Jules Bianchis Vater: "Kann mir keine Rennen mehr ansehen"

Jules Bianchis Vater verrät, dass er seit einem Jahr kein einziges Formel-1-Rennen mehr gesehen hat - Zu Ehren seines Sohnes möchte er eine eigene Stiftung gründen

(Motorsport-Total.com) - Ein Jahr liegt Jules Bianchis tragischer Unfall in Suzuka nun zurück, an dessen Folgen der junge Franzose in diesem Jahr verstorben ist. Besonders hart ist diese Zeit für seine Familie. Vater Philippe Bianchi verrät ein Jahr nach dem Unfall seines Sohnes, dass er sich seitdem kein Formel-1-Rennen mehr angesehen hat. "Vielleicht kann ich mir in ein paar Monaten oder Jahren wieder einen Grand Prix ansehen. Ich weiß es nicht. Momentan ist es aber zu hart", sagt er im Gespräch mit der 'BBC'.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Jules Bianchi

Philippe Bianchi erhält auch aus dem Fahrerfeld der Formel 1 Unterstützung Zoom

"Ich kenne viele Leute, die die Rennen weiterhin schauen. Sie sagen mir: 'Wenn du dir die Rennen jetzt ansiehst, dann hat sich eine Menge geändert.' Ich sage dann: 'Okay, aber ich möchte es mir nicht ansehen.' Es ist zu hart", berichtet Bianchi und ergänzt: "Es ist ein schwieriger Moment, denn der Crash von Jules ist jetzt ein Jahr her. Es ist keine gute Woche für die Familie Bianchi."

In diesem Juli starb Jules Bianchi, nachdem er zuvor 286 Tage im Koma gelegen hatte. "Wenn die Monate vergehen und Jules jeden Tag gleich aussieht, dann verstehst du an einem Punkt, dass er nicht mehr zurückkommen kann, weil der Schaden zu groß ist", erklärt sein Vater. "Ich denke, dass das Problem beim Unfall von Jules war, dass sein Kopf und sein Gehirn am Ende waren. Der Schaden an seinem Gehirn war zu groß."

"Es gibt zwei Dinge: Die neurologische und die physische Seite. Jules war physisch sehr stark und ich denke, dass er aus diesem Grund am Leben geblieben ist." Neurologisch bestand allerdings keine Hoffnung mehr. Zu schwer waren die Kopfverletzungen, die sich der Franzose beim Großen Preis von Japan bei der Kollision mit einem Bergungskran zuzog.

"Ich weiß nicht, was passiert ist, weil ich das Video des Vorfalls nicht sehen möchte. Vielleicht in einem, zwei oder sechs Monaten. Ich weiß es nicht. Ich kann mir die Bilder von Jules' Unfall nicht ansehen", verrät Bianchi, der allerdings unter anderem mit den Ärzten über den Vorfall gesprochen hat. Geschlossene Cockpits würde er in der Formel 1 zwar begrüßen, im Falle seines Sohnes hätten sie seiner Meinung nach aber nicht geholfen.


Fotostrecke: Das Wochenende des Jules Bianchi

"Alle sagen mir, dass Jules sicher einen Grand Prix gewonnen hätte und vielleicht sogar die Weltmeisterschaft. Jetzt werden wir es aber nie erfahren. Er hat aber ganz sicher dafür gearbeitet. Er hatte Talent und ich denke, mit einem guten Auto hätte er um den Titel kämpfen können", sagt Bianchi und ergänzt: "Es ist hart, weil er mich und seine Mutter jeden Tag angerufen hat. Jetzt ist es ein Jahr her, dass ich nicht mehr mit Jules sprechen kann."

"Ich weiß nicht, was passiert ist, weil ich das Video des Vorfalls nicht sehen will." Philippe Bianchi

"Ich möchte eine Stiftung gründen, die jungen Fahrern zum Beispiel im Kartbereich helfen soll, wenn sie nicht genug Geld haben", verrät er abschließend und fügt hinzu: "Ich spreche mit vielen Formel-1-Piloten und ich bin mir sicher, dass sie mir helfen wollen. Ich denke, dass dieser dramatische Vorfall alle Fahrer sehr berührt hat, und ich weiß, dass es eine Menge Leute gibt, die helfen wollen."