Jetzt warnen alle vor Schnellschüssen bei den Regeln

Niemand ist mit dem Reglement wirklich happy, dennoch sind keine Änderungen in Sicht - Schnellschüsse haben zu viel Schaden angerichtet

(Motorsport-Total.com) - Es ist schon paradox: In den letzten Jahren wurde die Formel 1 von Grund auf umgekrempelt, da es angeblich an Spektakel mangelte, und dennoch wünschen sich plötzlich alle frühere Zeiten herbei. Vorerst haben Teams und Fahrer aber genug von weiteren Regeländerungen, weil man Angst davor hat, mit überhasteten Entscheidungen mehr Schaden anzurichten als Gutes zu tun.

Titel-Bild zur News: Michelin-Reifen

Wird 2005 wegen der neuen Reifenregeln noch weniger überholt als bisher?

"Das Beste ist, jetzt erst einmal ein paar Rennen abzuwarten", sagte Ferrari-Technikchef Ross Brawn in Australien, woraufhin BAR-Honda-Teamchef Nick Fry, Renault-Chefingenieur Pat Symonds und viele andere Funktionäre zustimmend nickten. Der Tenor ist also eindeutig: Erst einmal will man das derzeitige Format und Reglement der Formel 1 an mehreren Rennwochenenden erproben, weil man glaubt, dass man dem Zuschauer maximal eine Änderung pro Saison zumuten kann - und die soll dann wenigstens sorgfältig überlegt sein.#w1#

Keiner wollte mit den Reifen Risiken eingehen

Negativ ist beim Saisonauftakt jedoch aufgefallen, dass kaum überholt wurde, obwohl man sich durch die Beschneidung der Aerodynamik an und für sich mehr Action auf der Strecke erwartet hatte. Offensichtlich wird dieser Effekt aber vom Reifenreglement aufgehoben, weil die Fahrer nun keinen Verbremser mehr riskieren können, um nicht plötzlich mit Vibrationen kämpfen zu müssen. Bekanntlich dürfen die Reifen ja nur noch im Falle eines signifikanten Schadens gewechselt werden.

Ex-Formel-1-Pilot Mark Blundell betrachtet dies äußerst kritisch: "Von mehr Überholmanövern habe ich nichts gesehen, was ein bisschen enttäuschend ist", sagte er. "Ich mache mir Sorgen, dass das Überholen durch die neuen Regeln noch schwieriger geworden ist, nicht einfacher. Andererseits haben jetzt aber alle einmal die Daten von einem Grand Prix in petto. Sicher waren einige Teams beim ersten Rennen etwas konservativ, aber mit den gesammelten Erkenntnissen wird sich das hoffentlich bald ändern."

Barrichello rechnet mit mehr Überholmanövern

Im Gegensatz zum Briten rechnet Ferrari-Fahrer Rubens Barrichello sogar eher mit einem besseren Spektakel auf den Grand-Prix-Strecken dieser Welt: "Durch die neuen Regeln können wir nicht mehr ständig ans Limit gehen, aber dadurch könnten dem Publikum mehr Überholmanöver geboten werden - speziell am Ende eines Rennens", gab der Brasilianer heute in die Mikrofone. "Ich persönlich genieße das Rennfahren auch unter den neuen Regeln, obwohl ich zugeben muss, dass ich sie beim ersten Test in Jerez im Winter noch für einen schlechten Witz gehalten habe."

Michael Schumacher sieht die Angelegenheit gelassen: "Ich frage mal umgekehrt: Gibt es auch nur eine Lösung, mit der alle einverstanden wären? Es stimmt, dass wir die Regeln in den letzten Jahren immer wieder verändert haben, was nicht gut für den Sport ist. Ich glaube, darin liegt das Problem", analysierte der Deutsche heute im Plausch mit Journalisten in Sepang.