• 21.05.2008 22:41

Kubica: "Gewinnen wird schwierig"

Robert Kubica bremst die Erwartungen an das BMW Sauber F1 Team in Monaco und beschreibt, warum er mit dem Glamour nichts anfangen kann

(Motorsport-Total.com) - Robert Kubica sitzt sicher im Sattel. Der Pole hat in den vergangenen Wochen mit starken Leistungen überzeugt und seinen Teamkollegen Nick Heidfeld in den Qualifikationen sicher im Griff gehabt. Viele Fachleute handeln den 23-Jährigen bereits als möglichen Sieger in Monaco, doch Kubica schraubte im Rahmen einer Medienrunde am Mittwoch die Erwartungen herunter und erklärte, warum er die Strecke liebt, das Drumherum aber nicht.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica sieht sich selbst nicht als Sieganwärter in Monaco

Frage: "Robert, die Stärken von BMW scheinen viel Abtrieb und schnelle Kurven zu sein. Wie wird also das Wochenende aus deiner Sicht werden?"
Robert Kubica: "Es gibt noch viele Fragezeichen, wie immer in Monaco. Es ist eine ganz andere Art von Rennstrecke und es ist hier sehr wichtig, dass dir dein Auto das nötige Vertrauen zum pushen gibt. Auf Stadtkursen ist es immer extrem wichtig, dass das Auto einfach zu beherrschen und zu fahren ist. Wir haben im vergangenen Jahr Ferrari hier in Schwierigkeiten gesehen. Man kann sich seines Speeds in Monaco nie sicher sein. Wie ich schon sagte: Es gibt viele Fragezeichen und wir müssen morgen mal abwarten, um zu wissen, wo wir stehen."#w1#

Rennen ja - Glamour nein

Frage: "Wenn Ferrari hier wieder einen Rückschritt macht, wird es die beste Siegchance für BMW geben?"
Kubica: "Ich glaube nicht, dass sie hier zurückfallen werden. Ich glaube nicht, dass Ferrari zu den Teams gehört, das einen Fehler zweimal macht. Ich bin ganz sicher, dass sie analysiert haben, was im vergangenen Jahr schief gelaufen ist. Sie werden hart gearbeitet haben, um besser vorbereitet zu diesem Grand Prix zu kommen. Ich denke, dass unser Auto ganz gut zu dieser Strecke passt. Im vergangenen Jahr waren wir hier richtig schnell. Aber wie ich sagte, es ist unwahrscheinlich wichtig, dass dein Auto auf Richtungswechsel reagiert. Das war bei unserem letztjährigen Auto besser, aber wir müssen mal schauen, ob das jetzt auch noch okay ist. Wenn ja, dann erwarte ich uns sehr stark. Aber wir müssen es abwarten."

"Man kann sich seines Speeds in Monaco nie sicher sein." Robert Kubica

Frage: "Liegt das am Radstand oder am Setup?"
Kubica: "Ich denke, Ferrari hatte im vergangenen Jahr Probleme wegen des Radstandes. In diesem Jahr hat unser Auto einen längeren Radstand als im vergangenen Jahr. Vielleicht leiden wir darunter, mal sehen."

Frage: "Glaubst du, du kannst hier gewinnen, wenn für Monaco typische Glücksfaktoren hinzukommen?"
Kubica: "Das ist schwierig. Ich werde mein Bestes geben, aber ich mag nicht sagen, dass wir gewinnen werden. Ich glaube, McLaren wird hier stark sein, wie immer. Ich hoffe, dass wir genauso stark sein werden wie im vergangenen Jahr. Dann werden wir unser Bestes geben, aber ich denke, zu gewinnen wird hier sehr schwierig werden."

Frage: "Ignorierst du als Fahrer den Glamour in Monaco? Ist es für dich ein spezielles Rennen, oder einfach ein ganz normales Rennwochenende?"
Kubica: "Es ist einfach ein Rennwochenende. Ich mag Monaco. Aber nicht wegen der Dinge drum herum, sondern weil es ein Stadtkurs ist. Ich bin sehr glücklich, dass wir mit Singapur und Valencia in diesem Jahr neben Monaco noch weitere Stadtrennen im Kalender haben. Ich mag es, hier mit einem Formel-1-Auto zu fahren. Aber alles andere interessiert mich nicht. Wir sind hier zum Arbeiten und wollen unser Bestes geben."

Gefahr als zusätzlicher Ansporn

"Ich mag es, hier mit einem Formel-1-Auto zu fahren. Aber alles andere interessiert mich nicht." Robert Kubica

Frage: "Gibt dir die lauernde Gefahr auf den Stadtkursen einen zusätzlichen Kick?"
Kubica: "Ich finde es einfach herausfordernder auf Stadtkursen zu fahren, weil es viel weniger Raum für Fehler gibt. In Bahrain, der Türkei oder in Barcelona kannst du rausfliegen und wieder zurückkommen. Du kannst über die Auslaufzonen fahren und verlierst vielleicht eine Sekunde. Wenn du hier einen Fehler machst, dann kommst du auch zurück - aber ohne Räder! Das ist der größte Unterschied. Daher muss das Auto einfach zu fahren sein und muss dir eben Vertrauen geben. Wenn das Auto schwierig zu fahren ist, ist es einfach Fehler zu machen und dann wirst du niemals einen Rhythmus finden können."

Frage: "Lenkt es dich ab, dass du zurzeit mit anderen Teams in Verbindung gebracht wirst? Würdest du gern bei BMW bleiben?"
Kubica: "Ich glaube, es gibt viel zu viele Gerüchte, deswegen kommentiere ich das gar nicht. Ich weiß nichts über meine Zukunft. Es ist immer noch das gleiche wie vor zwei Monaten, es hat sich nichts geändert."

Frage: "Falls BMW die Option auf dich zieht, wärst du dann glücklich?"
Kubica: "Man wird sehen. Ich konzentriere mich nicht auf das kommende Jahr. Ich versuche einfach, einen guten Job abzuliefern und dann wird man sehen, ob mein Job dieses Jahres gut genug ist, um bei BMW zu bleiben, oder nicht. Wir werden sehen, was passiert."

"Wenn du hier einen Fehler machst, dann kommst du auch zurück - aber ohne Räder!" Robert Kubica

Frage: "Ändert es die Herangehensweise an ein Wochenende, dass jetzt kein Ersatzauto mehr zur Verfügung steht? Ein Crash zum Beispiel am Samstagmorgen könnte den Start aus der Boxengasse bedeuten."
Kubica: "Das hängt ja davon ab, wie schwer der Crash ist. Normalerweise fährt man im letzten Freien Training am Samstag immer etwas vorsichtiger. Vielleicht geht man am Donnerstag etwas aggressiver zu Werke, um das Limit zu finden. Aber die Streckenbedingungen ändern sich ständig, weil immer mehr Gummi auf die Strecke kommt und das Wetter spielt auch eine Rolle. Natürlich werden wir etwas vorsichtig sein. Denn ein Crash am Samstagvormittag ist nicht gerade die beste Idee."

Nick im Griff, alle anderen im Visier

Frage: "Im vergangenen Jahr habt ihr eine etwas andere Strategie genutzt. Voll betankt verliert ihr, wenn nicht das Safety-Car herauskommt. Wählt ihr in diesem Jahr eine etwas traditionellere Strategie?"
Kubica: "In Monaco ist die Wahrscheinlichkeit einer Saftey-Car-Phase immer groß. Im vergangenen Jahr hatten wir auf das Safety-Car gehofft, aber es kam nicht. Aber in diesem Jahr wird es ohne die Traktionskontrolle noch wahrscheinlicher. Im vergangenen Jahr bin ich als Achter oder Neunter mit einem wirklich schweren Auto losgefahren. Wenn du von dort startest, steckst du mitten im Verkehr."

"Ich weiß nichts über meine Zukunft." Robert Kubica

"Dann hast du nur etwa 15 Runden Zeit, etwas gut zu machen. Nämlich dann, wenn alle anderen nach und nach zur Box abbiegen. Aber ich war da schon nach nur einer einziges Runde fast zehn Sekunden hinter der Spitze. Um eine Chance auf das Podium zu haben, musst du aus den ersten beiden Reihen losfahren. Aber klar, wenn das Safety-Car herauskommt, dann hast du Glück. Aber wenn du selbst Glück hast, können die Jungs vor dir auch Glück haben. Es ist schon seltsam."

Frage: "Du hast Nick in diesem Jahr bisher in jedem Qualifying geschlagen. Wie viel bedeutet dir das?"
Kubica: "Mein Selbstvertrauen ist genauso groß wie vorher auch. Meine Performance ist in diesem Jahr besser, weil ich weniger Probleme habe. Ich hatte im vergangenen Jahr echt viele, viele Probleme. Nur sehr wenige Leute haben das bemerkt. Diese Saison ist für mich viel einfacher und vielleicht ist das der Grund. Das Selbstvertrauen ist immer das gleiche."

Frage: "Wenn in einem Jahr beide Fahrerverträge auslaufen, dann wirst du aber doch in einer besseren Position sein, oder?"
Kubica: "Ich weiß nicht, ob beide Verträge enden. Es ist natürlich gut, wenn ich schneller bin als mein Teamkollege. Aber ich gehe anders damit um. Ich fahre nicht gegen ihn, sondern ich fahre gegen alle anderen Piloten. Wenn du alle schlägst, dann schlägst du normalerweise auch deinen Teamkollegen. Das ist mein Ansatz."