• 14.08.2004 12:12

  • von Fabian Hust

Jordan: Beten wir für Michaels Rücktritt!

Eddie Jordan über Buttons Wechsel, das offene Reglement 2005, das Qualifying-Format und die Dominanz von Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Nicht kommentieren wollte Teamchef Eddie Jordan auf der offiziellen Pressekonferenz in Budapest am Freitag den Wechsel von Jenson Button zu BMW-Williams: "Das ist nicht unsere Angelegenheit. Wenn ich einer Partei Unterstützung zukommen lasse, dann weckt dies den Eindruck, als würde ich die Fakten kennen und ich denke, dass in Bezug auf dieses Thema die Fakten erst noch aufgedeckt werden müssen."

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Eddie Jordan macht Druck auf die anderen Teamchefs

Dennoch scheint auch der Ire nicht ganz zu verstehen, warum der Brite seinen jetzigen Arbeitgeber unbedingt verlassen möchte: "Für diejenigen, die uns als Sport ansehen, scheint es schwer zu verstehen zu sein, warum man mitten in der Phase, in der man gerade in Hockenheim das beste Rennen des Lebens gefahren hat, ein paar Tage später bekannt gibt, dass man zu einem anderen Team wechselt, das vielleicht nicht so konkurrenzfähig ist wie das aktuelle Team, in dem man ist."#w1#

Über die Motive des Rennfahrers kann Eddie Jordan nur mutmaßen, obwohl er selbst mit diesem Thema Erfahrung hat, als ihm 1991 Benetton Michael Schumacher auf Druck von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone vor der Nase wegschnappte: "Um so etwas zu tun, muss man entweder etwas aushecken oder es ist etwas anderes passiert. Dies ist eines der Dinge, das in gewisser Weise schon einmal passiert ist. Ich denke, dass das Contract Recognition Board diese Geschichte aus der Welt räumen wird."

Reglement 2005: Jordan fordert eine schnelle Entscheidung

Verärgert zeigte sich der 56-Jährige angesichts der Tatsache, dass das Reglement für die kommende Saison immer noch nicht feststeht: "Nach dem letzten Treffen, das wir in Hockenheim hatten, ist es den Teamchefs erneut nicht gelungen, sich zu einigen. Ich war wirklich frustriert und habe aus diesem Grund allen geschrieben. Dies ist etwas, das ich für gewöhnlich nicht tue." Jordan wollte seinen Kollegen klar machen, dass es für alle Beteiligten besser ist, wenn man selbst ein neues Reglement entwickelt und sich dieses nicht von FIA-Präsident Max Mosley auferlegen lassen muss.

"Es wäre wesentlich schlauer und vernünftiger, wenn sich die Teamchefs hier einigen könnten, denn der Zeitfaktor ist von Bedeutung. Wir brauchen Gewissheit, nicht im Oktober sondern schon gestern. Wir brauchen sie sofort. Vielleicht können sich die Teamchefs am Sonntagmorgen einigen und einen Vorschlag unterschreiben, sodass nicht noch ein weiteres Rennen verstreicht. Es ist einfach grotesk, dass die Regeln für die nächstjährige Meisterschaft im Moment nicht klar definiert sind und ich dränge alle Parteien inklusive mich selbst, sich so früh wie möglich zu einigen."

Für den Jordan-Rennstall ist es nach Ansicht seines Besitzers wichtig, dass die Regeln möglichst früh feststehen, wichtiger als für die Top-Teams: "Die kleinen Teams werden immer schwach und die starken Teams immer stark sein. Jeder der nicht naiv ist, wird dies verstehen, das war immer so gewesen und dies wird sich niemals verändern. Aber wir müssen dafür sorgen, dass wir alle eine Chance haben."

Für Jordan ist das Qualifying-Format von großer Bedeutung

Für Eddie Jordan ist es zudem wichtig, dass das Qualifying kommende Saison nicht massiv verändert wird, sodass weiterhin eine ausreichend hohe TV-Präsenz garantiert ist: "Wir fahren nicht um den Sieg oder um einen Platz auf dem Podium, wir haben nur eine Möglichkeit ins Fernsehen zu kommen und das ist die Qualifikation. Ich denke, dass die großen Teams dies wissen und sie uns in dieser Beziehung helfen. Aber es wird schwierig, einen Kompromiss zwischen den notwendigen finanziellen Bedingungen und einer guten Unterhaltung zu finden."

Eddie Jordan nimmt Schumacher in Schutz

Die Einschaltquoten der diesjährigen Rennen sind nicht so schlecht, wie man dies angesichts der Dominanz von Michael Schumacher und Ferrari vermuten mag. Eddie Jordan ist es, der den Deutschen in Schutz nimmt: "Die Leute realisieren gar nicht, was für ein großartiger, großartiger Sportler er ist, der großartigste Fahrer unserer Zeit. Er hat alle anderen als relativ dumm dastehen lassen, weil er einfach so gut ist."

"Das Problem ist, dass wenn wir Michael nicht mehr hätten, wir zehn absolute tolle Fahrer hätten, die gegeneinander kämpfen und ein großartiges Rennen fahren würden. Es ist nicht Michael Fehler und ich denke nicht, dass wir uns in das eigene Knie schießen sollten, nur um Entschuldigung zu finden, für etwas, das noch eine ganze Weile so weitergehen wird, denn Ferrari wird wohl nicht nachlassen, oder? Sie werden weiterarbeiten und besser werden. Wir sollten uns einfach hinsetzen und beten, dass Michael besser heute als morgen zurücktritt!"