• 11.01.2009 11:25

  • von Rencken, Fink & Ziegler

Dennis über seine Weltmeister: "Ich habe sie alle geliebt"

McLaren-Chef Ron Dennis über seinen Zögling Lewis Hamilton, Heikki Kovalainen - und was einen Formel-1-Weltmeister auszeichnet

(Motorsport-Total.com) - Ron Dennis hatte in seiner Karriere als Formel-1-Teamchef viele Formel-1-Weltmeister unter seinen Fittichen: Niki Lauda, Alain Prost, Ayrton Senna, Mika Häkkinen oder zuletzt Lewis Hamilton. "Ich habe sie alle geliebt", gestand der McLaren-Boss und erklärte: "Man teilt dabei die riesige Freude, gemeinsam etwas geschaffen zu haben."

Titel-Bild zur News: Ron Dennis und Lewis Hamilton

Ron Dennis und Lewis Hamilton verbindet eine ganz spezielle Beziehung

Aber der Fall Hamilton sticht aus dieser äußerst prominent besetzten Reihe noch einmal hervor - zumindest aus der persönlichen Sicht Dennis'. Der Grund ist klar, schließlich steht der aktuelle Formel-1-Weltmeister bereits seit 1995 in seinen Diensten. "Ich kann nicht leugnen, dass es bei Lewis eine spezielle Situation war", versicherte Dennis.#w1#

Er erinnert sich: "Irgendwann ging es einmal um die Frage: 'Wenn ich dich bezahle, wirst du dann alles tun, was ich von dir verlange?' Und seine Antwort war 'Ja'. Ich wollte einfach wissen, ob ich diesen jungen Mann auf seinem Weg begleiten und einen Teil zu seinem Werdegang beitragen könnte. Das war die Herausforderung."

Nach so vielen gemeinsamen Jahren verwundert es nicht, wenn Dennis heute das Gefühl hat, eine "ganz besondere Beziehung" zu Hamilton aufgebaut zu haben. Es handelt sich um eine rein menschliche Komponente, denn der McLaren-Chef ist sich sicher, "das Leben einer anderen Person positiv beeinflusst zu haben."

Beide Piloten genießen volle Unterstützung

Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton

Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton - es herrscht Ruhe bei McLaren-Mercedes Zoom

Doch Dennis ist auch stolz: "Ich glaube, das Resultat spricht für sich selbst", weiß er und betont: "Lewis ist ein ausgeglichener Junge, der mit beiden Beinen im Leben steht. Er weiß eine phänomenale Familie hinter sich und er wird auch in Zukunft eine bemerkenswerte Unterstützung durch seinen Vater genießen."

Gleiches gelte natürlich für das Team: "Sehr viele bei McLaren glauben an ihn - und auch an Heikki Kovalainen. Das liegt in der Natur unserer Firma. Wir stehen hinter ihnen und wenn sie Leistung bringen, dann ist es ein Privileg, ein Teil von so etwas zu sein."

Doch Dennis zieht seine persönliche Genugtuung auch aus anderen Dingen, wie er am Beispiel Kovalainen schildert: "Als Heikki zu McLaren kam, war er mental ziemlich am Boden und auch körperlich nicht gerade in bester Verfassung. Nun schaue ich mir an, was er alles erreicht hat. Sowohl seine Fitness, als auch seine mentale Herangehensweise und seine Fähigkeiten."

Natürlich sei es leicht den Eindruck zu gewinnen, dass der Finne im Schatten von Hamilton stehe. "Aber wenn man sich etwa die Leistungen in der Qualifikation ansieht, dann hat Heikki 2008 einen fantastischen Job gemacht. Und das wird er auch 2009 machen. Das alleine ist großartig."

Über das Selbstvertrauen der Fahrer

Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen wurde von McLaren und Ron Dennis wieder aufgebaut Zoom

Als Kovalainen zu McLaren stieß, war er nicht in der Lage, sein Bestes zu zeigen. "Dies zu revidieren und ihm sein Selbstvertrauen zurückzugeben, ist einfach großartig. Das ist aber gleichzeitig eine Referenz dafür, wie wir die Firma führen und wir an das Leben herangehen."

Denn generell sollten "Rennfahrer ein riesiges Selbstbewusstsein haben", weiß Dennis. "Das wird allerdings zuweilen schwierig, wenn man feststellen muss, dass es nicht am Auto oder am Team liegt. Wenn man dann scheitert, suchen die Fahrer in diesem Sport logischerweise nach einer Erklärung."

Heute herrscht bei McLaren Ruhe, aber das war nicht immer so. Interne Duelle wie Senna/Prost oder zuletzt Alonso/Hamilton ließen an Schärfe kaum Wünsche offen. "Das ist keine einfache Aufgabe, denn man muss mit sehr individuellen Fahrerpersönlichkeiten umgehen", gesteht Dennis ganz offen. "Zum Teil sind auch die kulturellen Hintergründe recht verschieden oder auch die Erziehung. Alle diese Faktoren machen es schwierig."

Warum gibt es McLaren?

Lewis Hamilton Ron Dennis

Lewis Hamilton und Ron Dennis - der Sieg ist der Sinn hinter der McLaren-Existenz Zoom

Zum Beispiel im Fall Senna und Prost. "Ayrton hatte sich komplett der Formel 1 verschrieben. Zu dieser Zeit waren aber beide Fahrer die Helden schlechthin in ihrem Heimatland. Nicht nur, was ihre Sportart anbelangte. Sie waren einfach die dominierenden Sportler damals. Das war mit Lewis und Fernando nicht anders, weswegen die Berichterstattung in den jeweiligen Ländern auch so bedeutend war."

Doch unter dem Strich dreht sich das Leben Dennis' nur um Siege: "Es ist wichtig, die Weltmeisterschaft zu gewinnen und es ist sehr wichtig, die Konstrukteursmeisterschaft zu gewinnen - denn davon hängt letztendlich auch dein Einkommen ab. Es geht aber nicht nur darum, Titel zu holen, wir wollen Rennen gewinnen."

"McLaren", so betont der Chef in aller Deutlichkeit, "besteht, um zu siegen - und so bin auch ich selbst gestrickt. Die große Frage für unsere Fahrer lautet wiederum: Wie versetzen wir sie in die Lage, genug Rennen siegreich zu beenden, um die Weltmeisterschaft gewinnen zu können."