Hülkenberg: "Monza ist eine Herausforderung"
Williams-Pilot Nico Hülkenberg über den Großen Preis von Italien, die Anforderungen von Monza und seine Chancen auf ein Formel-1-Podium
(Motorsport-Total.com) - Für Nico Hülkenberg verlief der Große Preis von Belgien nicht gerade nach Wunsch: Nach einer starken Leistung in der Qualifikation, konnte der junge Deutsche im Rennen nicht an eben diese anknüpfen und verpasste die Punkteränge in Spa-Francorchamps. Für den Italien-Lauf und alle weiteren der verbleibenden Rennen hat sich der Williams-Fahrer daher einiges vorgenommen. Hülkenberg ist sich allerdings nicht schlüssig, was er vom Wochenende in Monza erwarten kann.

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Nico Hülkenberg hat vor einem Jahr in Monza die GP2-Fahrerwertung gewonnen
Frage: "Nico, im vergangenen Jahr hast du in Monza den GP2-Titel geholt. Macht es für dich einen Unterschied, an einen Kurs zu kommen, an dem du so etwas Spezielles erlebt hast?"
Nico Hülkenberg: "Nein, nicht wirklich. Es stimmt schon: Ich konnte hier den Sack zumachen, doch mein Wochenende war nicht gerade prima. Den Titel zu holen war natürlich das große Ziel und eben dieses konnten wir auch umsetzen. Das war okay und keine besondere Geschichte, wenn ich ehrlich bin."#w1#
Frage: "Wie lautet dein Kommentar zu den Leistungen von Pastor Maldonado in der GP2? Du bist im vergangenen Jahr selbst gegen ihn angetreten - hat er das Niveau, um in der Formel 1 zu bestehen?"
Hülkenberg: "Es wird schwierig, wenn man an all die Fahrer denkt, die in und um die Formel 1 engagiert sind. Viele Cockpits gibt es halt nicht, also wird es vermutlich nicht einfach für ihn. Bislang hat aber noch jeder GP2-Titelträger einen Platz in der Formel 1 erhalten, oder?"
Frage: "Bis auf Giorgio Pantano..."
Hülkenberg: "Nun ja, Maldonado befindet sich nicht gerade in einer Situation wie Pantano, wird den Titel aber in seiner vierten GP2-Saison einfahren. Das wird es ihm erschweren, ein Cockpit zu finden."
"Vom vergangenen Jahr her kann ich sagen: Er ist ein cooler Bursche und wir kommen gut miteinander aus. Er ist ein angenehmer Teamkollege. Wir hatten ein tolles Duell, aber dennoch eine freundliche und gute Beziehung."
Mit wenig Abtrieb durch die Parabolica
Frage: "Zurück zum aktuellen Renngeschehen: Du bist erstmals mit der Formel 1 in Monza am Start. Wie ist es für dich, an einen - in dieser Hinsicht - neuen Rennplatz zu kommen? Musst du viel lernen?"
Hülkenberg: "Das Bremsen ist hier in Monza natürlich das größte Problem."
"Man ist hier mit extrem wenig Abtrieb unterwegs und daher bewegt sich das Auto sehr viel. Es ist sehr unruhig und noch dazu instabil. Durch den Gummiabrieb wird das ein bisschen besser, doch etwas mehr Stabilität wünscht man sich hier immer. Das Bremsen, das Selbstvertrauen und die Konstanz sind in Monza die wichtigsten Dinge, die es braucht."
Frage: "Wie lange wirst du brauchen, um dich hier zurecht zu finden?"
Hülkenberg: "Ich weiß nicht mehr genau, wie gut ich mich im vergangenen Jahr qualifiziert habe. Ich glaube, ich stand auf Startplatz fünf oder sechs."
"Ich denke, mit fünf bis zehn Runden sollte ich hinkommen. In der GP2 musste ich ja ebenfalls schon schnell lernen. Dort hast du nur 30 Minuten Zeit im Training, ehe schon die Qualifikation auf dem Programm steht."¿pbvin|512|3099|inside|0|1pb¿
In Monza sind gute Bremsen gefragt...
Frage: "Kommt dir die Strecke in Monza entgegen?"
Hülkenberg: "Der Kurs ist okay, zählt aber sicherlich nicht zu meinen Lieblingsstrecken."
Frage: "Fehlt dir hier eine Herausforderung?"
Hülkenberg: "Nein. Monza ist eine Herausforderung, weil das Auto aufgrund des niedrigen Abtriebs sehr viel herumrutscht. Die Kurven sind nicht besonders angenehm zu fahren - nicht so angenehm wie in Spa."
Frage: "Was erwartest du dir von diesem Wochenende? Wie hart wird das Monza-Rennen?"
Hülkenberg: "Ich rechne zunächst einmal damit, dass es trocken bleiben wird. Alles Weitere hängt dann im Prinzip davon ab, wie gut unsere Flügel sind, und ob wir auf den Geraden schnell genug sind."
"In Spa hat das nicht so gut für uns funktioniert. In Monza ist das wohl der Schlüssel. Rubens hat mir in Spa gesagt, dass man hier auch mit einer guten Bremsstabilität gut abschneiden kann, auch wenn man auf den Geraden 10 km/h zu langsam ist. Er weiß das aus Erfahrung - und daran mangelt es mir noch. Wir werden sehen, wie es läuft."
Frage: "Hat der fehlende Topspeed etwas mit den Motoren von Cosworth zu tun? Ist das eine Schwäche dieser Aggregate?"
Hülkenberg: "Ich halte das nicht für eine Schwäche der Cosworth-Motoren. Das hat auch mit der Kombination aus Auto und Aerodynamik zu tun. Ich würde nicht nur Cosworth für unseren fehlenden Topspeed verantwortlich machen."
Hülkenberg rechnet mit weiteren Fortschritten
Frage: "Du hast seinen Spa einen neuen Unterboden am Auto. Wie zufrieden bist du mit diesem Element?"
Hülkenberg: "Das Fahrzeug hat sich ganz normal angefühlt. Wir brachten beide Autos in die Top 10, was unseren anhaltend positiven Schwung unterstrichen hat. Es ist nur ein bisschen unglücklich, dass wir das nicht in ein Ergebnis ummünzen konnten."
Frage: "Rechnest du damit, dass es in Monza ähnlich ablaufen könnte?"
Hülkenberg: "Es wird hart, aber Überholen ist möglich. Hier kannst du nämlich den Windschatten deines Vordermanns ausnutzen. Momentan kann ich das aber nur schwer einschätzen. Am Freitag werde ich ein besseres Gefühl dafür haben."
Frage: "In Singapur wird das Team noch einmal ein großes Update an den Start bringen. Was erwartest du dir von diesem Schritt?"
Hülkenberg: "Damit fahren wir auf das Podium (lacht; Anm. d. Red.)! Ich denke, es sieht ganz vielversprechend aus. Wir haben einen neuen Unterboden und einen neuen Frontflügel."
"Das sollte einige Zehntel wert sein. Die anderen Teams arbeiten aber natürlich ebenfalls weiter. Hoffentlich können wir uns zumindest in den Top 10 behaupten und vielleicht gelingt es uns ja, die Lücke zu Renault und Force India zu schließen."
Mit Glück noch 2010 auf das Podium?
Frage: "Du hast eben das Siegertreppchen angesprochen. Habt ihr die Chance, vor dem Jahresende noch auf das Podium zu fahren oder muss dafür wirklich alles für euch laufen?"
Hülkenberg: "Dafür brauchen wir schon das Glück auf unserer Seite. Von der reinen Geschwindigkeit her ist das wohl kaum möglich."
Frage: "Lass uns noch einmal auf Spa zu sprechen kommen: Was ging dir durch den Kopf, als du mit Slicks auf der Strecke warst, obwohl die Wetterbedingungen alles andere als ideal dafür waren?"
Hülkenberg: "Mein Ingenieur sagte mir, es wäre nur ein kurzer Schauer und dieser würde schon bald vorbei sein. Ich sagte mir: 'Wenn das wahr ist, könnte sich meine Taktik bezahlt machen.'"
"Auf der anderen Seite hatte ich ein Problem mit dem Gaspedal, sodass der Wagen ohnehin schwer zu fahren war. Mit Slicks im Regen unterwegs zu sein war richtig knifflig. Rückblickend muss man natürlich sagen: Es war vermutlich die falsche Entscheidung. Unser Rennen hat das aber nicht groß beeinflusst, denn wir hatten schon davor zu viel Zeit verloren."
Frage: "Wann ist dir klar geworden, dass es die falsche Entscheidung war?"
Hülkenberg: "Ich blieb draußen - und in der zweiten Runde merkte ich es, als ich einen Dreher hatte."

