• 29.07.2014 11:26

  • von Stefan Ziegler

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Läuft wie geschmiert: Mit Mobil 1 hinter den Kulissen

Mit McLaren-Partner Mobil 1 am Puls der Formel 1: Was im Streckenlabor passiert, wie es in der Hospitality zugeht und was man im VIP-Bereich erlebt

(Motorsport-Total.com) - Haben Sie schon einmal den Mobil1-Sticker auf dem aktuellen McLaren MP4-29 gesehen? Und für einen Sponsor gehalten? Dann sind Sie auf dem Holzweg, denn die Partnerschaft zwischen ExxonMobil und McLaren ist weit mehr als bloßes Branding. Davon konnte ich mich beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim überzeugen - als Gast von Mobil und McLaren hinter den Kulissen.

Titel-Bild zur News: McLaren

Alles klinisch rein: Hier geht's hinein in die Box von McLaren in der Formel 1 Zoom

Und gleich der Empfang im Fahrerlager war etwas Besonderes. Denn unsere Gastgeber führten unsere Gruppe direkt in das Allerheiligste von Ron Dennis: in das "McLaren Brand Centre", eine der auffälligsten Hospitality-Bauten der Formel 1. Drei Stockwerke hoch, voll verglast mit Spiegeleffekt, komplett durchgestylt. Und der Zugang für Journalisten ist sonst nur auf das Erdgeschoss beschränkt.

Dort hatten meine Kollegen und ich am Donnerstag, dem Formel-1-Medientag, noch Stunden zuvor mit McLaren-Fahrer Jenson Button zusammengesessen, um ihm unsere Fragen zu stellen. Doch dieses Mal ging es höher hinaus: Eine steile und natürlich ebenfalls verspiegelte Wendeltreppe brachte uns hoch in die dritte Etage, wo nur die wichtigen Teampartner ihre Termine abhalten dürfen.

Alle Flüssigkeiten im MP4-29 stammen von ExxonMobil

Was den Stellenwert der Partnerschaft zwischen McLaren und ExxonMobil unterstreicht. Denn das britische Formel-1-Traditionsteam bezieht nicht nur den Treibstoff für den Mercedes-Motor im MP4-29 vom US-amerikanischen ExxonMobil-Konzern, sondern auch die Schmiermittel für Motor, Getriebe, Radlager und Antriebswellen, dazu die Flüssigkeit für die Hydraulik. "Mobil 1" ist übrigens der Markenname des Motoröls.

Jenson Button

Dem Team über die Schulter schauen: Das ist der MP4-29 von Jenson Button Zoom

Und ExxonMobil ist mehr als bloß ein reiner Zulieferer. Das hat uns McLaren-Rennleiter Eric Boullier bei unserem Besuch in der McLaren-Zentrale im Fahrerlager erklärt. Als offizieller Technologiepartner des Teams ist ExxonMobil nämlich auch in die Entwicklung eingebunden. Jede Verbesserung von ExxonMobil bei Kraftstoff, Schmiermitteln und weiteren Flüssigkeiten kann helfen, die Autoleistung zu steigern.

Mit entsprechend großem Aufwand widmet sich der Konzern der Forschung und Entwicklung, ist vor Ort an der Rennstrecke aber nicht weniger engagiert, wie der nächste Punkt auf der Tagesordnung aufzeigte - der Besuch in der McLaren-Box. Und die ist wirklich so aufgeräumt und "klinisch rein", wie es immer behauptet wird. An diesem Donnerstagabend vor dem Grand Prix war sie das jedenfalls.

Die Analyse als "Frühwarn-System"

Und das galt auch für die Analysestation, die ExxonMobil von Rennen zu Rennen transportiert und im hinteren Teil der Garage aufbaut. Die Messgeräte dort sind das wichtigste Werkzeug der ExxonMobil-Spezialisten um Tony Harlow, die für die Qualitätskontrolle zuständig sind. Im Wochenend-Verlauf nehmen sie etliche Proben der Flüssigkeiten im MP4-29 und untersuchen diese sofort auf Fehler.

Tony Harlow, Mobil 1

Tony Harlow erklärte, wie ExxonMobil die Partnerschaft mit McLaren gestaltet Zoom

"Auf diese Weise können wir feststellen, ob sich im Inneren ein Defekt anbahnt", erklärte uns Harlow. Denn die Diagnosegeräte listen einzelnen Bestandteile der Treibstoff- und Schmiermittel-Proben auf. Weichen diese Werte von der Norm ab, schlagen Harlow und seine Kollegen Alarm. Und arbeiten so Hand in Hand mit den McLaren-Ingenieuren, um eine möglichst gut Zuverlässigkeit zu gewährleisten.

Harlow verriet uns bei unserer kleinen Tour durch die McLaren-Box auch einen kleinen Kniff: Damit die Mechaniker im Falle austretender Flüssigkeit gleich wissen, welcher Flüssigkeits-Kreislauf im Auto beschädigt ist, sind die Mobil-Schmiermittel und -Öle mit unterschiedlichen Farbstoffen versetzt. Wird die Flüssigkeit dann mit der Taschenlampe angestrahlt, zeigt sich - je nach dem - ein bestimmtes Farbmuster.

Wie man Rennautos in den Schlaf schickt

Allerdings nicht an diesem Abend, an dem unser Boxenbesuch der letzte des Tages ist. Einmalig ist eine solche Tour offenbar nicht: Bis zu 60 Mal (!) an einem Rennwochenende führen die McLaren-Mitarbeiter ihre Gäste in kleinen Gruppen durch die Garage. Doch nicht allen wird dabei eine so große Ehre zuteil wie uns: Einige Gewinnspiel-Sieger durften den MP4-29 von Kevin Magnussen abdecken.

McLaren Brand Center, Hospitality

Blick vom dritten Stock des "McLaren Brand Centre" auf die Interview-Zone im EG Zoom

Sie wissen schon: Kurz vor Feierabend werden die Fahrzeuge in der Box verhüllt und "in den Schlaf" geschickt, wie man es bei McLaren nennt. Ja, die Rennautos werden durchaus vermenschlicht. Zum Beispiel vergleicht Harlow das Extrahieren einer Flüssigkeitsprobe gern mit einer Blutprobe. Um das Wohlbefinden des "Patienten" zu überprüfen, wie er sagt. Und eben dieses steht natürlich an erster Stelle.

Tags darauf, am Grand-Prix-Freitag, schien sich jedoch alles um uns Gäste zu drehen. Denn wir durften in den "Paddock Club" der Formel 1, den VIP-Bereich direkt über der Boxengasse. Und dafür braucht es natürlich ein spezielles Ticket, das uns als Tagespass überreicht wurde. Damit kamen wir durch die Drehkreuze am Eingang und hinein in die Zone, die Fans und Journalisten sonst verwehrt ist.

Ein Tag im Paddock Club der Formel 1

Wer die Hospitalitys der Rennställe im Fahrerlager und den Service dort schon für Luxus hält, wird im "Paddock Club" noch eine Stufe fürstlicher versorgt. Hier eine Champagner-Bar, dort riesige Plasma-Bildschirme, weiter hinten bequeme Ledersessel und überall Personal, das den Besuchern jeden Wunsch von den Augen abliest. Selbst das Mineralwasser am Tisch darf man hier nicht selbst einschenken.

Mobil 1, Oculus

Sieht unspektakulär aus, aber diese 3D-Brille ist ein besonderes Highlight! Zoom

Aktiv wurden wir Gäste dennoch, zumindest beim exklusiven Pitwalk durch die Boxengasse, aber auch bei den diversen Wissensstationen in der Mobil-1-Lounge. Haben Sie beispielsweise schon einmal ihre Reaktionsschnelligkeit mit der eines Formel-1-Piloten verglichen - am Beispiel eines Formel-1-Starts mit dem Lenkrad in der Hand? Ich schon, aber das Ergebnis war eher ernüchternd...

Es geht aber auch ohne Wettbewerb: Mit dem Mobil-1-Simulator "Oculus" bin ich in das Innenleben eines Formel-1-Motors abgetaucht und fand mich, mit 3D-Brille und Kopfhörern auf einem Drehstuhl sitzend, plötzlich zwischen Kolben und Pleuel wieder, wurde Zeuge der Benzineinspritzung und sah die Hydraulik-Flüssigkeit durch die "Adern" des McLaren MP4-29 fließen. Eine herausragende Erfahrung!

Hinter den Kulissen der Formel 1

Das machte Appetit auf mehr, aber kulinarisch wurden wir ohnehin verwöhnt. Während des ersten Freien Trainings wurde Frühstück serviert, während der zweiten Einheit gab es schon Mittagessen. Verhungert ist im "Paddock Club" der Formel 1 wohl noch niemand. Und wer aufmerksam ist, erhält auch noch interessante Einblicke in die Arbeitsweisen der Rennställe und in die Abläufe vor Ort.

Mobil-1-Lounge

Abschied nehmen: So sah sie aus, die Mobil-1-Lounge im Paddock Club Zoom

Immer wieder schaltete unser Longe-Moderator in die McLaren-Garage unter uns, wo Ingenieure und Techniker Rede und Antwort standen, die Lage auf der Strecke einschätzten und Erklärungen zu den einzelnen Vorgängen anboten. Wer sitzt eigentlich am Kommandostand, mit welchem Headset funkt Buttons Renningenieur und wo liegt der Ersatz-Frontflügel? Viele offene Fragen wurden beantwortet.

Wer sich nicht in dieser Tiefe auf die Materie einlassen wollte, der konnte sich aber auch anderweitig beschäftigen: Nur ein paar Meter unter der Mobil-1-Lounge befand sich die Boxengasse. Im "Paddock Club" ist man also wirklich hautnah dran am Geschehen. In unserem Fall aber nur für einen Tag. Danach ging es zurück durch das Drehkreuz und für mich wieder hinein in Fahrerlager und Pressezentrum.