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Jaguar: Pitchforth relativiert Kritik an Klien
Offenbar auf Druck von 'Red Bull' hat das Jaguar-Team die gestern geäußerte Kritik an Christian Klien stark relativiert
(Motorsport-Total.com) - Erst gestern wurde erstmals öffentliche Kritik seitens des Jaguar-Teams an Formel-1-Neuling Christian Klien laut, doch schon heute sieht die Welt - zumindest scheinbar - ganz anders aus. In einem Telefonat mit einem Vertreter von 'Red Bull' hat der britische Rennstall die von Geschäftsführer David Pitchforth getätigten Aussagen relativiert.

© Jaguar
Die Farben von 'Red Bull' bestimmen das Design von Kliens Helm
Im Kreise einiger Journalisten hatte Pitchforth in Nordamerika angedeutet, dass man Klien eigentlich nur als Testfahrer verpflichten wollte, er ließ aber durchblicken, dass der Sponsor des Österreichers, Getränkehersteller 'Red Bull', damit nicht einverstanden war. Kein Wunder: Der 21-jährige Formel-3-Euroserie-Vizemeister des vergangenen Jahres gilt als Vorzeigeobjekt des 'Red-Bull'-Kaders und stellt auf seinem Helm außerdem die Unternehmensfarben werbewirksam zur Schau.#w1#
Daher dürfte es 'Red Bull' sauer aufgestoßen sein, dass die kritischen Pitchforth-Aussagen am Mittwoch die Runde durch die Medienlandschaft gemacht haben, was prompt zu einer Reaktion führte: In einem Telefonat mit einem Vertreter von 'Red Bull' relativierte der Jaguar-Geschäftsführer seine Statements und gab an, diese seien falsch interpretiert worden. Angeblich bot er sogar eine Abschrift des betreffenden Interviews an, um dies zu belegen.
'Red Bull' interveniert bei Jaguar für Klien
Unabhängig davon, was gesagt wurde und was nicht, steht aber fest, dass Jaguar vor Saisonbeginn ein Szenario angestrebt hat, bei dem Klien nicht Renn-, sondern nur Testfahrer gewesen wäre - freilich mit der Chance, sich in den Freien Freitagstrainings in die Auslage zu stellen. 'Red Bull' lehnte jedoch offenbar gegen Jaguar-Wunschkandidat Alexander Wurz ein Veto ein und pochte gegen eine millionenschwere Dollar-Mitgift auf ein Stammcockpit für Klien.
Der habe zwar bisher noch keine Punkte geholt, aber man sei grundsätzlich "sehr zufrieden" mit seinem professionellen Einsatz, relativierte Pitchforth im 'Red-Bull'-Gespräch, um keine Kritik am Geldgeber an die Öffentlichkeit dringen zu lassen - so funktioniert modernes Formel-1-Marketing. Kein Wunder, dass Jaguar 'Red Bull' nicht verärgern will: Nach der schrittweisen Kürzung des Budgets durch den Ford-Konzern droht mit Jahresende auch der Abschied von Hauptsponsor 'HSBC'.
Klien selbst, der für die Affäre am allerwenigsten kann, zeigte sich in einem Interview mit den 'Salzburger Nachrichten' von allem unbeeindruckt: "Mir gegenüber ist von Jaguar nie Kritik laut geworden." Auch das Pitchforth-Statement interessiere ihn nicht, schließlich habe auch sein höher eingeschätzter Teamkollege Mark Webber, der sogar bei BMW-Williams im Gespräch ist, erst magere drei Punkte einfahren können.
Klien einer von nur drei Fahrern ohne WM-Punkte
Fakt ist, dass der Österreicher zu Saisonhalbzeit einer von nur drei Piloten ist, die noch keinen einzigen WM-Zähler auf dem Konto haben - Giorgio Pantano (Jordan-Ford) und Gianmaria Bruni (Minardi-Cosworth) vervollständigen diese Liste. Gleichzeitig war zuletzt aber auch ein Aufwärtstrend in seinen Leistungen nicht zu übersehen, schließlich fuhr er in den Trainings in Montreal und Indianapolis phasenweise auf dem Level Webbers.
Um seine Zukunft muss sich der sympathische Vorarlberger trotz allen Diskussionen keine Sorgen machen - dank der 'Red-Bull'-Gelder hat er die nötige Schonfrist, um in der zweiten Saisonhälfte sein unbestrittenes fahrerisches Potenzial doch noch aufzeigen zu können. Darüber hinaus muss ihm insofern mehr Zeit zugestanden werden, als es Neulinge aufgrund der neuen Motorenregel und der damit einhergehenden beschränkten Trainingszeit 2004 besonders schwer haben.
Durch die Unterstützung von 'Red Bull' wurde Klien noch vor seinem ersten Grand Prix im März in Australien in die Schublade der Bezahlfahrer kategorisiert, obwohl er sich mit hervorragenden Leistungen in der Formel 3 und beim Marlboro Masters in Zandvoort fahrerisch für höhere Aufgaben aufgedrängt hat. Dass ihm sein Image als Bezahlfahrer zu Unrecht anhaftet, wird er wohl in den nächsten Monaten beweisen müssen.

