• 29.07.2005 12:16

Hitzeschlacht in Budapest

Bei Außentemperaturen von bis zu 40 Grad Celsius ist die Fitness der Fahrer gefordert - auch die Motoren stehen vor einer Belastungsprobe

(Motorsport-Total.com/sid) - Über 60 Grad Celsius im Cockpit, bis zu zweieinhalb Kilogramm Gewichtsverlust und jede Menge Bammel vor einer Panne mit dem Trinkhalm: Selbst Fitnessfreak Michael Schumacher kommt angesichts der schweißtreibenden Bedingungen beim Großen Preis von Ungarn am Hungaroring ins Schwitzen. "Diese Hitze ist schon unangenehm. Wenn man dann im Auto ans Limit geht, stößt man an seine körperlichen Grenzen", sagt der Formel-1-Weltmeister, der an den Tagen vor dem Rennen penibel auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achtet. Möglichst bis zu vier Liter mehr als bei einem Grand Prix mit angenehmen Temperaturen sollen die Piloten am Renntag im optimalen Fall vor dem Start zu sich genommen haben.

Titel-Bild zur News: Red Bull

Red Bull Racing verteilt nicht nur Dosen, sondern auch Waffeleis als Erfrischung

Im Glutofen Budapest wird die hitzige Situation bei Außentemperaturen von bis zu 40 Grad Celsius durch die Beschaffenheit des Kurses noch zusätzlich erschwert. Im Schweiße ihres Angesichtes müssen die Fahrer 14 aufeinander folgende Kurven pro Runde bewältigen, und das während der mehr als anderthalb Rennstunden 70 Mal bei nur geringem Reifen-Grip. Beschleunigen und Bremsen wechseln sich also ständig ab. Ein abstraktes Beispiel verdeutlicht die enorme Belastung für die Fahrer: Die nötige Energie, um einen Boliden von 315 km/h auf 185 km/h abzubremsen, würde einen Elefanten in die Lage versetzen, zehn Meter hoch zu springen. Bereits bei angenehmen klimatischen Bedingungen verbrauchen die Fahrer pro Rennen rund 600 Kalorien, zudem schwinden bei Schumacher und Kollegen nach zuletzt sieben Grands Prix in nur neun Wochen allmählich die Kräfte.#w1#

"Es ist schon sehr anstrengend, wenn zwischen den Rennen nur eine Woche Pause ist", bestätigte Nick Heidfeld (BMW WilliamsF1 Team), für den Hitzeschlachten wie in Budapest und Malaysia trotz der mitgeführten 0,8-Liter-Flasche mit einem speziell gemixten Elektrolytgetränk immer eine besondere Herausforderung sind. Nicht zuletzt deshalb, weil es ausgerechnet im Hightech-Zirkus Formel 1 zu simplen, aber folgenschweren Pannen kommen kann. In Kuala Lumpur saßen sowohl der derzeitige WM-Spitzenreiter Fernando Alonso als auch Heidfeld wegen Problemen mit dem im Helm steckenden Trinkhalm buchstäblich auf dem Trockenen.

"Die Zufuhr war unterbrochen, ich musste ohne Flüssigkeit auskommen", beschreibt Heidfeld die Durststrecke, die bei Alonso fast zum Kollaps führte. "Wenn du nachher aus dem Auto aussteigst, rast der Blutdruck in den Keller. Da hat man Gummibeine und fühlt sich sehr schwach", erklärt der Spanier das Horrorszenario. Zum Glück hatte Alonso für extreme Bedingungen vorgesorgt und sich im Sommerdomizil seines Teamchefs Flavio Briatore in Kenia mit Mountainbiken am heißen Sandstrand auf Betriebstemperatur gebracht.

Auch für die Autos herrschen in Budapest Extrembedingungen. "Solche Temperaturen treiben die Motoren an die Belastungsgrenze. Im Talkessel der Strecke gibt es einen regelrechten Hitzestau", berichtet BMW Motorsport Direktor Mario Theissen. Auch den Logistikern im Fahrerlager treibt die "Sauna" Hungaroring Schweißperlen auf die Stirn. Am Rennwochenende verbrauchen die großen Teams schätzungsweise je 3000 Liter Getränke. Der Red-Bull-Rennstall verschafft seinen Gästen darüber hinaus eine besondere Abkühlung: Im Motorhome wird Waffeleis verteilt.