Kundenautostreit: Toro Rosso macht einen Rückzieher

In Silverstone einigten sich die Formel-1-Teamchefs im Kundenautostreit auf einen Kompromiss, nun zieht Toro Rosso aber doch wieder zurück

(Motorsport-Total.com) - Bei einem Meeting aller Teamchefs in Silverstone wurde auf Drängen von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hin endlich ein Kompromiss im leidigen Kundenautostreit gefunden. Anschließend hieß es, die entsprechenden Unterschriften seien nur noch Formsache, Anwälte würden die Schriftstücke aufsetzen - doch nun scheint Toro Rosso einen Rückzieher zu machen.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger und Franz Tost

Wollen Gerhard Berger und Franz Tost bessere Konditionen herausschlagen?

Zur Vorgeschichte: Spyker und Williams regten sich am Saisonbeginn darüber auf, dass Toro Rosso (Red Bull) und Super Aguri (Honda) 2007 jeweils Chassisdesigns von den Partnerteams einsetzen. Dies sei erst ab 2008 erlaubt, aber derzeit noch ein Verstoß gegen das Concorde Agreement. Als klar wurde, dass es seitens der FIA keine Intervention geben würde, zog sich Williams aus der Diskussion zurück, Spyker gab aber keine Ruhe.#w1#

Spyker kämpft um das TV-Geld

Die Niederländer um den deutschen Teamchef Colin Kolles fürchten nämlich, dass sie mit ihrer Eigenkonstruktion in der Konstrukteurs-WM aus den Top 10 fallen könnten, was einen Verlust der TV-Gelder nach sich ziehen würde - ein schwerer Schlag, besonders dann, wenn man der Meinung ist, dass die Konkurrenz mit illegalen Mitteln arbeitet. Also wurde ein Verfahren in die Wege geleitet, parallel dazu schaltete sich Ecclestone ein.

Unter dessen Regie wurde in Silverstone im Beisein aller Teamchefs folgender Kompromiss ausgehandelt: Die TV-Gelder für das neunt- und zehnplatzierte Team werden in einen Pool zusammengeworfen und dann gleich zwischen Spyker, Toro Rosso und Super Aguri aufgeteilt. Außerdem wurde beschlossen, dass ab 2008 nur noch jene Teams mit TV-Geldern bedacht werden, die ein eigenes Chassis bauen.

Warum zieht Toro Rosso plötzlich zurück?

Zunächst willigten alle ein - Super Aguris Teammanager Daniele Audetto allerdings nur nach Zögern -, nun berichtet 'autosport.com' jedoch von einem Rückzieher von Toro Rosso. Offenbar hat Teamchef Franz Tost dem Ecclestone-Vorschlag voreilig zugestimmt, denn das plötzliche Zurückrudern ist nur so zu erklären, dass es aus Österreich (gar von höchster Stelle, also Dietrich Mateschitz?) andere Anweisungen gibt.

Um die leidige Diskussion, die sich nun schon seit Monaten hinzieht, endlich im Interesse des Sports zu beenden, soll nun am kommenden Wochenende am Nürburgring ein weiteres Meeting aller Teamchefs einberufen werden. Ecclestone dürfte dabei erneut Vermittler spielen - und wird möglicherweise einmal ordentlich auf den Tisch hauen. Denn anders, so gewinnt man den Eindruck, lässt sich der Disput wohl nicht mehr regeln...