Die Konkurrenz hofft: Endet die Bullen-Ära 2014?

Der Formel 1 stehen 2014 große Regeländerungen ins Haus: Während die Gegner auf ihre Chance hoffen, vertraut man bei Red Bull weiter auf die eigenen Stärken

(Motorsport-Total.com) - Fünf Jahre ist es mittlerweile her, seit die letzten grundlegenden Reglementänderungen die Formel 1 erschüttert haben. Vor der Saison 2009 krempelte man die Formel-1-Welt gehörig um und stellte damit auch die Kräfteverhältnisse ziemlich auf den Kopf. Waren in den Jahren zuvor Ferrari und McLaren - und teilweise Renault - das Maß aller Dinge, tauchten 2009 neue Namen an der Spitze auf.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff, Stefano Domenicali

"2014 wird unser Jahr": Die Konkurrenz von Red Bull bringt sich in Lauerstellung Zoom

Während die Traditionsteams nur schwer in die Saison fanden, machten plötzlich Red Bull und das aus Honda hervorgegangene Brawn-Team die Weltmeisterschaft unter sich aus. Überraschungs-Weltmeister wurde Jenson Button - es sollte der letzte vor der großen Sebastian-Vettel-Ära werden. Vier Jahre in Folge dominierten die Roten Bullen das Geschehen in der Königsklasse und holten sich alle acht möglichen Titel zwischen 2010 und 2013.

Die große Frage ist nun: Wann endet die Dominanz des Heppenheimers und wer kann Red Bull überhaupt gefährlich werden. In dieser Saison sieht es zumindest nicht danach aus, als könne noch ein Team an der Spitze eingreifen. Zu deutlich waren die sechs Siege in Folge für Vettel. Die Hoffnung der Konkurrenz heißt 2014. Nachdem Red Bull seine siegreiche Konstruktion in jedem Jahr weiter entwickeln konnte, steht für die kommende Saison ein kompletter Neustart an. Auch Red Bull muss von einem weißen Blatt Papier anfangen.

Das weiße Papier als große Chance

Somit starten zunächst alle Teams wieder auf Augenhöhe, was Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda als große Chance empfindet: "Ich bin optimistisch, dass da alles gleich beginnt, nicht wieder so", spricht er bei 'RTL' darauf an, dass die Dominanz des Brauseherstellers ein Ende finden kann. "Denn Red Bull hatte durch die Weiterentwicklung existierender Autos einen Vorteil", meint er. Die Bullen brauchten nur ihre jeweiligen Erfolgsmodelle RB5, RB6, RB7 und RB8 modifizieren und begannen jede Saison bereits mit einem gewissen Vorsprung.

"Würden die Regeln so bleiben wie sie sind, dann wäre Red Bull wohl auch im nächsten Jahr vorn", sieht Noch-Ferrari-Pilot Felipe Massa die Nachteile eines stabilen Reglements. Durch die Änderungen sieht er aber auch seinen aktuellen Arbeitgeber im nächsten Jahr mit guten Chancen: "Wenn sich etwas an den Rahmenbedingungen verändert, dann kann es immer Verschiebungen geben. Um ehrlich zu sein halte ich die bevorstehenden Änderungen für die signifikantesten überhaupt. So kann es auch einem Team, das kein gutes Jahr hatte, gelingen, plötzlich ein richtig gutes Auto hinzustellen."

Die Beschreibung passt gut auf Ferrari. Zwar kämpfen die Italiener derzeit noch um den zweiten Rang in der Konstrukteursmeisterschaft, doch dem Anspruch von Präsident Luca di Montezemolo kann das nicht gerecht werden. Seit 2007 wartet die Scuderia auf einen Fahrertitel, seit 2008 auf eine Weltmeisterschaft generell - ebenso wie McLaren. Für die beiden Traditionsteams ist das eine ewig lange Zeit. Seit der letzten großen Regelveränderung blieben beide also ohne größere Erfolge.


Fotostrecke: Vettel: Immer der Jüngste

Mercedes vertraut auf Motor, Ferrari auf Fahrer

Doch was macht die Teams daher so sicher, dass sie nach dem kommenden Erdbeben nicht wieder zu den Verschütteten gehören? Bei Mercedes und McLaren ist die Antwort ganz einfach: der Motor. Die neuen Turboaggregate sollen in Zeiten von Spritmengenbegrenzung und Energierückgewinnung eine besonders entscheidende Rolle einnehmen. Zwar weiß aktuell niemand, welcher der drei Motorenhersteller das beste Pferd sein wird, dennoch wird immer wieder Mercedes als potenziell bestes Ross genannt.

"Ich habe große Hoffnungen, dass der wirklich gut ist", verlässt sich auch Niki Lauda auf die Stärke der Mercedes-Aggregate. Bei Ferrari setzt man derweil alles auf die Trumpfkarte Fahrer. Mit Fernando Alonso und Kimi Räikkönen hat man sich ein schlagkräftiges Team zusammengestellt, mit dem man die Konkurrenz wie in den Saisons nach der Jahrtausendwende dominieren will. Bei der Scuderia macht man sich wie immer voller Selbstvertrauen in die eigene Stärke ans Werk, doch den Optimismus teilt man nicht überall.

Niki Lauda

Niki Lauda vertraut auf den nominell starken Mercedes-Motor Zoom

Ex-Teamchef Eddie Jordan glaubt nämlich nicht so recht an ein Widerauferstehen der Italiener: "Ich glaube, Ferrari tritt etwas auf der Stelle. Wir wissen nicht, warum. Vor zehn Jahren hatten sie ja auch diese Vorteile, aber davor war auch eine große Lücke zwischen der Weltmeisterschaft von Jody Scheckter (1979) und Michael Schumacher (2000; Anm. d. Red.). Das waren 20 Jahre!", so der Ire.

Stattdessen sieht er eben Mercedes am ehesten in der Rolle des Bullentöters: "Mercedes hat im kommenden Jahr das Motorenpaket, sie haben äußerst talentierte Ingenieure, Designer und andere Leute und sie haben Rosberg und Hamilton", zählt Jordan die Vorteile der Silberpfeile auf. "Wenn sie es hinbekommen, die Reifen richtig zu managen, dann werden sie im nächsten Jahr ein Titelkandidat sein."

Bullen bleiben ruhig: Keine Wachablösung?

Doch vielleicht gibt es ja auch gar keine Wachablösung und die Bullen eilen weiter von Sieg zu Sieg. Das schlagkräftigste Argument in Milton Keynes heißt: Adrian Newey. "Wann immer sich die Regeln groß geändert haben, war Adrian am besten. Das sollte ein gutes Zeichen sein", macht sich Motorsportkonsulent Helmut Marko keine Sorgen über die Vormachtstellung. Zudem hat Red Bull ja noch mehr fähige Leute, die sich in den vergangenen Jahren auszeichnen konnten.

"Ein Teil des Autos im nächsten Jahr wird auf einer Weiterentwicklung des bisherigen Know-how basieren. Für uns heißt das, dass wir sehr wohl davon ausgehen, wieder zu den Top-4-Teams zu zählen", meint Oberbulle Dietrich Mateschitz. Die Zutaten für den vergangenen Erfolg sind ja nicht plötzlich verschwunden, auch Sebastian Vettel ist noch mit an Bord und kann wenn möglich ebenfalls den Unterschied machen.

Adrian Newey (Technischer Direktor, Red Bull), Christian Horner (Red-Bull-Teamchef), Sebastian Vettel, Mark Webber, Helmut Marko (Red-Bull-Motorsportchef)

Nur Webber geht: Helmut Marko (links) setzt weiter auf die Schlüsselfiguren Zoom

Wenn Newey das Ass im Red-Bull-Ärmel ist, ist der Heppenheimer quasi der Joker: "Die Regeln sind so, dass es einen maximalen Benzinverbrauch auf die Renndistanz und auf die Runde gibt, und das Energierückgewinnungs-System mit ungefähr 160 PS. Wenn du das nicht mit Hirn einsetzt, dann wirst du Probleme haben, entweder mit den Reifen oder mit dem Benzinverbrauch. Und das spielt glaube ich in Vettels Hände, denn er kann schnell fahren und denken", so Marko. Das Erfolgsrezept ist also immer noch in Händen von Red Bull. Bleibt für die Konkurrenz zu hoffen, dass es ein Rezept für Kuchen ist, wenn die Formel 1 eigentlich einen Eintopf verlangt...

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!