• 10.09.2002 17:16

  • von Fabian Hust

Honda hat im Hinblick auf 2003 viel Arbeit vor sich

Will Honda in der kommenden Saison konkurrenzfähig sein, muss man über den Winter einen wahren Gewaltakt vollbringen

(Motorsport-Total.com) - Fünf Motorschäden an einem Rennwochenende ? das brachte Motorhersteller Honda nach dem Großen Preis von Belgien viele Negativschlagzeilen ein. Fakt ist: Die Japaner haben eine Menge Arbeit vor sich, wollen sie in der kommenden Saison wieder konkurrenzfähig sein. "In den letzten Rennen hat man die Drehzahl beachtlich gesteigert und damit auch die Leistung gesteigert", so ein Insider gegenüber 'F1Total.com'. "Dadurch ist jedoch ganz offensichtlich die Zuverlässigkeit abhanden gekommen. Nur der Asiatech-Motor und der radikale Renault-Motor haben weniger Leistung als das Honda-Aggregat, das ist ein Armutszeugnis."

Titel-Bild zur News: Tokyo Motor Show 2001

Honda konzentriert sich in der kommenden Saison ganz auf BAR

Um auf die Konkurrenz aufzuholen hat Honda einen eng gesteckten Zeitplan. Der Motor für die kommende Saison wird eine komplette Neuentwicklung sein, die Designphase ist so gut wie abgeschlossen. Im Gegensatz zu den führenden Motorherstellern in der Formel 1 wie BMW oder Cosworth läuft der neue Zehnzylinder noch nicht einmal auf dem Prüfstand. Geplant ist, das neue Aggregat Ende September das erste Mal aufheulen zu lassen. Anfang Januar soll dann die Jungfernfahrt im BAR erfolgen."

Trennung von Jordan hat auch Nachteile

Im kommenden Jahr konzentriert man sich ganz auf BAR, Jordan wird keine Motoren erhalten. Das "Konzentrieren" klingt zwar positiv, aber Renn- und Testteammanager Shuhei Nakamoto muss gegenüber unseren Kollegen von 'F1Live' zugeben, dass man dies auch anders sehen kann: "Wir bekommen im Moment Informationen von vier Fahrern, im nächsten Jahr nur von zwei Fahrern. Heute erhalten wir eine größere Menge an Daten, wir können also feststellen, ob die Probleme vom Motor oder vom Chassis herrühren. In der nächsten Saison wird das mit zwei Fahrern schwieriger werden."

Saisonziele nicht erreicht

Mit sieben WM-Punkten für Jordan und fünf für BAR hat Honda in dieser Saison nicht die gewünschten Erfolge feiern können: "Wir hatten vor dem Start der Saison Ziele, heute können wir nicht sagen, dass wir die Ziele erreicht haben", so Nakamoto. "Wir brauchen immer noch mehr Power. Die BMW-Motoren sind stärker als jene von Honda, wir müssen also bei unserer Entwicklung kräftig Gas geben."

Der Japaner muss das vernichtende Urteil fällen, dass man in diesem Jahr einen Motor hatte, der nicht ausreichend konkurrenzfähig war: "Leider gibt es im Moment keine Strecke, von der wir sagen können, dass wir dort im Vergleich zu unseren Gegnern gut genug waren. Wir waren gut auf langsamen Strecken wie Monaco oder Ungarn." Der Spagat zwischen mehr Leistung und mehr Zuverlässigkeit wird die Honda-Ingenieure in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich viel Kopfzerbrechen bereiten.

Hondas Rennabteilung genießt große finanzielle Freiheit

Zumindest von der finanziellen Seite her hat Honda laut Otmar Szafnauer, dem Vize-Präsidenten von Honda Racing Development, ausreichend Ressourcen: "Wenngleich die Budgets für jeden Hersteller sehr wichtig sind - inklusive Honda - so ist einer der Unterschiede, dass das Geld keine Rolle spielt, wenn wir Verbesserungen der Leistung des Motors finden. Wenn wir einen technischen Vorteil entdecken, so hat dies bei Honda mehr Bedeutung als das Budget, was uns von anderen Herstellern - wo die Finanzabteilung erst grünes Licht geben muss und damit Einfluss auf technische Entscheidungen und Entwicklungen hat - unterscheidet."

Aggressive Entwicklungsstrategie

Szafnauer verrät, dass Honda schon das letzte Saisondrittel "sehr aggressiv" angehen wird, und das merkt man. Die vielen Motorschäden und die Tatsache, dass in Monza erneut ein neuer Motor eingesetzt wird, ist der beste Beweis dafür: "Mit unserer bisherigen Leistung sind wir nicht zufrieden. Wir machen Fortschritte, jedoch muss die Fortschrittsrate weiter steigen und darauf konzentrieren wir uns. Wir erkennen die Tatsache, dass die Formel 1 eine unglaubliche Herausforderung darstellt, welcher wir uns stellen. Wir wollen gewinnen - aus diesem Grund sind wir dabei."

Chassiskooperation mit BAR

Helfen soll dabei die gezielte Zusammenarbeit von Honda und BAR beim Bau des Chassis: "In der Zukunft wird es ein paar Veränderungen in den Bereichen geben auf die sich Honda konzentriert. Das hat den Hintergrund, dass wir vermeiden wollen, dass wir uns in Bereichen überschneiden oder Bereiche vernachlässigt werden. So können wir sicherstellen, dass Hondas und BARs Ressourcen bestmöglich genutzt werden. Das gemeinsame Chassis-Entwicklungsprojekt wird fortgesetzt und intensiviert."