• 24.01.2003 12:42

  • von Fabian Hust

Irvine: "Jetzt schiebe ich eine ruhige Kugel"

Nach der Rücktritts-Bekanntgabe kündigt Ex-Jaguar-Fahrer Eddie Irvine an, dass er sein Leben komplett umkrempeln wird

(Motorsport-Total.com) - Sicher, Eddie Irvine war nicht einer der schnellsten Rennfahrer, die jemals in der Formel 1 ihre Runden drehten. Aber er war ein Charakter, den die Formel 1 vermissen wird. Ein Rennfahrer, der es wagte, sich von Anfang an mit den größten Fahrern im Feld anzulegen, ein Pilot, der nicht auf den Mund gefallen ist und dem Image des "Formel-1-Playboys" gerecht wurde, auch wenn er eigentlich gar kein richtiger "Playboy" war.

Titel-Bild zur News: Eddie Irvine

Irvine will vorerst mit dem professionellen Motorsport nichts mehr zu tun haben

Mit seiner Ankündigung, in der kommenden Saison nicht in der Formel 1 zu fahren, weil sich Verhandlungen mit Eddie Jordan zerschlagen haben, der das letzte Cockpit anbieten konnte, wird der 37-Jährige Ire wohl nicht mehr in die Königsklasse des Motorsports zurückkehren: "Die Entscheidung, die Formel 1 zu verlassen, war eine sehr schwere", gibt Irvine gegenüber der 'Sun' zu. "Aber zumindest weiß ich nun, dass ich nun ein ruhige Kugel schieben kann und einige der Sachen machen kann, die ich bisher aufgeschoben habe."

Statt in der "Folterkammer" zu schwitzen, den Journalisten eintönige Fragen zu beantworten, Flugstunden und Testkilometer hinter sich zu bringen, wird "Crazy Eddie" nun zum Genussmenschen: "Jetzt, wo ich meine Entscheidung mitgeteilt habe, ist eine schwere Last von meinen Schultern gefallen. Ich habe das Gefühl, dass ich nun wieder atmen kann. Ich werde nun tun und lassen können, was ich will. Ganz oben auf meiner Wunschliste steht das Snowboard- und Motocross-Fahren."

Noch vor wenigen Stunden dachte Eddie Irvine nicht einmal in seinen kühnsten Träumen daran, sich ein Snowboard unter die Füße zu schnallen: "Es ist schon verrückt, wie die Formel 1 dein Leben beschneidet. Mich hatte es wirklich gereizt, Snowboard-Fahren zu gehen, aber da ich noch die Möglichkeit hatte, für Jordan zu fahren, machte ich mir Sorgen, dass ich mir ein Bein brechen könnte. Nun ist es egal, wenn ich mich verletzten sollte."

Ähnliches gilt für das Motocross-Fahren: "Das letzte Mal saß ich vor acht Jahren auf so einem Ding. Ich stürzte übel und dachte, dass ich mir mein Bein gebrochen habe. Das war acht Wochen vor dem Start der Saison? Seitdem hatte ich ein wenig Schiss und habe es nie mehr probiert. Aber ab jetzt ist alles anders. Ich werde mir vier Bikes kaufen, so dass ich gegen meine Kumpels fahren kann. Aber dass ich das professionell betreibe, kann ich ausschließen - ich bin zu alt und meine Eier sind jetzt nicht mehr groß genug?"

Kein Thema ist für den ehemaligen Jaguar-Piloten auch ein Wechsel in eine andere Rennserie wie die amerikanische CART-Serie: "Die CART-Serie interessiert mich nicht. Ich bin vor ein paar Jahren in Le Mans gefahren, aber heutzutage sind da zu viele Fahrer am Start, die nicht wissen, was sie tun. Die Formel 1 ist der Gipfel und wenn es dort keinen Platz mehr für mich gibt, dann will ich auch nicht mit etwas anderem etwas zu tun haben."

Dass sich Eddie Irvine aber nun völlig gehen lässt, schließt er kategorisch aus: "Ich bin ja ein wenig als Party-Gänger bekannt und manche mögen vielleicht denken, dass ich nun ein Bier nach dem anderen zische, jetzt, wo ich keine Rennen mehr fahre. Aber ich war noch nie ein großer Trinker und werde es auch nie sein. Ich mache mir keine Sorgen, dass ich als Fernsehsüchtiger auf der Couch ende. Aber wenn ich einen Bierbauch bekommen sollte ? wen würde das schon jucken?"