powered by Motorsport.com
  • 17.01.2012 14:23

Senna: "Dieses Jahr wird meine Zukunft bestimmen"

Bruno Senna im Interview: Wie er mit dem großen Erbe umgeht, was er von Teamkollegen Pastor Maldonado hält und wie er von Williams getestet wurde

(Motorsport-Total.com) - Bruno Senna musste sich lange in Geduld üben, doch mit der heutigen Bestätigung bei Williams darf er sich über eine weitere Saison in der Formel 1 freuen. Zudem wechselt der bisherige Renault-Pilot ins Schicksals-Team seines Onkels Ayrton Senna. Der dreifache Champion fuhr für die Truppe aus Grove seine ersten Formel-1-Kilometer und verunglückte 1994 in einem Williams tödlich. Im Interview spricht er über das große Erbe, seine ersten Eindrücke vom Team und seine Ziel für die Saison 2012.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Bruno Senna im neuen Look: Ab 2012 fährt der Brasilianer für Williams

Frage: "Mit welchen Gedanken gehst du in die Saison 2012, nachdem du nun als Williams-Fahrer bestätigt wurdest?"
Senna: "Ich bin wirklich glücklich, Teil eines Teams mit solch einer fantastischen Geschichte zu sein. Ich bin sehr stolz, dass Williams mich in einem für sie so wichtigen Jahr als Fahrer gewählt hat. Alle sind sehr motiviert für 2012, und es ist großartig ein Teil dieser Motivation zu sein."

"Es stimmt, dass die letzte Saison nicht ihre beste war, aber das Team hat einen neuen Weg eingeschlagen, alle arbeiten gemeinsam daran, dass dieses Jahr besser wird. Ich hoffe, dass ich zeigen kann, wozu ich in der Lage bin, nicht nur für das Team, sondern auch für mich selbst. Es wird interessant sein zu sehen, was wir gemeinsam erreichen können."

Frage: "Was sind deine Ziele für die Saison 2012?"
Senna: "Es ist schwierig, sich vor dem Saisonstart konkrete Ziele zu setzen, aber ich möchte das Auto zu 100 Prozent ans Limit pushen und die maximale Leistung aus ihm herausholen."

Frage: "Welchen Eindruck hast du vom Renault-Motor, mit dem du ja in der vergangenen Saison gefahren bist, und wie kann Renault Williams 2012 voranbringen?"
Senna: "Nach einigen Rennen mit dem Renault-Motor im Jahr 2011, habe ich ein Menge über ihn gelernt. Es ist ein gutes Paket mit guter Fahrbarkeit, was ein weiterer Fortschritt für das Team ist. Als Fahrer brauchst du eine schlagkräftige Waffe, die optimal arbeitet, um während des gesamten Rennens konkurrenzfähige Zeiten fahren zu können. Ich bin sicher, dass wir das Auto mit dem Renault-Motor weiterentwickeln können und es wird interessant werden, ihnen aufgrund meiner früheren Erfahrungen Rückmeldungen geben zu können."

Frage: "Welche Meinung hast du von deinem neuen Teamkollegen Pastor Maldonado?"
Senna: "Pastor ist ein toller Fahrer. Ich bin in der GP2 gegen ihn gefahren, und wir sind immer gut miteinander ausgekommen. Er war in der Vergangenheit ein harter Gegner, und wenn wir nun im gleichen Auto sitzen, wird es nicht einfacher. Wir werden natürlich versuchen, den anderen zu schlagen, aber als Teamkollegen werden wir zusammenarbeiten, um das Team voranzubringen."

Frage: "Kannst du uns sagen, woran du in der Fabrik bisher gearbeitet hast?"
Senna: "Ich war sowohl vor als auch nach Weihnachten in der Williams-Fabrik in Grove, und habe meine ersten Schritte im Simulator, auf der Laufbahn und im Fitness-Raum gemacht. Wir haben sogar einen Test auf der Rennstrecke gemacht, allerdings nicht im Formel-1-Auto. Hauptsächlich ging es darum, dass das Team eine Einschätzung von mir bekommt und versteht, wie sie das Beste aus mir als Fahrer herausholen können."

"Wir haben sogar einen Test auf der Rennstrecke gemacht, allerdings nicht im Formel-1-Auto." Bruno Senna

"Es war aber auch sehr hilfreich, dass ich mich mit den ganzen Arbeitsabläufen und dem Aufbau des Lenkrads vertraut machen konnte, bevor ich zum ersten Mal ins Auto steige. Wenn wir mit den Tests beginnen, muss ich darüber nicht mehr nachdenken, sondern bin gleich in der Lage loszulegen und den FW34 zu fahren."

Frage: "Du hattest also die Möglichkeit, mit den Ingenieuren zu arbeiten?"
Senna: "Ich glaube, wir haben gut begonnen und jetzt freue mich, mit ihnen während der Saison mehr zu arbeiten. Die Beziehung zwischen dem Fahrer und dem Ingenieur ist etwas, das nur wenige Menschen verstehen. Man benötigt gegenseitigen Respekt, um einander zu verstehen, und ich weiß, wie man zusammenarbeiten muss, damit man von Anfang an eine Einheit ist. Diese Beziehung und Kontinuität kann für die allgemeine Performance einen großen Unterschied machen."


Fotos: Bruno Senna bei Williams


Frage: "Was war der Auslöser für deine Karriere im Motorsport?"
Senna: "Ich war bereits in jungen Jahren ein Motorsport-Fan und natürlich hat mich mein Onkel stark beeinflusst, aber seit ich einen Fuß in ein Go-Kart gesetzt hatte, möchte ich nichts anderes mehr tun. Ich fühle mich sehr privilegiert, tun zu können, was ich liebe, da es immer mein Traum war, in der Formel 1 zu fahren."

Frage: "Du wurdest einmal damit zitiert, dass du dir aus allen legendären Formel-1-Autos den Williams aus dem Jahr 1993 mit der aktiven Radaufhängung aussuchen würdest. Wie wichtig ist es nun für dich, ein Teil eines Teams mit so einem Erbe zu sein?"
Senna: "Das Team hat eine großartige Historie und ein Spaziergang im Museum bringt mich in Verzückung. Ich habe viele dieser Autos auf der Strecke gesehen und fragte mich stets, wie es sich anfühlen würde, sie zu fahren."

"Ich habe nie in einem dieser Autos gesessen, daher würde ich mich darüber freuen, mit dem Auto mit der aktiven Radaufhängung eine Runde in Goodwood drehen zu dürfen, nur um ein Gefühl zu bekommen."

Frage: "Du genießt in Brasilien große Unterstützung. Kannst du uns darüber etwas erzählen?"
Senna: "Ich bin gerade sehr stolz darauf, Brasilianer zu sein. Das Wissen, dass ich so viel Unterstützung in meinem Rücken habe - Leute, die von Anfang an dabei sind - , gibt mir ein großartiges Gefühl. Menschen zu kennen, die mich auserwählt haben, um ihren Namen zu tragen, motiviert mich sogar noch mehr, um ihnen gute Erinnerungen zu liefern."

"Ein paar Menschen, die noch da sind, haben mit Ayrton gearbeitet." Bruno Senna

Frage: "Dein Onkel Ayrton fuhr für Williams. Welche Bedeutung hat es für dich, zu diesem Team zu gehen."
Senna: "Es wird sehr interessant, für ein Team zu fahren, für das bereits mein Onkel fuhr. Ein paar Menschen, die noch da sind, haben mit Ayrton gearbeitet und ich bin glücklich, dass sie jetzt mir die Chance geben, mich hier zu beweisen. Hoffentlich können wir ein paar gute Erinnerungen wieder aufleben lassen und ein paar neue kreieren."

Frage: "Wenn wir die Zeit um ein Jahr vorspulen: Mit welchen Errungenschaft wärst du glücklich?"
Senna: "Ich hoffe, dass wir Ende 2012 sagen können, dass wir die Performance des Williams-Renault FW34 hundertprozentig abgerufen haben, was auch immer das bedeuten mag. Das ist das Wichtigste. Ich möchte nur das Bestmögliche aus dem Auto herausholen und das Meiste aus dieser Gelegenheit machen. Das ist so ein wichtiges Jahr für das Team und für mich, da es meine Zukunft bestimmen wird. Ich hoffe, dass diese Zukunft, die hier und jetzt beginnt, lang und erfolgreich sein wird."