• 23.11.2012 00:04

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Kovalainen: Herbstdepression auf der Südhalbkugel

Der Finne glaubt kaum noch an eine Zukunft in der Formel 1 und sieht keinen Sinn darin, sich ein Cockpit für eine Saison zu erkaufen - Caterham-Hintertür bleibt offen

(Motorsport-Total.com) - Während auf den Tribünen rund um das Autodromo Carlos Pace die berühmte Karnevalsstimmung Sao Paulos herrscht, trifft man im Fahrerlager auch triste Gemüter. Eines davon gehört Heikki Kovalainen. Der Caterham-Pilot blickt ohne Vertrag für das kommende Jahr einer ungewissen Zukunft entgegen, trägt sein Schicksal aber mit Fassung. "Ich mache mir keine Sorgen. Es ist, wie es ist. Wäre es tatsächlich das letzte Rennen, wäre das schade", gibt sich der Routinier abgeklärt, aber dennoch dezent frustriert.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Die sportliche Zukunft des Heikki Kovalainen steht in den Sternen Zoom

Das hängt offenbar auch damit zusammen, dass Kovalainen bei Caterham trotz aller Mühen keine Perspektive mehr sieht. Er hadert mit dem Auto: "Ich kann keine besseren Resultate einfahren, aber die Ergebnisse sind einfach nicht genug, um weiterzumachen oder zu bleiben." Allerdings: Die Dunkelgrünen sind für den 31-Jährigen fast die letzte Chance in der Formel 1. "Die Situation ist ziemlich schwierig für mich, aber es gibt nicht viel, was ich tun kann", seufzt Kovalainen.

Chancen werden rar

Bei Force India dürfte er ein Außenseiter sein, Sauber hat laut Sergio Perez schon Esteban Gutierrez verpflichtet, Williams soll kurz vor der Bekanntgabe einer Übereinkunft mit Valtteri Bottas stehen. Es bleibe für den Ex-McLaren-Piloten also kein Cockpit mehr übrig. "Aus Erfahrung weiß ich, dass es nie gut ist, wenn die Saison so weit fortgeschritten ist und die Dinge noch nicht entschieden sind", dünkt Kovalainen Übles. "Ich bin natürlich auf der Liste." Das "Aber" spart er sich lieber gleich.

Folgerichtig zieht der Finne es in Betracht, doch bei Caterham zu bleiben - aus Mangel an Alternativen. Mitte November noch keine Tinte unter einen Kontrakt gesetzt zu haben, stimmt ihn aber nicht gerade optimistisch: "Es könnte sein, dass ich bleibe, das ist noch immer eine Möglichkeit. In der Formel 1 ist spät nie besser. Deshalb glaube ich nicht allzu sehr daran." Er habe viel Erfahrung, einen neuen Level erreicht, kaum noch schlechte Rennen, hole das Maximum aus dem Auto heraus - Eigenwerbung ohne Adressat.

Kovalainen will kein Paydriver sein

Und was ist, wenn der Weg in die Formel 1 tatsächlich verschlossen bleibt? "Es ist nicht das Ende. Was auch immer passiert, ich lebe ja weiter", kann Kovalainen zumindest kurzzeitig scherzen. "Ich würde mich schon nicht umbringen." Ergo heißt es, weiter nach einem Cockpit zu suchen, und das nicht nur in der Königsklasse. "Wir ziehen alle Optionen - auch außerhalb Formel 1 - in Betracht, aber das braucht seine Zeit. Einige Möglichkeiten erfordern Kleingeld - und da möchte ich nicht hin."

Heikki Kovalainen

Momentan weiß Kovalainen selbst nicht, wo er 2013 hinsteuert Zoom

Paydriver zu sein kommt für den einst als große Zukunftshoffnung gefeierten Skandinavier nicht in Frage. "Wenn es nur darum geht, Geld für eine Saison aufzutreiben, führt das zu nichts." An seiner Eitelkeit und seinem Rennfahrerherz liegt das aber nicht. Eher an der Aussichtslosigkeit, die Mitgift aufzutreiben und der mangelnden Perspektive eines solchen Jobs. "Ich denke einfach nicht, dass dahinter Struktur und ein klarer Plan stecken. Mir erschließt sich diese Sache nicht", so Kovalainen.

Ob mit oder ohne ihn, er sieht bei Caterham eine Perspektive. "Ich habe keine Zweifel, das Team ist vorangekommen, auch wenn die Resultate in diesem Jahr enttäuschend und nicht so waren, wie wir es erwartet hatten", zieht er eine ernüchternde, aber nicht aussichtslose Bilanz - und hält sich so eine Hintertür offen. "Die Mannschaft ist gewachsen und steuert in die richtige Richtung, sie können mit Sicherheit einen Schritt nach vorne machen." Allerdings dann wahrscheinlich doch ohne Kovalainen.