• 21.05.2008 22:28

Piquet Jr.: "Es geht um das richtige Feeling"

Nelson Piquet Jr. erklärt in der FIA-PK, warum Macao schwieriger ist als Monaco, und er nimmt Stellung zu früheren Aussagen seines Vaters

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nelson, was hältst du von der Strecke hier in Monaco? Empfindest du sie als deine Heimstrecke?"
Nelson Piquet Jr.: "Ein bisschen, ja. Ich kenne mich hier gut aus. Ich habe acht Jahre hier gelebt, bis ich acht Jahre alt war und nach Brasilien ging. Ich fühle mich wohl hier und habe ein paar Freunde. Ich kenne die Stadt gut. Der Grand Prix hier ist anders als andere. Bei anderen Grands Prix kennen wir die Städte nur, weil wir halt jedes Jahr einmal dort sind, aber hier kenne ich die Straßen und ich weiß, wo ich Essen gehen kann. Ich kann sogar Freunde anrufen und sie abends in ihrem Haus besuchen. Das ist schon etwas anderes."

Titel-Bild zur News: Nelson Piquet Jr.

Nelson Piquet Jr. findet, dass Macao eigentlich schwieriger ist als Monaco

Frage: "Wie siehst du das Rennen und die Strecke? Gibt es überhaupt Spielraum für Fehler? Wie gehst du an dieses Wochenende heran?"
Piquet: "Das erste Mal, als ich hier gefahren bin, habe ich mich ziemlich wohl gefühlt. Ich dachte, es würde schwierig werden, aber Macao in der Formel 3 war viel schwieriger. Wenn du dort einmal gefahren bist, weißt du, was ein Stadtkurs bedeuten kann. Monaco ist schwierig, aber die Durchschnittsgeschwindigkeit ist niedriger als in Macao, also finde ich die Strecke gut."#w1#

Lob für die Asphaltqualität

"Es ist eine nette, kurvenreiche Strecke. Sie ist nicht zu schnell. Je schneller ein Stadtkurs ist, desto schwieriger. Allzu viele Bodenwellen hat es auch nicht, denn sie versuchen jedes Jahr, den Asphalt bestmöglich vorzubereiten. Vergangenes Jahr bin ich nicht hier gefahren, daher kann ich dazu nichts sagen, aber 2006 war der Asphalt sehr gut. Ich habe ein gutes Gefühl und freue mich darauf, hier zu fahren."

Frage: "In der GP2 hat dir die Strecke kein Glück gebracht..."
Piquet: "Das stimmt. Im ersten Rennen musste ich wegen eines Defekts ausscheiden, aber ich mag Monaco trotzdem. Wenn ich es halbwegs hinbekomme, wird das Resultat schon passen."

"Du musst genau wissen, wann du riskieren kannst und wann nicht." Nelson Piquet Jr.

Frage: "Gehst du mit Vorsicht an die Sache heran?"
Piquet: "Man muss natürlich eine Strategie haben. Wenn du im ersten Training das Auto an die Wand fährst, dann verpasst du vielleicht auch das zweite, also musst du genau wissen, wann du riskieren kannst und wann nicht."

"Der Grip wird am Anfang wirklich armselig sein, aber dann sollte es von Runde zu Runde schneller werden. Dann kommt der richtige Moment, an dem man pusht, und dann kann man auch mal in der Mauer landen - das ist normal, wenn man hier das Limit sucht. Wenn du Glück hast, passiert es dir nicht, aber es ist ganz normal wie gesagt. Lewis Hamilton hatte im Vorjahr auch einen Unfall, Giancarlo (Fisichella; Anm. d. Red.) ebenfalls. Das kann passieren."

Frage: "Niki Lauda hat einmal gesagt, wenn auf den meisten Strecken 80 Prozent vom Auto kommen und 20 Prozent vom Fahrer, dann ist es in Monaco genau andersrum. Wie siehst du das? 50:50?"
Piquet: "Es ist hier eine Lotterie. Natürlich ist das Auto sehr wichtig, aber der Fahrer kann auch einiges ausmachen - vor allem, wenn man Erfahrung hat und schon viele Jahre hier fährt. Ich würde nicht sagen 80:20, aber 50:50 trifft es vielleicht."

Frage: "Dein Vater hat einmal gesagt, dass Monaco wie Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer ist. David Coulthard findet, es ist wie Radfahren im Bad. Wie würdest du Monaco beschreiben?"
Piquet: "Es ist schwierig. Es ist sehr eng hier. Das Wichtigste ist das Qualifying, dann gibt es aber immer noch ein Rennen. Man muss aber schnell sein, denn im Rennen kann man fast nicht überholen. Aber Punkte gibt es für dieses Rennen genauso."

"Ich weiß, dass es eng ist, dass es keine Auslaufzonen gibt, dass man nicht überholen kann. Man kann höchstens Seite an Seite mit einem anderen Auto fahren, aber sobald sie kollidieren, gibt es rote Flaggen, weil man nicht mehr vorbeifahren kann. Ich genieße es, hier zu fahren. Ein Vergleich mit Macao? Macao war ganz anders. Hier fiel mir das Fahren viel einfacher, denn die Strecke in Macao ist einfach anders - auch interessant, aber sehr schwierig zu fahren. Am Hügel hast du in einem Formel-3-Auto, das viel langsamer als ein Formel 1 ist, 150 bis 200 km/h drauf. Es ist auf Stadtkursen viel schwieriger, im vierten oder fünften Gang zu fahren."

Silverstone oder Spa wären Piquet Jr. lieber

"Als ich dann hier ankam, war ich fast beruhigt. Ich weiß, dass man hier nicht viel ausrichten kann, wenn man von hinten startet. Es ist nicht so, dass mich das stört, aber wenn ich mir aussuchen kann, ob ich hier oder in Silverstone oder Spa fahren muss, dann wären mir Silverstone oder Spa lieber."

Frage: "Wie wichtig ist es für dich, dass du schon einmal hier gefahren bist, und wie hast du dich auf dieses Rennwochenende vorbereitet?"
Piquet: "Man muss es einfach locker nehmen. Man muss langsam Vertrauen aufbauen. Wenn du da draußen trainierst, kannst du mit dem Auto nicht viel machen. Das Beste ist, einfach zu fahren und zu schauen, dass du dich so wohl wie möglich fühlst, dann kommt der Rest von selbst. Wenn du an die Box kommst und das Auto umbauen lässt, dann auf einmal schneller bist, dann weißt du nicht, ob es vom Auto oder von der schneller werdenden Strecke kommt."

"Monaco ist eine Strecke, auf der man Erfahrung braucht." Nelson Piquet Jr.

"Man muss einfach fahren und Selbstvertrauen sammeln für eine gute Runde im Qualifying. Es ist wichtig, dass ich schon einmal hier gefahren bin, aber das ist zwei Jahre her, also werde ich nicht von der ersten Runde an voll da sein. Das wird ein paar Runden dauern. Ich glaube auch nicht, dass es einen großen Unterschied macht, ob man schon einmal hier gefahren ist oder nicht. Monaco ist eine Strecke, auf der man Erfahrung braucht, auf der man Jahr für Jahr fahren muss, denn dann weiß man genau, wann man attackieren muss. Da geht es um das richtige Feeling."

"Wenn du die Strecke von einem oder zwei Rennen kennst, bringt das nicht viel. Der große Vorteil ist, wenn du schon oft hier warst, denn dann kannst du alle Eigenschaften verinnerlichen und du weißt, was du wann tun musst. Ein Beispiel: Wenn das Auto untersteuert und sich die Strecke gleichzeitig verändert, weißt du nach ein paar Jahren ganz genau, was wirklich etwas bringt. Solche Dinge meine ich."

Frage: "Dein Vater Nelson Sr. hat zu Nigel Mansell gesagt, dass seine Frau die hässlichste der Welt sei, und Ayrton Senna hat er unterstellt, er sei schwul. Glaubst du, dass er Recht hatte? Würdest du auch so etwas sagen oder stimmst du mir zu, dass das falsch war?"
Piquet: "Ich habe Nigels Frau nie gesehen, daher kann ich dazu nichts sagen. Was Senna angeht, so hatte er mit ihm halt seine kleinen Kämpfe. Das war seine Strategie, ihn nervös zu machen."

"Wir Rennfahrer versuchen halt, gegen die anderen ein bisschen zu sticheln. Heute werden diese Dinge besser kontrolliert und man kann nicht mehr alles frei sagen, wie es früher war. Jeder Fahrer piekst den anderen mal, auch wenn es heute auf andere Art geschieht, bei weitem nicht mehr so drastisch. Vielleicht kommt der Tag, an dem ich das auch mal machen muss. Bisher war das noch nicht der Fall."

Frage: "Am 3. Juni entscheidet die Generalversammlung der FIA über die Zukunft von Max Mosley. Welche Entscheidung wäre für die Formel 1 am besten?"
Piquet: "Ich denke, das geht mich nichts an, also lasse ich mich da nicht hineinziehen."