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Hill appelliert: "Wir müssen Senna objektiv beurteilen!"
Wegen seines legendären Vaters kann sich Damon Hill in die Lage von Bruno Senna versetzen und warnt vor der Annahme, der Neffe Ayrton Sennas hätte es leichter gehabt
(Motorsport-Total.com) - Sein klingender Nachname war für Bruno Senna meist eine Belastung. Der Neffe der Formel-1-Legende Ayrton Senna durfte zunächst keine Motorsport-Karriere starten, weil seine Mutter nach dem tragischen Tod des Onkels und dem tödlichen Motorrad-Unfall seines Vaters zwei Jahre später ein Verbot aussprach. Zu groß war der Schock nach den Schicksalsschlägen, die die Familie getroffen hatten.

© Renault
Ayrton Sennas Ex-Teamkollege Damon Hill bricht eine Lanze für Bruno Senna
Doch die Leidenschaft von Bruno Senna war schließlich stärker als die familiären Restriktionen und der junge Mann mit dem gelben Helm startete mit 20 einen zweiten Versuch im Motorsport. Für viele galt er damals als deutlich zu alt, schließlich waren damals ein paar Kart-Erfahrungen im Alter von fünf Jahren seine einzige Basis.
Durch seinen Namen stand er aber von Anfang an im Blickpunkt. Ayrton Sennas Andeutung, sein Neffe wäre noch talentierter als er, war zunächst eher eine Bürde, als ein Vorteil, schließlich konnte der Anfänger den hohen Erwartungen gar nicht gerecht werden.
Hill und Senna: Ähnliche Aussgangsbasis
Eine Situation, die frappant an das Schicksal Damon Hills erinnert. Der Sohn des legendären Lotus-Piloten und zweifachen Weltmeister Graham Hill, der 1975 bei einem Flugzeug-Unglück ums Leben kam, war ebenfalls ein Spätstarter. Graham Hill hatte der Familie einen Schuldenberg hinterlassen, Mutter Bette musste sogar die Pokale verkaufen, um die Existenz der Familie zu sichern.
An eine Motorsport-Karriere war daher zunächst nicht zu denken, später fuhr Hill Motorrad-Rennen. Als er wegen der größeren Sicherheit in den Automobil-Rennsport wechselte, schien der Formel-1-Zug längst abgefahren, nur mit eisernem Willen schaffte er es mit 31 doch noch in die Königsklasse des Motorsports. Der Brite machte sich sogar um zwei Jahre jünger, um seine Chancen zu verbessern. Vier Jahre später war er Weltmeister.
Ihm ist bewusst, vor welcher Herausforderung Senna nun steht, schließlich fährt er mit Williams sogar für das Schicksals-Team seines Onkels, in dem dieser 1994 tödlich verunglückte. Im Gegensatz zu vielen anderen, für die Senna nur ein weiterer Paydriver ist, der es nicht durch sein Talent in die Formel 1 geschafft hat, schreibt Hill den Brasilianer nicht ab.
Hill bricht Lanze für Senna
"Vielleicht gibt es da verborgenes Potenzial, das wir noch nicht gesehen haben", vermutet der Brite gegenüber 'Autosport'. Er verweist auf das Vorjahr, als Senna von Renault als Ersatz für Nick Heidfeld während der Saison ins kalte Wasser geschmissen wurde, aber teilweise gute Leistungen zeigte: "Gegen Petrow schlug er sich gut, er überraschte einige Leute. Ich sehe bei ihm mehr Talent und Entschlossenheit, als bei den Piloten, die normalerweise als Paydriver angesehen werden."
Eine Entschlossenheit, die auch Hill auszeichnete. Könnte der berühmte Name in diesem Fall eine Triebfeder sein, um aus dem Schatten des dominanten Familienmitglieds hervorzutreten? Der langjährige Williams-Pilot hält dies für möglich: "Ich wollte mich von meinem Vater abgrenzen und wollte sicherstellen, dass ich alles nur wegen mir selbst erreichte - und nicht wegen irgendwelcher Gefälligkeiten. Das gilt wahrscheinlich für fast jeden 'Sohn von...', den ich je traf."
Hills Appell an die Öffentlichkeit
Er ist nicht der Meinung, dass ein klingender Name das Leben leichter macht: "Diesen Namen zu tragen, machte die Dinge komplexer. Ich weiß nicht, ob es dadurch leichter oder schwieriger ist, aber es wird auf jeden Fall komplexer." Auch der Neid von Weggefährten spielt laut Hill eine Rolle: "Das Problem ist, dass es von außen betrachtet ein Unbehagen gibt, wenn es so wirkt, als würde jemand einen Vorteil genießen. Niemand möchte, dass jemand zu Unrecht einen Vorteil genießt. Das betrifft wahrscheinlich auch Bruno und jeden anderen Fahrer mit einem berühmten Namen. Sie wollten es sich verdienen, dort zu sein."
Dennoch kann man die Wirkung des Namens nicht einfach so abschütteln: "Davon kommt man nicht weg, außer man fährt unter einem Pseudonym. Daher müssen wir es lernen, diese Leute unvoreingenommen zu beurteilen. Am Ende bleibt meist irgendeine Art von Vorurteil übrig. Das müssen wir vermeiden und so objektiv sein wie nur möglich." Doch worin besteht dieses Vorurteil? "Die Annahme ist immer, dass man es mit einem berühmten Namen leichter hat, aber so einfach ist das nicht."

