• 02.10.2001 17:22

  • von Marcus Kollmann

Irvine spricht über die Schwächen von Jaguar

Der Nordire äußert sich über die Probleme und das Rennen in Amerika, die Schwächen seines jetzigen Rennstalls und den R3

(Motorsport-Total.com) - Am Ende stellte sich der Große Preis der USA für das Jaguar-Team als ein äußerst gutes Rennwochenende heraus, denn nach der Disqualifikation von Jarno Trulli rutschte Eddie Irvine auf den vierten Platz vor und holte damit 3 wichtige WM-Punkte.

Titel-Bild zur News: Eddie Irvine (Jaguar Racing)

Irvine: "Wir sind vermutlich das unerfahrenste Team in der Formel 1."

Positiv für das Team aus Milton Keynes war aber auch, dass Benetton-Renault, in der Konstrukteursweltmeisterschaft jetzt punktgleich mit Jaguar Racing, keine Punkte holte, denn die "Raubkatzen" wollen am Ende des Jahres unbedingt vor der Benetton-Mannschaft stehen.

Das Rennwochenende hatte für die Jaguar-Truppe in Indianapolis am Freitag zunächst gut begonnen, denn Eddie Irvine wurde am Ende der zweiten Trainingssitzung als fünftschnellster Pilot auf den Zeitenmonitoren gelistet, während Pedro de la Rosa auf Platz acht folgte und damit das gute Abschneiden am Freitag komplettierte. Leider lief es für das Team am Samstag, in der für die Startaufstellung alles entscheidenden Qualifikation, wieder einmal äußerst schlecht. Anstatt sich innerhalb der Top 10 zu qualifizieren, sprangen nur die Startplätze 14 (Irvine) und 16 (de la Rosa) heraus. Entsprechend enttäuscht erklärten dann Fahrer und Teamchef, dass "es nicht die beste Leistung war?, zumindest aber auch nicht schlimmer als man erwartet hatte gekommen war. Im Rennen selbst profitierte dann das Team von der im Renntrimm ohnehin besseren Performance des Jaguar R2 aber auch von Überholmanövern, einer guten Strategie und Ausfällen anderer Piloten. Insgesamt machte man so das Beste aus den schlechten Startpositionen - zumindest im Fall von Irvine.

Irvine absolvierte seinen Boxenstopp in Indianapolis am spätesten

Nach dem insgesamt 73 Runden langen Grand Prix am Sonntag, erklärte Irvine, dass er, obwohl es ihm am Wochenende nicht gelungen war sein Auto entsprechend seinen Wünschen abzustimmen, ein gutes Rennen hatte. Ermöglicht wurde Irvines Platz in den Punkten durch die Michelin-Reifen, auf denen er lange Zeit fuhr und selbst als die Reifen schon ziemlich abgenutzt waren immer noch schnelle Runden drehten. Erst in Runde 52, später als alle anderen Fahrer, legte der Nordire seinen einzigen Boxenstopp ein.

"In den ersten Runden war das Auto auf den neuen Reifen sehr gut, und deshalb konnte ich auch nach dem Boxenstopp so schnell fahren. Wir wussten aber, dass wir auch auf abgefahrenen Reifen schnell sind, weshalb wir uns letztlich für die gewählte Strategie entschieden. Ich muss sagen, dass die Balance meines Autos aber im gesamten Rennen einfach perfekt gewesen ist", lieferte der 35-Jährige gleich eine Erklärung für seinen späten Boxenstopp. Allerdings macht der am 10. November 36 Jahre alt werdende Vater einer Tochter auch keinen Hehl daraus, dass er ohne die Ausfälle der vor ihm platzierten Fahrer die Punkteränge knapp verpasst hätte: "Ja, in einem anderen Rennen wäre ich heute wohl nur Siebter geworden. Ich war richtig erleichtert, nachdem ich wusste, dass ich in den Punkterängen lag."

Jaguar braucht noch erfahreneres Personal

Wenngleich die Arbeit und Weiterentwicklung am jetzigen Auto, dem R2, bereits nach Ungarn größtenteils eingestellt wurde, so ist der Rennstall aus Milton Keynes bereits fleißig dabei den Jaguar R3 zu verfeinern, auf dass der neue Bolide die Stärken des jetzigen Autos vereinen möge und die bekannten Schwachstellen und Probleme des R2 ausgemustert werden können.

"Wir konzentrieren uns bereits auf den Jaguar R3 und der macht gute Fortschritte. Wir arbeiten jetzt nur noch an kleinen Dingen, wie der Strategie oder der Traktionskontrolle, welche wir bislang nie 1A hinbekommen haben. Es wird Zeit, dass wir alles zusammenbekommen und das Auto konkurrenzfähig machen. Klar wird es hart, aber hoffentlich bekommen wir das im Winter hin", teilt Irvine seine persönlichen Hoffnungen für das nächste Jahr mit Außenstehenden.

Lauda bringt wichtige Erfahrung mit ins Team

Aber nicht nur das Auto muss besser werden, sondern auch das Teamwork, denn das zeichnet die heute erfolgreichen Teams nun einmal aus. Seit Niki Lauda die Fäden bei Jaguar als Teamchef ganz offiziell zieht, hat Irvine schon positive Veränderungen bemerkt.

"Niki hat jede Menge Erfahrung in der Formel 1. Jahrelang war er bei Ferrari und zuvor bei McLaren. Ich denke, dass er viele Dinge weiß, vor allem wie man alles organisieren muss. Das hilft uns ganz sicher, denn er weiß ja auch über unsere Ziele Bescheid."

Große, plötzliche Veränderungen hat es im Team Jaguar seit Lauda als Teamchef verantwortlich ist nicht gegeben verriet Eddie Irvine ebenfalls. Allerdings habe der Österreicher im Team Punkte und Bereiche, in denen seiner Meinung nach Veränderungen notwendig sind, angesprochen.

"Wir brauchen ganz einfach Erfahrung und Rückhalt. Bei Ferrari sind einige Ingenieure mehr als 12 Jahre in der Formel 1, bei Jaguar sind einige Ingenieure gerade einmal in ihrem ersten Jahr, inklusive meines Ingenieurs" kritisiert Irvine und setzt noch einen drauf: "Wir sind vermutlich das unerfahrenste Team in der Formel 1."

Aber ganz so schlimm wie man sich die Situation im Team aus Milton Keynes vorstellt ist es letztendlich aber auch nicht, denn grundsätzlich ist Irvine mit den Leuten im Team zufrieden, nur braucht es mehr Zeit bis alle "zusammenwachsen" und als eine Einheit nach außen hin auftreten. Im Fall von Jaguar Racing ist Zeit aber das entscheidende Stichwort, denn die hat das Team einfach nicht. 2003, so die eigene Zielsetzung, will man bereits kontinuierlich um Siege mitfahren, ein Jahr später will man um die Weltmeisterschaften kämpfen, so die ehrgeizigen Pläne.

Dass man in der Formel 1 aber nicht auf Anhieb erfolgreich ist, hat das Team BAR-Honda, welches in seinem ersten Jahr kläglich an den eigenen, viel zu hohen Erwartungen scheiterte, gezeigt.