powered by Motorsport.com

Keine Entschuldigung: Grosjean enttäuscht von Verstappen

Auffahrunfall-Opfer Romain Grosjean wartete bis heute auf eine persönliche Unterredung mit Monaco-Rowdy Max Verstappen

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton kostete es indirekt den Sieg, Felipe Massa fürchtet um die Sicherheit auf der Strecke und Jenson Button sorgt sich um den medialen Umgang mit fahrerischen Auseinandersetzungen. Direkt betroffen war bei dem Monaco-Unfall, bei dem Toro-Rosso-Rookie Max Verstappen vor knapp zwei Wochen eine Kollision verursachte und dadurch hart in die Streckenbegrenzung der St. Devote einschlug, nur einer: Romain Grosjean. Der Lotus-Pilot, der das Rennen zwar beenden konnte, aber um einen möglichen Punkt gebracht wurde, wartet dafür bis heute auf eine Entschuldigung.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean macht sich Sorgen um das Verhalten von Max Verstappen Zoom

Kritik hagelte es für Verstappen schon von allen Seiten - einsichtig zeigt sich der Teenager jedoch nicht. Zwar entschied die Rennleitung klar, wer Schuld an der Kollision war, und belegte Verstappen mit einer Strafversetzung und Strafpunkten; der Niederländer selbst gab Grosjean aber öffentlich zumindest eine Mitschuld.

"Beim Unfall hat das Auto vor mir einfach viel früher gebremst, und bei dieser Geschwindigkeit kann man nichts machen", so Verstappen bereits kurz nach dem Rennen in Monte Carlo. Lotus konterte darauf mit Daten, die das Gegenteil beweisen sollen. Grosjean zeigt sich aber vor allem menschlich enttäuscht.

"Die Formel 1 ist gefährlich, dessen müssen wir uns bewusst sein"

"Max ist wirklich sehr talentiert und was er bisher geleistet hat, ist beeindruckend", äußert er sich am Donnerstag vor dem Grand Prix von Kanada. "Aber er hat einen Fehler begangen und ich bin einfach enttäuscht, dass er nicht daraus lernt. Er sagt: 'Ich fahre genauso weiter'. Aber die Formel 1 ist gefährlich, dessen müssen wir uns bewusst sein."

Tatsächlich gab sich Verstappen in der Montreal-Pressekonferenz noch immer reuelos und angriffslustig. Grosjean hält das für kein karriereförderndes Verhalten. "Ich habe auch schon sehr oft Fehler gemacht", räumt der Franzose ein. "Aber ich habe daraus gelernt und es dann aufs Podium geschafft. Es ist kein Problem, wenn man im Rennen mal einen Fehler macht. Es ist aber wichtig, dass man daraus lernt - und sich bei den Leuten entschuldigt, in die man reingefahren ist."

Dabei hat der 29-Jährige durchaus Verständnis für die Situation des 17-Jährigen: "Man will es sich selbst und allen anderen beweisen. Er war Zweitschnellster im ersten Freien Training und hatte ein gutes Qualifying. Dann hatte er einen schlechten Boxenstopp und landete hinter mir. Er hat ein paar gute Manöver gezeigt, indem er die blauen Flaggen ausnutzte, um zurück in die Punkte zu kommen. Dann will man den Leuten zeigen, wie man in Monaco überholen kann. Das habe ich auch schon versucht."

Grosjean weiß es am besten

Grosjean war einst als Crashkid der Formel 1 bekannt. Nach seiner ersten Kurz-Verpflichtung bei Renault 2009 stieg er 2012 bei Lotus wieder ein und fiel vor allem durch seine Startkollisionen auf. Höhepunkt bildete dabei die Massenkarambolage, die er in Spa auslöste und für die er ein Rennen gesperrt und ebenfalls von Kollegen öffentlich scharf kritisiert wurde. Im darauf folgenden Jahr riss er sich jedoch zusammen und schaffte es mehrere Male aufs Podium.

"Ich habe aus der Vergangenheit gelernt", so Grosjean. "Man hat mich als 'First lap nutcase' (zu dt. etwa 'Erstrunden-Spinner'; Anm. d. Red) bezeichnet, was ein wenig wehtat, aber es hat mich auch stärker gemacht und ich habe daraus gelernt. Alles, was ich ihm wünsche, ist, dass er es realisiert und davon lernt. Dann bin ich sicher, dass er in Zukunft erfolgreiche Rennen haben wird."