Formel-1-Newsticker
Las-Vegas-Mittwoch in der Analyse: Die FIA bei den Fahrern am Pranger
Aktuell im Formel-1-Liveticker: +++ Norris: War noch nicht für Kampf gegen Max bereit +++ FIA in der Fahrer-PK am Pranger +++ Verstappen will Daytona fahren +++
Die Analyse des Medientags aus Las Vegas
Die Analyse mit den wichtigsten Themen des Mediendonnerstags (äh -mittwochs) könnt ihr re-live im Stream mit Ruben Zimmermann und Kevin Scheuren sehen.
Folgende Themen haben die beiden im Gepäck:
Fahrer vs. FIA
Skid-Block-Trick
Lando Norris
Lance Stroll: Besser als sein Ruf?
WM-Entscheidung in Las Vegas?
Medientag-Chaos
Fragen der Kanalmitglieder
Zu sehen gibt es das auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de
Piastri: Papaya-Regeln haben sich geändert
Mit den schwindenden Chancen auf den Fahrertitel haben sich auch die sogenannten Papaya-Regeln bei McLaren verändert. Zuletzt hatte Oscar Piastri Teamkollege Lando Norris im Kampf gegen Max Verstappen unterstützen müssen, doch diese Ansage ist jetzt vom Tisch - zumindest fast.
"Es gibt noch spezielle Szenarien, wo ich vielleicht helfen muss", erklärt der Australier, "aber in den meisten Situationen ist es wieder so, wie es vorher war."
Das heißt: Piastri muss Norris in den meisten Fällen nicht mehr seine Position abgeben, sondern kann wieder fahren wie davor. "Ich gehe mit dem Ziel in das Rennen, es zu gewinnen", sagt er daher klipp und klar.
Die Priorität bei McLaren ist derzeit auch eine andere: "Die Chance auf den Fahrertitel ist sehr gering, aber der Titel bei den Konstrukteuren ist noch nicht in Sack und Tüten, und das ist das Wichtigste", so Piastri. Dort führt McLaren aktuell mit 36 Punkten vor Ferrari.
Max Verstappen: Daytona auf dem Plan
Max Verstappen hat seine Begeisterung für den Langstreckensport noch einmal zum Ausdruck gebracht und sieht sich eines Tages dort fahren - die 24 Stunden von Daytona im Januar sind für ihn angesichts des Formel-1-Kalenders aber keine Option.
Der 27-jährige Niederländer fuhr am Dienstag auf dem Las Vegas Motor Speedway einen Acura ARX-06 und machte damit seine ersten Erfahrungen mit GTP-Autos. Im Anschluss erzählte Verstappen von seinen Plänen: "Ich weiß, dass ich das in der Zukunft sowieso machen möchte, aber es geht nur darum, die Zeit dafür zu finden", betont er.
"Bei dem vollen Zeitplan in der Formel 1 ist es fast unmöglich, weil wir so spät in der Saison fertig werden, und dann ist es ziemlich unmöglich, sich richtig vorzubereiten, wenn man in Daytona oder so fahren muss."
"Ich weiß, dass ich, wenn ich es machen will, dann will ich auch gewinnen und wirklich konkurrenzfähig sein. Der einzige Weg, das zu erreichen, ist, richtig zu testen und sich wirklich gut vorzubereiten, was im Moment nicht möglich ist."
"Aber, wer weiß? Vielleicht in ein paar Jahren. Dann bin ich noch jung und kann die Autos fahren.“
Budgetindex: Keine Lobby für Audi
Schlechte Nachrichten für das zukünftige Audi-Team: "Abgesehen von Sauber sind alle dagegen", sagt Haas-Teamchef Ayao Komatsu nach einem Treffen der Formel-1-Kommission. Gemeint ist eine Ausnahmeregelung für den Rennstall, der sich mit seinem Standort in der Schweiz höheren Personalkosten ausgesetzt sieht.
Das heißt: Unter der Budgetgrenze bleibt dem Team weniger Geld für Forschung und Entwicklung, weswegen man gerne eine Lösung finden würde, die einen solchen Kostenindex beinhaltet. Das Problem: Das wollen die anderen Teams nicht.
Wie sie argumentieren und warum Audi so die sportliche Bedeutungslosigkeit droht, könnt ihr hier in der News lesen.
Finnland-Ära endet nach 36 Jahren
Mit dem Aus von Valtteri Bottas steht auch fest, dass 2025 kein Finne mehr im Formel-1-Feld vertreten sein wird. Damit endet eine Ära, denn dass zum letzten Mal eine Saison ohne finnische Beteiligung stattfand, war 1988! Seitdem war immer ein Fahrer des Landes vertreten.
Das ist schade, aber auf der anderen Seite natürlich auch erstaunlich, dass sich ein kleines Land wie Finnland mit seinen 5,6 Millionen Einwohnern so lange halten konnte und dabei so viele gute Fahrer wie Mika Häkkinen, Kimi Räikkönen oder Keke Rosberg hervorgebracht hat.
Für Finnland sieht es aber derzeit nicht so gut aus, denn weder in der Formel 2 noch in der Formel 3 ist derzeit ein Stammfahrer unterwegs. Die größte Hoffnung liegt derzeit auf Tuukka Taponen, der in der Formula Regional fährt. Immerhin gehört der 18-Jährige der Ferrari-Akademie an.
Launchevent? Lieber zuhause auf der Couch!
Große Freude scheint der angekündigte große Launchevent der Formel 1 nicht auszulösen - zumindest nicht bei den Fahrern. Max Verstappen hatte bereits gesagt, dass er kein Freund eines weiteren erzwungenen Termins ist, und auch Lando Norris ist anzusehen, dass er sich eine ehrliche Antwort verkneifen muss.
Zwar sei der Event für die Fans und den Sport sicherlich cool, "aber ich bin ehrlich, ich sitze lieber zuhause auf der Couch", lacht er. "Ich bin nicht so der offene Typ dafür. Aber am Ende des Tages ist es unser Job, von daher können wir uns nicht beschweren."
Norris: Kann es jetzt vielleicht mehr genießen
Auch bei Lando Norris hat eine Erkenntnis eingesetzt - und zwar, dass er wohl nicht Formel-1-Weltmeister 2024 wird. Denn Brasilien war eine Art Vorentscheidung zugunsten Max Verstappens. Er gibt zu: "Nach Brasilien war es hart, weil ich gemerkt habe, dass der erste Platz jetzt schwierig werden wird."
Generell habe sich für ihn aber nicht viel verändert. "Mein Ansatz ändert sich nicht. Es ist der richtige Ansatz, und wir waren in den vergangenen Rennen gut", betont der McLaren-Pilot.
Und: Vielleicht kann er jetzt etwas befreiter fahren. "Ich kenne meine Position und habe jetzt weniger zu verlieren", so Norris. "Vielleicht kann ich es jetzt mehr genießen."
Bottas: Sauber-Aus akzeptiert
Im nächsten Teil der Pressekonferenz sitzen Valtteri Bottas, Lando Norris und Liam Lawson. Den Anfang macht Bottas, der über sein mittlerweile feststehendes Aus bei Sauber spricht. Er habe die Entscheidung für Gabriel Bortoleto mittlerweile akzeptiert. "Das Leben geht weiter, vor mir liegen viele aufregende Dinge", sagt er.
"Es ist natürlich blöd, wenn man am letzten freien Platz hängt, denn wenn das nicht funktioniert, dann ist man raus", so der Finne, der sagt, auch mit anderen Leuten gesprochen zu haben, "aber viel weiter ging es nicht. Ich hatte großes Interesse am Audi-Projekt, aber es sollte nicht sein."
War es das mit ihm jetzt in der Formel 1? "Ich habe noch viel zu geben und liebe den Sport", betont er. "Ich muss meinen weiteren Weg jetzt herausfinden, es gibt aber viele interessante Dinge."
Russell: Fahrer haben Situation satt
Die FIA gerät immer weiter unter Beschuss. Gefragt, ob das Vertrauen der Fahrer in die FIA da sei, entgegnet er: "Ich bin nicht sicher, um ehrlich zu sein." Durch viele Änderungen im Verband sei dieser derzeit nicht sehr stabil, "weswegen es schwierig ist, unsere Änderungen einzuführen, die wir haben wollen", so Russell.
Er sagt sogar klipp und klar, dass die Fahrer die Situation "satt haben". Russell weiter: "Wenn wir das Gefühl haben, gehört zu werden, dann wird unser Vertrauen steigen."
Es sei nicht schwierig, sich mit FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem zusammenzusetzen, Maßnahmen umzusetzen "scheint aber etwas schwieriger zu sein".
"Wir wollen nicht viel", betont er, "aber wir wollen mit der FIA zusammenarbeiten. Und das passiert nicht."
Russell: Fahrer wussten nichts von neuem Rennleiter
Vor dem Rennen in Las Vegas hat es auch eine überraschende Änderung in der FIA gegeben. Rennleiter Niels Wittich hat seinen Posten mit sofortiger Wirkung verloren und wird in den letzten drei Rennen durch Rui Marques ersetzt.
Für die Fahrer war das eine Überraschung, denn bis zur Bekanntgabe wussten die Piloten nichts davon, wie George Russell in seiner Funktion als Vorsitzender der Fahrervereinigung GPDA sagt. "Wir Fahrer scheinen immer die letzten zu sein, die etwas herausfinden", sagt er und würde sich wünschen, dass die Fahrer bei Dingen eher in Kenntnis gesetzt werden.
Dass ein neuer Rennleiter jetzt drei Rennen vor Schluss einsteigt, sorge bei diesem für großen Druck glaubt er - gerade bei einem Rennen wir Las Vegas. "Das ist kein einfaches Rennen für einen neuen Renndirektor."
Gefragt, ob der Wechsel nötig war, sagt er: "Ich kann nur für mich sprechen, aber es ist kein Geheimnis, dass nicht alle zufrieden waren." Er sagt aber auch: "Hire and fire ist nicht immer die beste Lösung."
Magnussen: F1 zuletzt zu viel am TV verfolgt
Kevin Magnussen ist an diesem Wochenende übrigens wieder da. Der Däne hatte nach seiner Sperre in Baku auch das Rennen in Brasilien verpasst, weil er krank war. Magnussen wurde von Oliver Bearman vertreten, der jetzt aber wieder in die zweite Reihe rückt.
Magnussen hat damit zwei der letzten fünf Rennen verpasst, was für den Haas-Piloten seltsam ist. "Ich habe die Formel 1 zuletzt zu viel am TV verfolgt", sagt er lachend.
Ocon: Keine Zuversicht für P6
Zwischen Ocon und Magnussen geht es erst einmal um das WM-Duell. Magnussen gibt zu, dass er Alpine überhaupt nicht auf der Rechnung hatte, doch dank des Doppelpodiums in Brasilien sind die Franzosen plötzlich Sechster. Ocon selbst ist aber nicht zuversichtlich, dass Alpine die Position auch ins Ziel tragen kann, denn die Pace spreche ganz klar für die Konkurrenz - und die hat im Moment nur drei Punkte Rückstand und noch drei Rennen Zeit.
PK geht los!
Es ist 4:30 und damit starten wir in die Pressekonferenz - im ersten Teil mit Kevin Magnussen, George Russell und Esteban Ocon.
Hülkenberg: Ähnlich wie mit Barrichello damals
Nico Hülkenberg bekommt 2025 bei Sauber einen neuen Teamkollegen: Gabriel Bortoleto. Der 20-Jährige führt aktuell die Formel 2 an und darf im kommenden Jahr sein Formel-1-Debüt an der Seite des erfahrenen Deutschen geben, der sich dadurch ein wenig an sein eigenes erstes Jahr erinnert fühlt.
Denn bei Williams war er 2010 der Youngster, und an seiner Seite hatte er mit Rubens Barrichello den damals erfahrensten Piloten der Formel-1-Geschichte. "Zwischen Rubens und mir lagen rund 20 Jahre", sagt der Deutsche und meint damit die Formel-1-Erfahrung, denn eigentlich ist Barrichello "nur" 15 Jahre älter als Hülkenberg, befand sich damals aber bereits in seiner 18. Saison.
Hülkenberg ist sogar 17 Jahre älter als Bortoleto, geht aber "erst" in seine zwölfte volle Saison. "Es ist also ein bisschen weniger, aber es ist eine ähnliche Situation", so der Noch-Haas-Pilot.
Eine große Einschätzung zum neuen Brasilianer kann er aber nicht geben: "Ich habe noch keine Zeit mit ihm verbracht und keine Daten von ihm gesehen", sagt Hülkenberg. "Aber ich weiß, dass er die Formel 3 im ersten Jahr gewonnen hat und im Moment die Formel 2 anführt. Er scheint also schnell zu lernen und sich anpassen zu können. Ich bin sicher, er weiß, wie man fährt."

© Motorsport Images
Haas will Platz sechs: Es geht um viel!
Haas hat seit Brasilien einen neuen Gegner im Kampf um Platz sechs in der WM. Eigentlich hatte niemand mehr Alpine auf der Rechnung, die abgeschlagen auf Platz neun dahindümpelten, doch mit einem unerwarteten Doppelpodest in Sao Paulo haben sich die Franzosen auf Rang sechs katapultiert - sehr zum Ärger von Haas-Teamchef Ayao Komatsu.
"Ich habe immer gesagt, dass jedes Team mal schnell zehn Punkte an einem Wochenende machen kann. Mit 33 hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet", hadert der Japaner. "Aber es kann passieren, und es ist passiert. Wir müssen uns damit abfinden, das ist Racing."
Drei Rennen bleiben dem Team noch Zeit, um die derzeitigen drei Punkte Rückstand auf Alpine noch aufzuholen. "Es ist noch alles drin", betont Komatsu. "Wir müssen einfach Vollgas geben und uns in eine Position bringen, möglichst viele Punkte zu holen."
Aber aufgepasst: Auch die Racing Bulls liegen nach Brasilien nur noch zwei Zähler hinter Haas, sodass zwischen Platz sechs und acht noch alles drin ist - und das würde einen enormen Unterschied machen. "Es macht den Unterschied aus, ob wir an der Budgetgrenze sind oder nicht", so der Teamchef.
Max Verstappen vor viertem WM-Titel
Das sportlich Wichtigste an diesem Wochenende dürfte die anstehende WM-Entscheidung sein. Max Verstappen kann nach seinem Sieg in Brasilien den Sack zumachen und seinen vierten WM-Titel in Folge holen. Alles, was er dafür tun muss, ist, nicht mehr als zwei Punkte auf Titelrivale Lando Norris zu verlieren.
Der Engländer muss in Las Vegas drei Punkte mehr holen als Verstappen, um die Entscheidung zumindest bis Katar zu verschieben.
Verstappen selbst dürfte sicherlich nichts dagegen haben, den Titel in Las Vegas zu feiern - besser als im Sprint in Katar. Das hatte er ja schon im Vorjahr ...
Die Bilder aus Las Vegas
Apropos Fotos: Wer schon echte Fotos aus Las Vegas sehen möchte, dem empfehle ich unsere Galerie, wo bereits einige Schnappschüsse des Medientages eingelaufen sind.

