• 10.06.2009 14:30

  • von Michael Noir Trawniczek

Klien: "Es geht drunter und drüber in der Formel 1"

BMW Sauber F1 Team Test- und Ersatzfahrer Christian Klien im Interview über die Situation der Formel 1 und die Lage in seinem Rennstall

(Motorsport-Total.com) - Christian Klien kurz vor seinem Abflug nach Le Mans, wo er im Peugeot das legendäre 24-Stunden-Rennen bestreiten wird: Der Vorarlberger hat noch Zeit für ein kurzes Interview - schon im Vorfeld wurde darauf verwiesen, dass Fragen hinsichtlich künftiger Arbeitgeber zurzeit keinen Sinn ergeben, zumal Klien beim BMW Sauber F1 Team unter Vertrag steht und er unlängst erklärt hat, dass er sein Renn-Comeback in einem Werksteam geben möchte. Das allgemeine Testverbot trifft Klien natürlich, seinen letzten echten Formel-1-Test auf einer Rundstrecke absolvierte er im Januar.

Titel-Bild zur News: Christian Klien

Christian Klien würde das Reglement von dieser Saison gerne weiterhin beibehalten

Frage: "Christian, wie viele Kilometer konntest du mit dem BMW Sauber F1.09 abspulen?"
Christian Klien: "Zirka 4.000 Kilometer - im November und Dezember mit dem Übergangsmodell und dann im Januar mit dem F1.09."#w1#

Klien als Dritter Fahrer stets topinformiert

Frage: "Aber wenn du jetzt an den Grand-Prix-Wochenenden zuschaust und siehst, wie die Einsatzfahrer immer mehr Fahr- und Abstimmungs-Praxis mit den neuen Autos erlangen, hast du da nicht Angst, dass du technisch gesehen den Anschluss verlierst?"
Klien: "Nicht wirklich. Ich fahre ja die Aerodynamiktests, so genannte Geradentests, ich bestreite Startübungen und ich weiß genau, was am Auto weiterentwickelt wurde."

"Das Gefühl für das Auto bleibt, das hast du immer noch." Christian Klien

Frage: "Wie ist das für dich als Rennfahrer, wenn du einen Geradentests bestreitest?"
Klien: "Für das Fahrgefühl bringt es dir nichts - dennoch spürst du natürlich das Auto. Aber die Schritte bei der Weiterentwicklung, die bekommst du alle mit. Und da ich im Winter schon sehr viel in diesem Auto gesessen bin, kann ich das sicher auch nach drei oder vier Monaten wieder abrufen. Das Gefühl für das Auto bleibt, das hast du immer noch."

Frage: "Das heißt, wenn du jetzt einspringen müsstest für einen der Stammpiloten, dann wärst du sofort dabei?"
Klien: "Ich denke, dass am Anfang sicher zwei bis drei Zehntelsekunden fehlen würden. Weil gerade in diesem Zehntelbereich ist es schwierig. Es ist nicht so, dass ich weit weg liegen würde, aber die letzten paar Zehntel wären vielleicht schwierig herauszukitzeln."

Aufholjagd für das BMW Sauber F1 Team

Frage: "Was denkst du? Wieso ist das BMW Sauber F1 Team in diesem Jahr so weit hinten?"
Klien: "Moment - im jüngsten Rennen waren wir Siebenter. Top 10, also nicht ganz so schlecht, oder?"

Frage: "Naja, man hatte den Titel im Visier..."
Klien: "Okay, von daher stimmt das natürlich. Wenn man sich das Gesamte anschaut, sind wir sicher nicht da, wo wir es uns erhofft haben. Auf der anderen Seite ist es vielen Teams so ergangen und die Spitzenteams Ferrari, McLaren-Mercedes und das BMW Sauber F1 Team haben im vergangenen Jahr voll weiterentwickelt für die Saison 2008, für die Weltmeisterschaft. Das ging bis Ende der Saison, während die anderen Teams schon viel früher mit der Entwicklung des neuen Autos nach dem 2009er-Reglement begonnen haben. Da haben wir einen gewissen Rückstand, den wir jetzt wieder aufholen müssen."

"Momentan geht es drunter und drüber in der Formel 1." Christian Klien

Frage: "Wenn man das konsequent für 2010 betreiben möchte, müsste man jetzt schon mit der Entwicklung des nächstjährigen Fahrzeugs beginnen - und zwar ein Auto, das ohne Tankstopps auskommen muss. Allerdings ist nicht wirklich sicher, ob das auch tatsächlich kommt..."
Klien: "Das muss man jetzt noch abwarten, denn es ist noch nicht geklärt, ob das wirklich so kommen wird. Momentan geht es drunter und drüber in der Formel 1."

"Am 12. Juni gibt es einmal den nächsten Schritt - da wird geklärt, welche Teams dazukommen könnten und wie es vom Reglement her aussieht. Aber das wird sich meiner Meinung nach noch ein bisschen hinziehen. Und bevor nicht geklärt ist, in welcher Form die Formel 1 im nächsten Jahr fährt, brauchst du dir solche Sachen noch gar nicht überlegen."

Klien hofft auf eine Einigung im Regelstreit

Frage: "Wenn man es ähnlich wie Brawn im Vorjahr machen möchte, steht man vor einem Dilemma - denn es ist höchste Zeit, dass Klarheit bezüglich des kommenden Regelwerks herrscht, oder?"
Klien: "Ja sowieso, darauf drängt man. Da versucht man ja auch, eine Einigung zwischen den Formel 1-Teams und Max Mosley zu erwirken, aber das ist derzeit sehr schwierig."

"Da sind die Fahrer nur winzig kleine Schachfiguren und die großen Player spielen es aus." Christian Klien

Frage: "Wie stehen deiner Meinung nach die Chancen auf eine baldige Einigung?"
Klien: "Das ist so politisch. Da sind die Fahrer nur winzig kleine Schachfiguren und die großen Player spielen es aus. Für den Sport ist das natürlich überhaupt nicht gut und ich hoffe daher, dass man möglichst schnell eine Einigung erzielt."

Frage: "Mit welchem Reglement würdest du lieber fahren? Mit oder ohne Tankstopps?"
Klien: "Ich würde mit dem Reglement fahren, das wir in diesem Jahr haben. Denn wenn du jedes Jahr das Reglement änderst, dann kommt ja keiner mehr mit. Das wäre sicher der falsche Weg. So wie es in diesem Jahr geregelt ist, so ist es meiner Meinung nach ziemlich gut. Die Teams liegen extrem beieinander, wir haben gute Rennen, wir haben einen guten Sport und daher würde ich das auch so lassen."

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