• 16.05.2008 17:37

Howett zieht positives Zwischenfazit

Toyota-Präsident John Howett nimmt im Interview die ersten Rennen der Saison unter die Lupe und spricht über seine Fahrerpaarung

(Motorsport-Total.com) - "Nichts ist unmöglich" hat man sich bei Toyota schon seit langem auf die Fahnen geschrieben - bislang bildete das dauerhaft erfolgreiche Abschneiden in der Formel 1 da eine Ausnahme. Doch Toyota-Präsident John Howett sieht seine Truppe auf dem aufsteigenden Ast und spricht von durchaus ermutigenden Ergebnissen und von seinem Fahrerduo, das auch die gesamte Belegschaft begeistert.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli und Timo Glock sorgen für Zufriedenheit bei John Howett

Frage: "John, wie schätzt du die bisherige Saison für Toyota ein?"
John Howett: "Der Start der Saison war eigentlich recht ermutigend. Über die ersten fünf Rennen betrachtet war das Auto ziemlich schnell und wir hatten einige sehr positive Ergebnisse. Jarno (Jarno Trulli; Anm. d. Red.) ist sehr zufrieden mit der Basis des TF108, während Timo (Timo Glock; Anm. d. Red.) sein zukünftiges Potential schon einige Male mit tollen Leistungen aufblitzen lassen konnte. Er gewöhnt sich mit Fortschreiten der Saison immer mehr an das Auto. Dennoch haben wir in der Türkei nicht das Resultat erzielen können, das wir erwartet hatten und müssen jetzt darum kämpfen, dem Wagen noch mehr Performance zu entlocken."#w1#

Formel 1 steht gut im Saft

Frage: "Wie steht es mit der Saison ganz allgemein?"
Howett: "Generell glaube ich, dass sich die Formel 1 in einer hervorragenden Verfassung befindet - Skandale einmal außen vor gelassen. Die Leute spielen die Formel 1 gerne herunter, aber wir sind einer der stärksten und populärsten Sportarten der Welt und dieser ist jetzt wohl konkurrenzfähiger, wie er es lange Zeit nicht war. Wenn man sich die Abstände zwischen den Teams anschaut, dann liegt alles sehr eng beieinander und das ist doch etwas, worüber die Formel 1 glücklich sein sollte. Natürlich war der Verlust von Super Aguri schade, aber die Formel 1 ist wirtschaftlich gesehen richtig stark.

"Einige der weltweit größten Unternehmen sind mit dabei und die globale Reichweite ist größer als bei allen anderen Sportveranstaltungen - mit Ausnahme der alle vier Jahre ausgetragenen Fußballweltmeisterschaft und der Olympischen Spiele. Die Formel 1 mag vielleicht nicht perfekt sein, es kann sicherlich etwas verbessert werden, aber es gibt einfach viele Gründe, glücklich darüber zu sein. Vielleicht sollte man das eher in den Vordergrund rücken."

"Das optimale Operationsfenster des TF107 war recht klein." John Howett

Frage: "Gibt es spezielle Gründe, warum die Ergebnisse von Toyota in dieser Saison besser sind?"
Howett: "Unsere Resultate in diesem Jahr sind die Verbesserungen von 2007, denn das Auto ist von der Basis her besser, gar keine Frage. Das optimale Operationsfenster des TF107 war recht klein und das Setup richtig einzustellen um eine optimale Performance zu erhalten war bei vielen Strecken im vergangenen Jahr sehr schwierig."

"Haben wir es dann einmal auf der Reihe gehabt, dann war das schon okay. Eigentlich sogar besser, als es unsere Ergebnisse vom Jahresende vermuten lassen. Das diesjährige Auto hat ein viel breiteres Einsatzspektrum und das hilft natürlich den Fahrern und den Ingenieuren, um das Beste herauszuholen. Beide Fahrer haben beim Test in Bahrain sofort bemerkt, dass das Auto stabiler und fahrbarer war."

Resultate als zusätzliche Motivation

Frage: "Ist es für Toyota möglich, die Lücke zu den Topteams zu schließen?"
Howett: "Meiner Meinung nach hat in der Formel 1 jeder ähnliche Ressourcen und wir pushen wirklich kräftig, aber diese Lücke zu schließen ist schon immer eine schwierige Sache gewesen, das kann man nicht leugnen. Unser Ziel für dieses Jahr ist es, im Mittelfeld eine Stufe zu klettern und hoffentlich zu den Topteams aufzuschließen. Ich glaube sogar, dass das Mittelfeld langsam aber sicher zu Ferrari, McLaren-Mercedes und dem BMW Sauber F1 Team aufschließt, obwohl das nicht leicht ist. Aber das sind die Freuden in der unbarmherzigen Formel 1."

"Ich sehe es als Privileg an, in der Formel 1 zu arbeiten." John Howett

Frage: "Was für einen Einfluss haben gute Ergebnisse auf die Teammitglieder?"
Howett: "Ich sehe es als Privileg an, in der Formel 1 zu arbeiten, aber Resultate machen die Leute glücklich und wenn die Leute glücklich sind dann ergibt sich daraus eine positive Gesamtstimmung. In diesem Jahr ist die Arbeitsmoral im Team sehr stark, wie schon im vergangenen Jahr."

"Das hat sich also nicht verändert und das ganze Team gibt einfach alles, wie es das schon immer getan hat. Es ist vielleicht lohnender, wenn man sieht, dass sich all die harte Arbeit auch in den Ergebnissen niederschlägt - aber man sollte nicht vergessen: Wir sind hier um zu gewinnen. Es ist zwar schön, in diesem Jahr einen Schritt nach vorne zu erleben, aber wir haben noch eine lange Reise vor uns, bis wir vollständig glücklich sind."

Trulli und Glock begeistern

"Ich bin richtig beeindruckt, wie er sich bislang geschlagen hat." John Howett

Frage: "Was sind deine Eindrücke von Timo nach den ersten fünf Rennen?"
Howett: "Ich bin richtig beeindruckt, wie er sich bislang geschlagen hat. Er entwickelt sich meiner Meinung nach sehr schnell und sein Selbstvertrauen wächst. Wir sind sehr glücklich. Er hat gezeigt, dass er dazu imstande ist, eine schnelle Runde im Qualifying herauszuhauen, obwohl in der Türkei dann leider ein technischer Defekt seine bis dahin gute Runde kaputt gemacht hat. Wir freuen uns schon auf die anstehenden Grand Prix und darauf, sein ganzes Potential zu sehen. Er hat einen guten Speed, keine Frage, und die Resultate werden schon bald kommen."

Frage: "Wie steht es bislang mit Jarnos Saison?"
Howett: "Ich glaube, er hat Vertrauen ins Auto und blüht in diesem Jahr richtig auf. Er fühlt sich wohl und hat im Qualifying bisher viel geleistet, was sich dann auch in einer hervorragenden Rennpace fortgesetzt hat. Er hat wieder einmal gezeigt, dass er an der Spitze fahren kann, wenn er ein wettbewerbsfähiges Auto zur Verfügung hat. Obwohl das anscheinend einige Leute überrascht hat, war das für uns nicht weiter verwunderlich. Wir sind sehr zufrieden mit seinen Auftritten."

Frage: "Und wie steht es mit Kamui (Kamui Kobayashi; Anm. d. Red.), eurem dritten Fahrer?"
Howett: "Kamui hatte eine gute Saison in der GP2-Asia-Meisterschaft und hat dort einige starke, kämpferische Leistungen gezeigt. Er hatte einen vernünftigen Start in die GP2-Hauptserie und hat sogar schon ein Rennen gewonnen, was für einen Fahrer in seiner ersten Saison auf diesem Level schon sehr beeindruckend ist. Wir werden ihn im Auge behalten und dann sehen, wie es für ihn läuft. Aber ich denke, er ist sicherlich ein ernsthafter Bewerber um Rookie des Jahres zu werden. Er entwickelt sich ständig weiter und ist sicherlich eine große Zukunftsperspektive."