• 11.01.2009 12:40

Kleider machen Leute: Das Rennfahreroutfit

Bevor ein Formel-1-Pilot sich in seinen Einsatzwagen zwängt, zieht er sich nach dem Zwiebelprinzip an - Nomex sorgt für feuerfeste Rennfahrer

(Motorsport-Total.com) - Rennsport ist seit jeher ein Spiel mit dem Feuer, was sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder aufs Neue bestätigt hat. Vielen Zuschauern wird vor allem der Zwischenfall beim Boxenstopp von Jos Verstappen in Hockenheim 1994 in Erinnerung geblieben sein, als der Benetton des Niederländers in der Pitlane in einer Feuersäule verschwand. Damit die Piloten selbst in dieser Gefahrensituation geschützt sind, greift man im Rennsport auf Nomex zurück - und auf feuerfeste Unterwäsche.

Titel-Bild zur News: Toyota-Overalls beim Trocknen

Kein Artikel von der Stange: Jeder Rennoverall ist ein besonderes Einzelstück

Die Zweckmäßigkeit der Kleidung steht dabei freilich im Vordergrund, dennoch ist jeder Rennanzug ein Einzelstück und wird gemäß den Wünschen des jeweiligen Piloten gefertigt - und diese werden schon in der Planungsphase peinlich genau berücksichtigt: "Wir haben schon immer die Ansicht vertreten, dass sich der Fahrer im Cockpit so wohl wie nur irgend möglich fühlen soll", meint Mick Gomme, Marketing-Koordinator bei Force India.#w1#

Individuelle Fahrerwünsche sind kein Problem

"Wenn es eine kratzende Naht gibt oder einen zu langen Ärmel, könnte das den Fahrer zu einem wichtigen Zeitpunkt im Rennen ablenken." Dementsprechend muss das Equipment schon möglichst frühzeitig auf die Bedürfnisse eines Rennfahrers abgestimmt werden - analog zur Sitzanpassung in der Formel-1-Fabrik. "Zu Beginn der Saison werden alle Fahrer genau vermessen", erläutert Gomme. "Noch wichtiger ist aber, dass wir mit ihnen besprechen, wie sie ihren Rennanzug haben wollen."

"Manche Fahrer haben da gewisse Vorlieben" - man denke nur an den eigentümlichen Schlabberlook von Ex-Champion Jacques Villeneuve, der seine Rennoveralls grundsätzlich einige Nummern zu groß auswählte. Gomme: "Christijan Albers bestand zum Beispiel auf ein einteiliges Unterwäsche-Set. Als Heinz-Harald Frentzen noch für Jordan fuhr, wollte er kurze Leggins und kurzärmelige Hemden tragen. Heute wäre das nicht mehr erlaubt, aber damals kam er damit noch durch."

Und wie ist es um die aktuellen Piloten Giancarlo Fisichella und Adrian Sutil in diesem Punkt bestellt? "Giancarlo und Adrian sind dahingehend nicht sehr speziell, aber natürlich müssen wir es ihnen trotzdem so gemütlich wie möglich machen", sagt Gomme. Mit feuerfester Unterwäsche ist es aber noch nicht getan, denn die äußerste Schutzschicht bildet ein mit den Logos der Sponsoren bedruckter Rennanzug. Ausrüster Alpinestars fertigt nach den Maßen der Fahrer aber zunächst einen Probeoverall.

Adrian Sutil

Adrian Sutil im Force-India-Outfit 2008 - mit Helm, HANS und Nomex-Rennanzug Zoom

"Dieses Exemplar kommt schließlich bei einer Testfahrt im Rahmen der Saisonvorbereitung zum Einsatz", erklärt Gomme weiter. "Nach ein paar Tagen im Auto weiß der Fahrer dann, ob alles für ihn passt oder ob irgendwo Änderungen vorgenommen werden müssen. Diese Informationen geben wir wiederum weiter an Alpinestars, die den richtigen Rennanzug dann rechtzeitig zum ersten Saisonlauf fertigstellen. Im Zweifelsfall können sie binnen zweier Tage einen kompletten Overall anfertigen."

These boots aren't made for walkin'...

Das Schlüsselwort hierbei lautet Nomex. Dieser synthetische Stoff ist extrem hitze- und feuerresistent, kann aber gleichzeitig relativ einfach in die Rennkleidung eingearbeitet werden. Ein Komplettset an feuerfester Einsatzkleidung - Unterwäsche, Socken, Balaklava, Rennanzug und Handschuhe - wäre aber nicht komplett, ohne die entsprechenden Schuhe. Auch hier dürfen sich die Formel-1-Piloten über einen besonderen Service freuen, sind alle ihrer Raceboots doch Einzelanfertigungen.

"Der Fahrer übermittelt Alpinestars seine Schuhgröße und dann wird ein Paar Schuhe hergestellt, das genau passt", erläutert Gomme. "Wie jedermann weiß, gibt es bei den Schuhgrößen ab und an Unterschiede. So kann es beispielsweise vorkommen, dass die beiden Füße eines Fahrers eine unterschiedliche Länge aufweisen. Die Schuhe werden dann maßgeschneidert und passen schließlich hervorragend. Bei der Dicke der Schuhsohle kommt es ebenfalls auf die Vorlieben des Fahrers an."

Jarno Trulli

Ganz in den italienischen Nationalfarben gehalten: Hier steckt Jarno Trulli drin Zoom

"Manche Piloten ziehen dicke Sohlen vor, andere wollen durch so wenig Material wie möglich vom Pedal getrennt sein, um sämtliche Vibrationen zu spüren", meint Gomme - den rutschfesten Untergrund haben aber dennoch alle Rennstiefel gemeinsam: "Alle Sohlen werden aus Känguru-Leder hergestellt. Dieses Material ist stark und ausdauernd, aber zugleich leicht und flexibel." Und während Alex Wurz seinerzeit zwei verschiedenfarbige Schuhe benutzte, "steht" Fisichella auf den Look des AS Rom...

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