• 07.04.2011 18:04

  • von Sven Haidinger & Dieter Rencken

Horner: "Müssen nicht McLarens Flügeltest bestehen"

Christian Horner erklärt, warum der berüchtigte Red-Bull-Frontflügel weiter unten ist als der von McLaren und bezeichnet dies als "simple Mathematik"

(Motorsport-Total.com) - Die Vorwürfe verfolgen das Weltmeister-Team bereits seit dem Vorjahr: Vor allem McLaren behauptet vehement, dass Red Bull einen biegsamen Frontflügel einsetzt, der nicht dem Reglement entspricht. Der Grund liegt auf der Hand: Je näher der Flügel dem Asphalt ist, desto mehr Abtrieb erzeugt er. Am Donnerstag zeigte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh ein Foto, auf dem zu sehen ist, dass der Red-Bull-Frontflügel beinahe am Asphalt streift. Laut Whitmarsh ist dies unter dem aktuellen Reglement, bei dem die Höhe des Flügels im Verhältnis zum Unterboden vorgegeben ist, nicht möglich.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Der tiefe Red-Bull-Frontflügel ist McLaren nach wie vor ein Dorn im Auge

Bei Red Bull scheint man die Vorwürfe inzwischen nicht mehr wirklich ernst zu nehmen. Schon im Vorjahr wurde der Flügel von der FIA unterschiedlichsten Tests unterzogen, nie konnte man dem österreichischen Team mit Sitz in Milton Keynes einen Regelverstoß vorwerfen. Dass McLaren nun wieder scharf schießt, ist auch Weltmeister Sebastian Vettel nicht entgangen. "Ich habe seit Melbourne nicht viel gelesen, aber als ich darüber stolperte, schaute ich erstmal in den Kalender, denn ich dachte, wir hätten wieder 2010!", scherzt der 23-Jährige.

"Ich dachte, das hätten wir hinter uns", steigt auch bei ihm der Unmut über die nicht enden wollende Diskussion. "Jetzt stelle ich mich geistig schon auf die Bodenwellen-Diskussion im Qualifying ein. Aber: Wir fahren unser Auto so, wie wir es eben fahren."

Horners Erklärung


Fotos: Großer Preis von Malaysia


Und genau das ist McLaren ein Dorn im Auge. Angesprochen auf Whitmarshs Foto, versucht sich Teamchef Christian Horner in einer Erklärung, warum der McLaren-Flügel im Gegensatz zum Red-Bull-Flügel deutlich weiter oben positioniert ist. "McLaren hat ein Auto entwickelt, das hinten einen sehr niedrigen Bodenabstand hat und daher können sie keinen tiefen Frontflügel verwenden. Wie fahren hinten sehr hoch, das Auto hat eine größeren Neigungswinkel und dadurch ist die Front automatisch weiter unten", sagt Horner. "Das ist simple Mathematik."

"McLaren setzt einfach auf eine andere Philosophie." Christian Horner

Einmal mehr verteidigt er sein Team gegen die Vorwürfe: "Unser Flügel entspricht vollständig den Regularien. Es sieht nur so aus, als wäre er weiter unten, weil das Heck des Autos weiter oben ist. McLaren setzt einfach auf eine andere Philosophie. Daher können wir aus unserem Frontflügel einen anderen Nutzen ziehen als sie."

Ob ihm die ständigen Vorwürfe bereits auf die Nerven gehen? "Wir sehen es als Kompliment", gibt sich Horner entspannt. "Unser Frontflügel wurde bereits öfter überprüft als jeder andere in der Boxenstraße. Er entspricht dem Reglement - und das muss er auch. Wir müssen nicht den McLaren-Test bestehen, sondern den der FIA."

Horner scherzt: Hat Whitmarsh den Flügel zerstört?

Bleibt die Frage, warum McLaren beim neuen Boliden nicht auf die Idee gekommen ist, auf die Red-Bull-Philosophie zu setzen, zumal das Konzept dahinter nach Horners Ausführungen tatsächlich äußerst simpel erscheint. Zudem setzte das Team aus Woking schon im Vorjahr auf eine andere Philosophie, die offensichtlich weniger effektiv war als die der Weltmeister-Truppe. Oder lenkt Horner mit seiner simplen Erklärung vom wahren Geheimnis des Red-Bull-Frontflügels ab?

"Wir müssen nicht den McLaren-Test bestehen, sondern den der FIA." Christian Horner

Ein Ereignis könnte Verschwörungstheoretikern neue Nahrung für weitere Gerüchte geben: Red Bull hat nach dem Grand Prix von Australien einen Frontflügel ausgetauscht. Horner verweist auf das Rennen in Melbourne: "Der Randstein in der elften Kurve war ziemlich bösartig. Da wurde der Flügel etwas beschädigt und deswegen haben wir ihn gewechselt."

Somit dürften auch die wilden Gerüchte nicht stimmen, dass Fans in der Box ein Foto des Frontflügels machen wollten und diesen dabei mutwillig beschädigt haben. "Das muss wohl Martin gewesen sein", bricht Teamchef Horner in schallendes Gelächter aus. Um postwendend klarzustellen: "Nein, da ist nichts Wahres dran."