Horner: "Sebastian hat einen besseren Job gemacht"
Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärt, warum Sebastian Vettel vierfacher Weltmeister ist - und Mark Webber nicht, trotz großem Talent
(Motorsport-Total.com) - Es war wieder einmal das Sinnbild der Saison des Mark Webber: Während der Australier mit einem Schaden an der Lichtmaschine ausrollte, fuhr Teamkollege Sebastian Vettel in Indien zum Sieg und zur vierten Weltmeisterschaft. In den vergangenen vier Rennen musste Webber seinen RB9 sogar gleich dreimal vorzeitig abstellen, im gleichen Zeitraum betrug die Siegquote von Vettel 100 Prozent.
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Einer rauft sich die Haare, der andere freut sich: Mark Webber und Sebastian Vettel Zoom
So langsam gehen dem Australier die Rennen aus, wenn er in seiner letzten Saison noch einmal als Sieger über die Ziellinie fahren will. Die bisherige Saisonbilanz zwischen Vettel und Webber spricht in dieser Hinsicht nämlich eine eindeutige Sprache: Der Triumph in Indien war der zehnte Saisonsieg des Heppenheimers, analog dazu wartet sein australischer Teamkollege noch auf den ersten im Jahr 2013.
Schaut man auf die vergangenen Jahre so wird das Ausmaß deutlich. 2009 starteten beide Piloten ohne WM-Titel auf ihrem Portfolio bei Red Bull in die Saison. Fünf Jahre später ist Vettel vierfacher Weltmeister, Mark Webbers Karriere wird ungekrönt bleiben. Teamchef Christian Horner hat eine einfache Erklärung dafür: "Sebastian hat einen besseren Job gemacht", sagt er gegenüber 'formula1.com'.
Keine Zweifel an Webbers Talent
Viel mehr stecke nicht hinter den doch relativ ungleichen Zahlen. Auch eine Bevorzugung des Deutschen stehe laut Horner absolut nicht im Raum: "Wir geben unser Bestes, um beide Fahrer mit identischen Autos an den Start zu schicken, und einzig das Geschehen auf der Strecke hat den Erfolg von Sebastian ausgemacht." Das sieht auch Ex-Teamchef Eddie Jordan so: "Man muss auch sehen, dass Vettel sich selbst in diese Position gebracht hat, denn Mark Webber hat nun mal dasselbe Auto", so der Ire bei 'talkSPORT'.
Wenn man davon ausgeht, dass beide Piloten wirklich das gleiche Material bekommen, stellt sich die Frage: Ist Sebastian Vettel so gut oder Mark Webber so schlecht? An letzteres glaubt zumindest Eddie Jordan nicht: "Wir wissen, wie gut Mark Webber ist. Er ist in einer Klasse von Fahrern, die Rennen gewinnen können", urteilt der Ex-Teamchef, "aber er sieht keinen Stich in diesem Jahr! Er hat nicht ein einziges Rennen mit demselben Auto gewonnen."
Auch Christian Horner zweifelt nicht an den Fähigkeiten seines zweiten Piloten. "Er ist ein hochtalentierter Fahrer - er hat nur das Pech, dass er gegen einen der erfolgreichsten Fahrer aller Zeiten fährt." Also liegt es laut dem Teamchef doch eher an der fahrerischen Klasse des Heppenheimers, dass Mark Webber nicht noch mehr Erfolge einfahren konnte - auch wenn viele Fans und Konkurrenten nicht immer wahrhaben wollen, dass Vettel zu den besten Piloten der Szene gehört.
Doch kein überlegenes Auto?
Häufig ist zu hören, Vettel sei nur wegen seines dominanten Red Bull viermal Weltmeister geworden. "Natürlich ist es für die Gegner einfach, das als Erklärung für ihre Niederlagen heranzuziehen", winkt der Teamchef gegenüber 'Sport Bild' ab. Dass der Red Bull gar nicht so überlegen sei, wie angenommen, zeige sich an seinem Teamkollegen. "Ich sage: Mark Webber ist ein sehr guter Rennfahrer. Sein Ruf - bevor Vettel ins Team kam - war der eines kommenden Weltmeisters."
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2011 konnte Webber im letzten Saisonrennen doch noch gewinnen... Zoom
"Sebastian hat Mark im Qualifying dieses Jahr 14-mal geschlagen und neun Siege geholt (vor Indien; Anm. d. Red.). Wenn es nur am Auto liegen würde, wären wir Erster und Zweiter in der Fahrer-WM. Das sind wir nicht." Und das war man noch nie. In den drei bisherigen WM-Jahren Vettels wurde Webber zweimal Dritter und einmal Sechster. Aktuell liegt der Aussteiger nur auf dem fünften WM-Rang.
Ob er sich am Ende noch verbessern wird, dürfte dem Australier wohl egal sein. Über einen Sieg zum Abschluss seiner Karriere würde er sich sicher aber noch freuen. Hoffnung kann ihm ein Blick in die Saison 2011 machen. Auch da sah der Red-Bull-Pilot lange Zeit kein Land gegen seinen Teamkollegen, um im letzten Saisonrennen doch noch einmal als Erster die Zielflagge zu sehen. Ein ähnliches Ergebnis in ein paar Wochen wäre sicherlich ein schönes Abschiedgeschenk.