• 23.06.2001 16:04

Hinter den Kulissen: Talentförderung von BMW und ADAC

Mit einer eigenen Rennformel suchen der ADAC und BMW gemeinsam nach den "Schumachers" von morgen

(Motorsport-Total.com/dpa) - Ralf Schumacher hat für seine potenziellen Nachfolger einen recht allgemeinen Tipp parat. "Man kann nur versuchen, das Beste zu geben, und das in Maßen", riet der zweimalige Grand-Prix-Sieger den jungen Talenten, die sich am Wochenende auf dem Nürburgring erstmals vor großem Publikum präsentieren durften. Wie der Weg zur Formel-1-Karriere im Detail aussehen könnte, lernen die Schumachers von Morgen in einer eigens für 16- bis 18-Jährige konzipierten "Schule", einer besonders betreuten Junioren-Meisterschaft unter den Fittichen von ADAC und BMW.

Titel-Bild zur News: Dr. Mario Theissen

Wie man sieht, macht sich Dr. Theissen für den Nachwuchs stark...

"Wir brauchen Spitzenfahrer. Um sie zu bekommen, muss man auch die Basis fördern", sagte BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger. Der Münchner Automobilhersteller liefert die Fahrzeuge für den BMW ADAC Formel Junior Cup, der den Jugendlichen schon seit Jahren die Chance zur praktischen Ausbildung liefert und ab 2002 mit neuem Namen (Formel BMW ADAC Meisterschaft) und neuem Konzept noch effektiver gestaltet werden soll. "Die jungen Fahrer können sich in einem sehr konkurrenzfähigen Feld mit anderen messen - unter sehr günstigen Bedingungen", beschrieb der ehemalige Formel-1-Pilot die Vorteile der Junioren-Meisterschaft. Bis einschließlich 2005 verlängerten BMW und ADAC das Förderprogramm.

Ralf Schumacher ist einer der erfolgreichste Aufsteiger aus dem Nachwuchs-Konzept. Und die Chancen stehen gut, dass in Zukunft noch mehrere einheimische Piloten in die Fußstapfen von Michael und Ralf Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Nick Heidfeld treten. Highlight des Jahres in der Junior-Serie ist das Grand-Prix-Wochenende auf dem Nürburgring, wo die Jugendlichen in der Nähe der Formel-1-Stars auch ein Rennen vor großer Kulisse bestreiten dürfen.

Zehn Jugendliche werden in einer Saison besonders gefördert. In Sichtungslehrgängen werden die besten Nachwuchs-Rennfahrer ermittelt. Unter der Anleitung von "Chefinstruktor" Jörg Müller (Hückelhoven), selbst Werksfahrer bei BMW, sollen die Youngster alles lernen, was ein künftiger Renn-Profi beruflich brauchen kann. Der Fahrer erhält 50.000 Euro als Budget, das er selbst verwalten kann, soll zudem üben, wie man Verhandlungen führt und Öffentlichkeitsarbeit betreibt. "Es gibt Rhetorik- und Englisch-Kurse", so Müller. Zudem werden die Teenager in Sportler-gerechter Ernährung und Fitnesstraining unterwiesen. Ein Arzt und ein Physiotherapeut sorgen für medizinische Betreuung an den Renn-Wochenenden.

"Wir wollen mit dem neuen Konzept primär die Selbständigkeit der jungen Teilnehmer und den Wettbewerbs-Charakter der Nachwuchsserie stärken", erklärte ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk. Gerhard Berger, in seiner Rennfahrer-Zeit als geschickter Verhandler bekannt, hält es für sinnvoll, diese Kunst schon in jungen Jahren zu lernen: "Je früher, desto besser."

Vom kommenden Jahr an werden die Jugendlichen mit neuen Autos aus dem BMW-Design-Studio ausgerüstet. Die Fahrzeuge sollen den Sicherheitsmaßstäben, die eigentlich erst in höheren Klassen vorgeschrieben sind, entsprechen und Chancengleichheit bieten. Das Auto dann für ein Rennen vorzubereiten, sollen die Jungen selbständig üben. "Um den Fahrern die Grundlagen in Fahrzeugabstimmung beizubringen, sind an den Autos die Getriebeübersetzungen, die Achskinematik, die Federraten und die Einstellung der Flügel variabel", erklärte BMW-Technikdirektor Mario Theissen.

Die Junior-Ausbildung wird angesichts des neuen "Jugendstils" in der Formel 1 immer wichtiger. "Der Formel-1-Nachwuchs wird immer jünger", so Ralf Schumacher. Gerade sein letztjähriger Teamkollege Jenson Button oder der diesjährige Heidfeld-Partner Kimi Räikkönen hatten bei ihrem Einstieg auf Grund ihrer kurzen Lehrzeit für Diskussionen gesorgt. Eine gute Vorbereitung hält Ralf Schumacher für wichtig, ehe man sich dem rauen Geschäft Formel 1 aussetzt: "Sonst besteht die Gefahr, daran zu zerbrechen."