• 14.08.2004 10:41

Stoddart: "Sind weit von einer Einigung entfernt"

Minardi-Teamchef Paul Stoddart fordert seine Kollegen eindringlich zu einer schnellen Einigung bezüglich der neuen Regeln auf

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ich möchte zuerst eine Frage bezüglich der Affäre um Jenson Button stellen. David Richards hat die anderen Teambesitzer um Unterstützung gebeten. Kannst du dir vorstellen, ihm diese Unterstützung zu geben? Und was denkst du von dieser Geschichte allgemein?"
Paul Stoddart: "Mich hat er noch nicht direkt gefragt, aber dies kann auch daran liegen, dass ich in Südafrika war als dies passierte. Wir bezahlen in jedem Jahr Geld, um das 'Contract Recognition Board' am laufen zu halten, und das ist klar ein Fall für sie. Das sollte ganz einfach sein. Ein paar Anwälte öffnen den versiegelten Umschlag, lesen den Vertrag, entscheiden über diesen und treffen dann eine Entscheidung. Danach hat man natürlich das Recht auf eine Berufung, aber wenn der Vertrag klar ist - und die meisten sind es ja - dann gibt es einen klaren Gewinner. Und ob dies nun BAR oder Williams ist, das sollte sich schnell entscheiden lassen."#w1#

Titel-Bild zur News: Minardi-Teamchef Paul Stoddart

Minardi-Teamchef Paul Stoddart drängt auf Entscheidugen

Frage: "Kommen wird zum Regelwerk für 2005. Wie beeinflusst die Tatsache, dass die neuen Regeln wohl recht spät umgesetzt werden können, die kleinen Teams? Und wie schreiten die Verhandlungen in dieser Sache voran?"
Stoddart: "Nun, zum einen bereiten wir derzeit kein neues Auto vor, und der Grund hierfür ist einfach: Wir können es uns nicht leisten eine falsche Entscheidung zu treffen. Wir sind hier am Hungaroring, traditionell der Ort, an dem die Leute die Fahrer bekannt geben, die Motorenverträge und auch schon in den Entwicklungsprogrammen für das nächste Jahr sehr weit sind. Und wir haben derzeit keine Ahnung, wie die Regeln aussehen werden. Ich nehme gerne zur Kenntnis, was in dieser Pressekonferenz gesagt wird, aber bei den Treffen der Teamchefs ist es komplett anders. Wir befinden uns in keinem Punkt nahe an einer Einigung. Bei Motoren, die zwei Rennen halten sollen, sind wir uns uneinig. Wir haben einen Teamchef unter uns, der sagt, er würde nicht mehr auftauchen, wenn diese Regel kommt. Und wir haben einen anderen Hersteller, der sagt, er würde sich in diesem Fall zurückziehen. Auch bei der Aerodynamik sind wir uns uneinig, außer es gibt noch ein Treffen am Sonntagmorgen."

"Bei den Reifen gibt es zumindest Vorschläge, aber eine Übereinkunft gibt es nicht. Dies könnte erst am 15. Januar erzwungen werden. Das ist der letzte Termin, an dem die Vorschläge von Max Mosley durchgesetzt werden können. Aber für ein kleines Team, oder all die, die nicht das Budget haben, um zwei oder drei parallele Entwicklungsprogramme zu fahren, wird es schwer. Aber das ist notwendig, um die Verluste bei der Aerodynamik wieder zurückzugewinnen. Wir würden rund 30 Prozent der aerodynamischen Leistung verlieren. Die großen Teams haben die nötigen Ressourcen, um das zum Teil zurückzugewinnen, der Verlust wird im nächsten Jahr zwar nicht verschwunden sein, aber er wäre nicht so massiv. Wohl aber für uns, die nicht so viel Geld haben, um ein Entwicklungsprogramm nach dem anderen anzustoßen, um den Regeln nachzujagen. Jede Veränderung kostet Geld, egal, was es ist. Langfristig könnte es ein Vorteil sein, aber kurzfristig hat es einen Killereffekt."

"Für die kleinen Teams ist das verheerend, gerade wenn es so kommt, dass wir vor dem 30. Oktober keine Klarheit haben. Dann wird alles auf einmal kommen. Ich würde ja gerne daran glauben, dass eine Einigung früher möglich sein wird, aber ich bin da pessimistisch, dass sich die Teamchefs dazu durchringen können. Es wäre schön, wenn die Erleichterungen, die Max vorgeschlagen hat, kommen würden. Wenn wir keinen 2,4-Liter-Motor für 2006 bekommen, dann sollten wir weiter die V10-Triebwerke einsetzen können, auch wenn dann einige Einschränkungen kommen, damit der Vorteil nicht ganz so groß ist. Wenn ein Agreement sehr spät kommt, so wäre es auch schön, wenn die kleinen Teams die Autos des heutigen Jahres weiter einsetzen können, bis wir neue Boliden bauen können."

Frage: "Es hat den Anschein, als ob einige Teams bereits wüssten, wie die Regeln, welche die Technische Arbeitsgruppe der FIA ausgearbeitet hat, aussehen werden. Kannst du uns das etwas erklären?"
Stoddart: "Nur ruhig Blut. Es wurde ja noch nichts entschieden. Ross Brawn hat erklärt, dass fünf oder sechs Teams bisher zugestimmt haben, aber wir brauchen in der Technischen Arbeitsgruppe acht Fürstimmen, am das durchzubekommen. Dieses Problem haben wir immer und immer wieder. Das Problem ist doch, dass man das Gefühl hat, es wurde eine Einigkeit erreicht, und dann wird es wieder und wieder geändert. Unter dieser Unsicherheit leiden die kleinen Teams. Wir wissen nicht genau, was sich da abspielt. Der erste Vorschlag war, dass der Diffusor und der Unterboden massiv verändert werden sollten. Der zweite betraf Front- und Heckflügel. Dagegen sprach sich, wie ich denke, auch Jaguar aus, weil es das neue Chassis nutzlos machen würde. Und das geht immer so. Jemand macht einen Vorschlag, andere springen auf den Zug auf und erklären: 'Was für ein toller Vorschlag.' Bis jemand anderes sagt: 'Ich gehe in eine völlig andere Richtung, denn sonst wären sechs Monate Entwicklung umsonst gewesen.' So geht das nicht. Es ist schon Mitte August. Wir müssen wissen, was wir für das nächste Jahr machen müssen, nicht nur darüber reden."

Frage: "Ähnlich verläuft es ja mit dem Qualifying. Wie wird das in Zukunft aussehen? Bleibt die Ein-Runden-Qualifikation?"
Stoddart: "Wir hatten in den vergangenen drei Jahren drei verschiedene Qualifyingformate, fast sogar vier. Was immer auch passieren wird, wir müssen es an den Leuten orientieren, die den Sport ansehen und nicht nur an denen, die direkt zur Strecke kommen. Wir brauchen die Einstimmigkeit, können uns aber nicht auf ein Vorgehen einigen. Tony Purnells Vorschlag (Sprintrennen am Freitag und Samstag als Qualifying-Ersatz; d. Red.) hat meine volle Unterstützung, aber er wird von anderen wieder kaputt gemacht werden. Solange wir nicht aus dem Concorde Agreement rauskommen, aus der Einstimmigkeit, solange wird diese Situation auch bleiben, so traurig das ist."

"Ich persönlich bin der Meinung, dass das letztjährige Qualifying gut war. Wir hatten nicht so viele Beschwerden und der Freitag war auch belegt, er bedeutete etwas. Wir selbst haben in Frankreich davon profitiert, aber wir hatten generell interessante Startaufstellungen. Und dennoch gewannen die besten Fahrer in den besten Autos die Meisterschaft. Daran wird sich nichts ändern. Der Vorschlag von Tony ist klasse, aber man muss auch Sicherheiten einbauen, damit sich die Teams, die das nötige Geld haben, sich nicht so sehr an die Regel anpassen können."

Frage: "Aber die Zuschauerzahlen sind ja gar nicht schlecht. Muss da wirklich etwas geändert werden, oder ist es einfach ein Kampf großer Egos?"
Stoddart: "Ich denke, dass die Technische Arbeitsgruppe wie geschaffen dafür ist, sie kam schon vor langer Zeit mit einer Lösung. Das fällt nur immer auseinander, wenn es in die nächste Stufe geht. Es gibt zu viel verschiedene Ansätze, zu viel verschiedene Meinungen. So kann die Technische Arbeitsgruppe nicht arbeiten. Sie wären in der Lage, das zu lösen, das hätte schon vor Monaten passieren können."