• 23.05.2002 21:12

  • von Fabian Hust

Jordan: "Ich sehe keine Krise"

Eddie Jordan versucht, die mehrfach aufgetauchten Schreckensmeldungen der F1 in das Land der Fabeln zu verweisen

(Motorsport-Total.com) - Auf der offiziellen FIA-Pressekonferenz sprach Teamchef Eddie Jordan in Monaco über die ständigen Berichte angeblicher Wirtschaftsprobleme der Formel 1.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis und Eddie Jordan

Ron Dennis und Eddie Jordan sind beide Mitglied der Grand Prix Teams Ltd.

Frage: "Es wurde eine Menge über die Kostenreduktion gesprochen. Sind sie zufrieden, dass Dinge in die Wege geleitet werden, die die Kosten senken sollen?"
Eddie Jordan: "Ich denke, dass die Position von Jordan relativ klar ist. Meinem Wissen nach kann ich nicht sagen, dass Jordan das Bild zurückerhält, das es in Sachen Kostenreduktion hat. Wenn man als Unternehmer 10 oder 100 und jemand anderes 200 Tage testen kann, dann sage ich nur Glück gehabt! So sehe ich das. Ich leite mein Unternehmen so gut, wie es geht, gehe mit dem Geld sehr bedacht um und werde die Regeln befolgen. Ich bin nicht interessiert daran, jene Leute daran zu hindern, die vielleicht ein größeres und besseres Budget wie ich haben, dem zu folgen, was ich tun kann. Ich denke, dass wir von vielen Medien falsch interpretiert wurden, dass Jordan versucht die eigene Position anderen aufzudrücken, die im Moment vielleicht etwas mehr Glück haben. Es ist Sport, ein Spiel, ein Geschäft, wie ich das schön öfters gesagt habe. In unserem Business dreht es sich um zwei Dinge: Die wirtschaftliche Bilanz und auf der Strecke am Ende der Saison das Ergebnis. Daran werde ich gemessen."

Frage: "Wusstet ihr als Mitglied der Grand Prix Teams Ltd., dass euer Geschäftsführer letzte Woche mit der Presse sprechen wird?"
Jordan: "Es geht hier ganz klar um die unabhängigen Teams, die in England angesiedelt sind. Nur deshalb, damit wir unsere Ziele verstehen und in der Gruppe ein Übereinkommen haben. Es schien gut, um einen Eindruck von Ordnung zu haben, dass wir eine Person ernennen, die bestimmte Dinge diskutiert und diese Person von allen fünf Leuten bestimmt wird. Das ist keine kämpferische Truppe, es ist nur rein informativ, aus diesem Grund hat er sich entschieden, das zu sagen, was notwenig ist. Ob ich darüber informiert war? Nein, das war ich nicht. Hätte ich das sein sollen? Eindeutig nein. So eine Art von Gruppe ist das nicht. Es geht nur darum, wie das früher bei der FOCA der Fall war, unabhängig und privat die Teams zu führen und nicht direkt durch einen Hersteller geführt zu werden. Es ist kein politisches System. Ich bin entsetzt, dass die Leute von der Presse nichts davon wissen, denn meinem Wissen nach ist die ganze Geschichte schon 18 Monate alt, wenn nicht noch älter. Wir haben uns ein paar Mal getroffen und miteinander über den Zustand der Formel 1 gesprochen, so dass wir helfen können, wenn das notwendig ist."

Frage: "Ihr habt beim letzten Rennen zwei Punkte geholt. Welche Auswirkungen hatte das auf die Fabrik?"
Jordan: "Das ist eine nette Frage! Ich hätte es vorgezogen, wenn nicht noch ein Auto kaputt gegangen wäre, aber wir haben Glück gehabt. Wir alle hassen es, diese Regeln zu machen und die Chassis zu verändern, aber glauben sie mir, vor ein paar Jahren wäre Takuma Sato jetzt nicht hier und würde fahren. Man muss also sagen, dass die Leute von der Formel 1 in Sachen Sicherheit gut gearbeitet haben. Was die zwei Punkte angeht ? als die Leute sagten, dass ich am Ende der Formel 1 herumfahren würde, dann wollte ich das nicht zu lange tun, ich dachte also, dass wir das ändern müssen. Eine Menge Leute haben über die Neustrukturierung bei Jordan gesprochen und erneut wurde klar, dass die Leute meine Methodik nicht verstehen, was die Restrukturierung und die Kosteneffizienz angeht. Nur weil man sich umstrukturiert heißt das nicht, dass man Pleite geht und ich denke, es war passend, dass Giancarlo ein fantastisches Rennen fuhr und Fünfter wurde und ein paar gute Autos und gute Teams hinter sich gelassen hat. Ich denke, dass er einen außergewöhnlich guten Job erledigt hat und angesichts der Tatsache, was davor im Rennen passiert ist, war es für das Team eine großartige Erleichterung."

Frage: "Um noch einmal zurück auf diese Firma zu kommen. Ist es eine unabhängige Gruppe, musstet ihr eine richtige Firma aufmachen?"
Jordan: "Es ist eine private, begrenzte Firma, die in Großbritannien registriert ist. Sie ist an alle Regelungen gebunden, an die begrenzte Firmen gebunden sind und das würde bedeuten, dass die Öffentlichkeit Einblick in die Finanzen hat. Aber ich bin mir nicht sicher, dass hier viel Geld drin ist, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass man von den fünf Teammitgliedern leicht an Geld rankommt, wenn ich weiß, wie ich das handhaben würde."

Frage: "Wir meinen, dass sie einen Zweijahresvertrag mit Takuma Sato haben, dass sie aber auch aussteigen können. Können sie schon sagen, ob sie ihn für das nächste Jahr behalten werden?"
Jordan: "Ich glaube, dass meines besten Wissens nach es in den ersten zwei Jahren keine Trennung geben kann. Der Vertrag ist ein Fünfjahresvertrag, natürlich mit Optionen, aber die ersten zwei Jahre sind sicher und ich denke, damit habe ich die Frage wirklich beantwortet. Ich möchte nicht wirklich Details des Vertrages enthüllen."

Frage: "Wird die Stallorder von Österreich in der Formel 1 Folgen haben?"
Jordan: "Wenn ich mich auf Ferrari beziehe, so waren wir bisher nur einmal in der glücklichen Lage, als wir einen Doppelsieg nach Hause fahren konnten und ich würde sterben, um die gleichen Probleme wie sie zu haben. Verstehen sie das? Wisst ihr, ihr bringt mich zum Lachen, wenn ihr sagt, dass ihr ihn umbringen wollt, jemanden, der einen solch guten Job erledigt. Wir sind zutiefst eifersüchtig, glaubt mir, besonders ich. Einmal hatte ich die Chance. Ob ich eine Stallorder ausgab? Ja, ich tat es. Ralf Schumacher wird euch sagen, dass er nicht glücklich war, aber ich musste sicher stellen, dass Ralf und Damon Hill so ins Ziel kommen, wie sie im Rennen lagen, denn sie mussten nicht mehr kämpfen und ich sagte ihnen in den letzten zwei Runden, dass sie so ins Ziel kommen sollen. Nur so konnte ich einen Doppelsieg erreichen. Glauben sie mir, ich kann es kaum erwarten, dass es noch einmal so kommen wird, denn ich werde erneut alles Erdenkliche tun, damit es im Interesse des Teams das bestmögliche Ergebnis gibt. Lasst den Kerl in Ruhe, er arbeitet brillant!"

Frage: "Und was ist mit der Krise in der Formel 1? Müssen wir nicht Dinge finden, um sie interessanter zu machen?"
Jordan: "Ich glaube, dass dies einem ähnlichen Trend im Journalismus folgt. Wir brauchen euch Jungs, wir brauchen euch und hoffentlich braucht ihr auch uns. Wir können uns selbst loben oder runterschreiben und das gilt besonders für die Wirtschaftspresse, wo wir über die Börse und andere Dinge sprechen. Man kann sich selbst sehr schnell in eine Rezession hereinschreiben. Ich kann euch verraten, dass wir ein positives Meeting mit Bernie Ecclestone in Österreich hatten, wo er uns die TV-Zuschauerzahlen der letzten Rennen gezeigt hat, die hoch waren. Einige Leute sagten, dass es langweilig ist, dass Ferrari alles gewinnt. Sie haben toll gearbeitet und das soll nicht kritisiert sondern gelobt werden. Ich sehe keine Krise, denn in jedem Jahr gibt es eine solche Art von Krise. An der Tatsache, dass die Zuschauerzahlen gut sind, sind wir alle 'Schuld', die Teams, jeder der mitmacht, auch die Journalisten, die das Beste für den Sport in der Welt tun. Wir sollten das nie vergessen. Das hat uns allen ein fantastisches Leben ermöglicht, das andere nicht hatten und ich denke, wir sollten vorsichtig sein, was einige der Dinge angeht, die man in der Zeitung liest, denn ich bin mir sicher, dass dies nicht hilft, sogar schaden kann. Aber natürlich haben sie die Verpflichtung akkurat und korrekt zu berichten, daran möchten wir sie nicht hindern, aber bitte denken sie, bevor sie negative Dinge sagen, denn sie können kontraproduktiv sein."

Frage: "Es wird also alles gut?"
Jordan: "Das habe ich nicht gesagt! Für mich ist es nicht gut genug. Ich habe zurzeit zwei pathetische Punkte und andere haben eine Millionen Punkte. Das ist ein großer Unterschied und ich werde wie nie kämpfen, damit wir wieder aufholen. Bisher ist es eine große Aufgabe aber ich denke, dass wir bei Jordan besonders glücklich sind, dass wir eine große Veränderung vorgenommen haben und uns jetzt auf dem richtigen Weg befinden. Ich sehe um ehrlich zu sein keine Krise von der die Leute sprechen."