• 23.06.2002 10:50

Lauda bei Jaguar offenbar vor dem Aus

Sollte der verbesserte Jaguar R3 beim Großbritannien-GP keine Steigerung darstellen, steht Lauda bei Jaguar offenbar vor dem Aus

(Motorsport-Total.com/sid) - Als Fahrer dreimal Weltmeister, als Teamchef bisher erfolglos: Niki Lauda droht nach einer schier endlosen Serie von Pleiten, Pech und Pannen beim Formel-1-Team Jaguar angeblich die Entlassung. Nick Scheele, Chef der Konzernmutter Ford, will dem 53 Jahre alten Österreicher laut 'Bild am Sonntag' eine Bewährungsfrist von nur noch einem Rennen einräumen. Wenn auch der beim "Heimspiel" in Silverstone (7. Juli) erstmals eingesetzte komplett überarbeitete Jaguar R3 der Konkurrenz hinterherfährt, soll Laudas Amtszeit zu Ende gehen.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Muss Niki Lauda das Jaguar-Racing-Team nach Silverstone verlassen?

Ford-Boss Scheele (58) ist angeblich Laudas Gehalt von geschätzten 2,65 Millionen Euro in Relation zu den mäßigen Ergebnissen von Eddie Irvine (Nordirland) und Pedro de la Rosa (Spanien) zu hoch. Vor allem, weil Heinz-Harald Frentzen (Mönchengladbach) beim finanzschwachen Arrows-Team mit dem gleichen Cosworth-Motor von Ford meist schneller ist als Jaguar.

Der neue Chef des US-Autoriesen fährt einen rigorosen Sparkurs, streicht daheim alle entbehrlichen Annehmlichkeiten. Verständlich, wenn man bedenkt, dass das Formel-1-Projekt alljährlich etwa 180 Millionen Euro kosten soll. Und für diese Summe fährt Jaguar mit Hinterbänkler Minardi um die Wette, obwohl den Italienern 120 Millionen weniger zur Verfügung stehen.

Lauda hatte am 6. Februar 2001 bei Jaguar angeheuert, danach in 25 Rennen aber nur 12 WM-Punkte geholt. Zu Beginn dieses Jahres war der neue R3 sogar langsamer als das erfolglose Vorjahresmodell - eine Fehlkonstruktion. Vor einigen Wochen hat zudem Laudas Fürsprecher und Vorgesetzter, Wolfgang Reitzle, den Konzern verlassen. Wenn das neue Auto nicht besser wird, könnte ihm Lauda bald folgen.

Lauda sah die Chancen seines Teams vor der Saison langfristig: "Ziel ist es, in diesem Jahr einige Schritte vorwärts zu machen, um 2003 in den Titelkampf eingreifen zu können." Ob ihm diese Zeit jedoch gewährt wird, ist derzeit mehr als fraglich. Seine Gegner werfen dem Österreicher seit geraumer Zeit vor, dass er sich mehr auf seine Fernsehauftritte bei RTL als auf seinen Job bei Jaguar konzentriere.

Vor der Saison hatte sich Lauda für eine "PR-Aktion" 17 Jahre nach seinem Rücktritt erstmals wieder in einen Formel-1-Rennwagen gesetzt. Auf der Strecke in Valencia drehte er im Jaguar mehrere Runden. Mit dieser ungewöhnlichen Aktion wollte sich Lauda ein besseres Bild von dem Auto machen. Viel geholfen hat s offenbar nicht.

Lauda hatte seine Formel-1-Karriere nach 171 GP-Einsätzen und drei WM-Titeln (1975, 1977, 1984) nach der WM-Saison 1985 beendet. Seine zweite Fahrer-Krone gewann der Österreicher nur ein Jahr nach dem schrecklichen Feuerunfall auf der Nürburgring-Nordschleife, den er wie durch ein Wunder trotz schwerster Verbrennungen überlebte.