• 28.05.2003 13:53

  • von Marco Helgert

In Monaco ist vieles anders

Ferraris Technischer Rennmanager Nigel Stepney erklärt die Probleme, mit denen die Teams in Monaco konfrontiert werden

(Motorsport-Total.com) - "Die Logistik des Rennens in Monaco unterscheidet sich von jedem anderen Rennen", erklärte Ferraris Nigel Stepney. Das Rennen im Fürstentum ist nicht nur auf der Strecke einzigartig, auch die Arbeitsbedingungen für die einzelnen Teams sind schwieriger. "Bei anderen Rennen kommen wir an die Strecke und beziehen unsere Garage am Dienstagabend oder Mittwochmorgen, aber in Monaco müssen wir bereits am Montagmorgen damit beginnen."

Titel-Bild zur News: Nigel Stepney, Michael Schumacher, Jean Todt (v.l.n.r.)

Nigel Stepney (links) kennt die Herausforderungen in Monaco genau

Der Hauptgrund für die längere Vorbereitung sind die getrennten Arbeitsräume der Teams. "Man braucht ein paar Tage bis man sich an die separaten Arbeitsumgebungen gewöhnt hat", gesteht Stepney. "Zum einen gibt es die 'Paddock Area' am Hafen, wo unsere LKWs stehen, und wir die Autos nach den Trainings betreuen. Der andere Platz ist die Box an sich, in der wir während der Sessions an den Autos arbeiten. Da der Kurs dann geschlossen ist, können wir sie nicht zwischen Paddock Area und der Box hin- und herbewegen."

Die getrennten Arbeitsräume verlangen außerdem nach einer genaueren Planung der Abläufe: "Wir benötigen eine spezielle Kommunikation zwischen der Box und dem Paddock, damit beim Wechseln von Teilen an den Autos keine Zeit verloren geht. In Monaco haben wir immer ein viertes Auto dabei, um das sich weitere acht Mechaniker kümmern müssen. Für den Fall, dass es während des Trainings benötigt wird, muss das Setup ständig auch an diesem Fahrzeug angepasst werden."

Vormontierte Ersatzteile sparen Zeit

Da es während der Trainingssitzungen und der Rennen nicht möglich ist, zwischen beiden Plätzen zu pendeln, müssen auch viele Teile doppelt vorhanden sein, um "alle möglichen Reparaturen auch in der Box durchführen zu können. Hauptelemente wie Aufhängungen werden vormontiert, damit sie unmittelbar in das Fahrzeug eingebaut werden können", erklärte der Engländer.

Die Boxengasse ist in Monaco besonders schmal, und auch den Teams steht nur ein Drittel des Platzes zur Verfügung, den sie von anderen Strecken gewöhnt sind. Besondere Vorsicht müssen die Mechaniker walten lassen, die auf der "heißen" Seite des Autos arbeiten, der Seite also, die der Boxengasse zugewandt ist. "Erfahrene Mechaniker beobachten immer, was hinter ihrem Rücken vorgeht, aber neue Leute, die in Monaco noch nicht viel Erfahrung haben, machen schnell mal eine falsche Bewegung und können leicht von einem anderen Auto erfasst werden. Die Fahrer sind sich dessen jedoch auch bewusst, und sie passen auch darauf auf."

Im nächsten Jahr soll die neue Boxenanlage fertig sein, die dann den Anlagen anderer Kurse ähneln soll. "Bis jetzt arbeiten wir direkt unter der Sonne an der Boxenmauer, neben uns die Reifenstapel, weil wir sie einfach nicht woanders hinstellen können. Ich möchte gar nicht über die Probleme nachdenken, die wir haben könnten, wenn es regnet", ergänzt Stepney mit einem Lächeln.

Organisation ist der Schlüssel zum Erfolg

Ein erfolgreiches Wochenende hängt in Monaco auch von der Organisation des Teams ab. "In Monaco muss man alles unter Kontrolle haben. Alle Komponenten, die man gebrauchen könnte, sollten vormontiert bereit liegen, um Zeit zu sparen. Das Ersatzauto sollte einsatzbereit in der Box stehen, und es müssen immer Leute da sein, die im Fall der Fälle über die Brücken zurück zum Paddock laufen, um etwas zu holen. Von der Organisation her ist es härteste Rennen der Saison."

Durch den Wegfall des Warm Ups am Sonntagmorgen, werden die Crews zumindest am Samstagabend etwas Ruhe haben, aber "die zweieinhalb Stunden vor dem Warm Up am Samstag können sehr hektisch oder noch schlimmer werden, wenn etwas schief geht." Als Fan mag Nigel Stepney den Kurs in Monte Carlo: "Die Nähe des Publikums, auch wenn wir unsere Autos im Paddock vorbereiten, sorgt für eine sehr spezielle Atmosphäre."

Auch wenn die Strecke die fahrerischen Fähigkeiten fordert, so kann doch kein Fahrer in Monaco gewinnen, wenn nicht das Team eine besonders gute Arbeit geleistet hat. "Monaco ist ein Rennen in der Saison, das jeder gerne gewinnen möchte", so der Brite. "In einem Team zu arbeiten, das diese Chance hat, macht das alles wirklich lohnenswert."