Der MP4/1 gewann 1981 bis 1983 sechs Grands Prix, leitete aber vor allem eine Sicherheitsrevolution ein, die später vielen Fahrern das Leben retten sollte. Außerdem diente das Chassis als Basis für die unglaublich erfolgreiche McLaren-Palette, die in den 1980er-Jahren teilweise alles in Grund und Boden fuhr.

1987 köderte Enzo Ferrari den Genius, der heute von vielen als Vorgänger von Adrian Newey gesehen wird. Ferrari ließ sich dazu überreden, für Barnard in Großbritannien ein externes Designbüro einzurichten, weil dieser seine Heimat unter keinen Umständen in Richtung Maranello verlassen wollte. In jenen Jahren führte Barnard das semiautomatische Getriebe mit Schaltwippen am Lenkrad ein - sein zweiter Coup, der in die Geschichte eingehen sollte.

Nach einem Intermezzo bei Benetton und dem gescheiterten ersten Anlauf von Toyota, in die Formel 1 einzusteigen, kehrte Barnard zu Ferrari zurück, diesmal allerdings unter anderen Voraussetzungen: Er arbeitete nicht mehr von einem externen Ferrari-Büro aus, sondern seine neu gegründete Firma B3 wurde von Ferrari beauftragt. Genau wie die erste Kooperation zwischen Barnard und Ferrari war aber auch die zweite nicht vom erhofften Erfolg gekrönt.

Letzte Erfolge in den 1990er-Jahren

Ferrari 640

Ferraris 640 war das erste Formel-1-Auto mit semiautomatischem Getriebe Zoom

Unter Barnards technischem Kommando schaffte Ferrari 1994 mit Gerhard Berger und Jean Alesi noch die ersten beiden Siege nach einer langen Durststrecke, aber mit der Ankunft von Michael Schumacher und dem halben Benetton-Team im Jahr 1996 war seine Regentschaft bei den Roten effektiv beendet. Der letzte Grand-Prix-Sieg eines Autos mit Barnard-Ideen gelang Schumacher 1997 im japanischen Suzuka.

1998 entwickelte B3 den zumindest optisch revolutionären Arrows A19, dessen bestes Resultat jedoch ein vierter Platz durch Mika Salo beim Grand Prix von Monaco bleiben sollte. Anschließend arbeitete Barnard für seinen alten Bekannten Alain Prost, doch als auch dessen Team in Konkurs ging, kehrte er der Königsklasse ganz den Rücken zu, um für kurze Zeit Technischer Direktor beim Motorrad-WM-Team von Kenny Roberts zu werden.

Auch wenn Barnard, heute 61 Jahre alt, nun nicht mehr aktiv als Designer im Motorsport tätig ist, so hinterlässt er doch ein großes Vermächtnis. Kohlefaser-Monocoque und Wippschaltung waren Pioniertaten, die immer mit seinem Namen verbunden bleiben werden. Und auch B3 ist in verschiedensten Feldern tätig - unter anderem im Motorsport, in der Luftfahrt, in der Militärindustrie und in der Herstellung medizinischer Geräte.