• 28.10.2013 16:41

  • von Christian Schrader

Vettel und Indien: Ziemlich beste Freunde

Nicht nur durch seine Weltmeister-Krönung verbindet Sebastian Vettel mit Indien etwas Besonderes - Heppenheimer möchte "Geschmack vom Land bekommen"

(Motorsport-Total.com) - War es Zufall, dass sich Sebastian Vettel seinen vierten Weltmeistertitel in der Formel 1 ausgerechnet in Indien gesichert hat? Nach der gestrigen Triumphfahrt auf dem Buddh International Circuit konnte sich der Heppenheimer erneut die Krone der Königsklasse sichern. Dabei gab er aber erstmals in der Formel-1-Geschichte des Indien-Grand-Prix Führungskilometer ab - bei seinen Siegen 2011 und 2012 feierte der Red-Bull-Pilot stets blitzsaubere Start-Ziel-Erfolge. Was schätzt der alte und neue Weltmeister an dem Staat in Südasien - und was ist das für eine spezielle Verbindung?

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Der vierte Streich wurde in Indien besiegelt: Vettel ist erneut Formel-1-Weltmeister Zoom

Da ist zum einen die Rennstrecke, deren Revier Vettel nun mit drei Siegen bei drei Auftritten markieren konnte. Der 5,125 Kilometer lange Kurs gilt als moderne, aber auch sehr schnelle Strecke. Dennoch: Die Sicherheit wird großgeschrieben. "Es ist auf eine Art schade, dass die Leute durch die modernen Strecken die Aufregung der Geschwindigkeit nicht mehr so nah erleben", sinniert Vettel bei der Pressekonferenz, "aber ich denke, aus Sicherheitsgründen darf man daran nicht mehr zweifeln."

"Man möchte nicht wieder dorthin zurück, wo wir in der Vergangenheit waren", sagt er und betont die Weiterentwicklung des Sports - seines Sports. "Mit Sicherheit verliert man etwas von der Aufregung", weiß Vettel, "aber ich denke für Renn-Fans oder Mechaniker ist es immer noch das Gleiche." Genug Show hat der Red-Bull-Pilot auf jeden Fall geboten, als er im Siegesrausch ein paar Burnouts auf den indischen Asphalt zirkelte und die Fans mit einer weiß-grauen Rauchwolke einnebelte.

Kaum Zeit für Kultur und Entdeckungen

Die großen Emotionen nach dem Sieg und die Krönung zum jüngsten Vierfach-Champion haben gezeigt, wie viel Last von Vettels Schultern gefallen sein muss. Auch aufgrund der Feierlichkeiten wird der Mann aus Hessen mit Wohnsitz in der Schweiz jedoch keine Zeit haben, zur Entspannung das Land zu erkunden. Dazu bleibt ohnehin selten Zeit. Vettel und seine Kollegen bleiben Weltenbummler, die außer der Formel-1-Manege nicht viel mehr als die Hotels und die Rennpisten vom jeweiligen Land zu sehen bekommen.


Fotostrecke: Der Weltmeister ganz persönlich

Für Kultur und Treffen mit Einheimischen bleibt somit kaum Zeit. Das möchte Vettel gerne nachholen, wie er hervorhebt. Er spricht dabei von einer "Auszeit", in der er "durch Indien reisen würde - einfach, weil ich denke, dass einem das Land so viel beibringen könnte", so Vettel. "Die Mehrheit der Leute ist ziemlich arm, wenn man es mit dem Lebensstandard in Europa vergleicht."

"Natürlich bekommen wir hier nicht viel zu sehen, weil wir uns im Fahrerlager in einer isolierten Welt befinden." Sebastian Vettel

"Natürlich bekommen wir hier nicht viel zu sehen, weil wir uns hier im Fahrerlager in einer isolierten Welt befinden", malt er das Bild des modernen Rennfahrers. "Wenn man aber ein wenig vom Umfeld sieht, dann ist es schon manchmal beängstigend die Umstände zu sehen, unter denen die Menschen leben müssen. Die Lehre aber ist, dass sie glücklich sind", bilanziert der Red-Bull-Pilot.

Vettel möchte Indien erkunden

Man könne das Land nicht an einem oder zwei freien Tagen vor dem Rennwochenende oder in der Saison erkunden, gibt Vettel zu bedenken. "Indien ist groß, hier leben viele Leute, und man braucht mehr als eine oder zwei Wochen, um einen Geschmack vom Land zu bekommen. Es ist schade, aber da es gute Aussichten gibt, dass ich irgendwann zurücktrete und noch jung sein werde, freue ich mich darauf", stellt der 26-Jährige in Aussicht.

"Man braucht mehr als eine oder zwei Wochen, um einen Geschmack vom Land zu bekommen." Sebastian Vettel

Noch ist der Hunger des Mehrfach-Weltmeisters aber nicht gestillt. Bevor es auf große Entdeckerreise geht, steht die kommenden Saisons die Verteidigung der Weltmeisterkrone ganz oben auf der Agenda. 2014 wird Vettel seine Siegesserie in Indien nicht ausbauen können, weil der Grand Prix nicht für den Rennkalender vorgesehen ist. Die Zukunft ist ungewiss - und die ziemlich besten Freunde Vettel/Indien müssen erst einmal ohneeinander auskommen.

Wäre es da nicht angebracht, quasi als Glücksbringer, seinem Boliden für 2014 einen indischen Namen zu geben? Das hält Vettel, der seinen fahrbaren Untersätzen seit 2008 stets Frauennamen gibt, für schwierig, wie er beispielhaft verdeutlicht: "Wir hatten gestern ein paar Gäste vom Team und ich habe ein paar Autogramme geschrieben", erzählt er.

Welcher Name folgt auf Hungry Heidi?

"Sie haben ihre Namen buchstabiert und ich habe immer gefragt: 'Okay, könntest du das nochmal sagen?' Ein Typ hatte ein paar 'Ts' in seinem Namen, hat ihn buchstabiert und 'D wie Tomate' gesagt. Also habe ich ein 'D' hingeschrieben und sah dann ziemlich doof aus, weil er eigentlich 'T' meinte." Dem frischgebackenen Champion war das unangenehm, wie er zugibt.

Es wäre aber doch ein schönes Zeichen, mit den einschneidenden Änderungen in der kommenden Formel-1-Saison auch beim Namen "seiner Dame" andere Wege zu gehen. Vielleicht ändert Vettel ja noch seine Meinung und lässt auf Randy Mandy (2010), Kinky Kylie (2011), Abbey (2012) und Hungry Heidi (2013) ein Namen folgen, der ihn an seine Triumphfahrten von Indien erinnert - wenn er dort schon nicht fahren und gewinnen kann.