Heute Tag der Entscheidung für Silverstone
Nach monatelangen Diskussionen wird sich heute endgültig entscheiden, ob 2005 ein Grand Prix in Silverstone stattfindet oder nicht
(Motorsport-Total.com) - Ursprünglich glaubte man, dass um Silverstone bis Ende September eine Entscheidung fallen würde, doch bis heute steht nicht fest, ob auf dem britischen Traditionskurs 2005 ein Formel-1-Rennen ausgetragen werden kann. Allerdings wird in den nächsten Stunden die endgültige Entscheidung fallen müssen, da das World Council der FIA morgen den neuen Kalender vorstellt.

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Zittern in Großbritannien: Heute entscheidet sich die Zukunft Silverstones
Am Montagabend war seitens der Teams noch einmal grünes Licht für ein 18. und 19. Rennen gegeben worden, was für Magny-Cours und eben auch Silverstone lebenswichtig ist. Doch während in Frankreich die notwendigen Verträge bereits vorliegen, ist dies in Großbritannien nicht der Fall, weil es der 'BRDC' und Bernie Ecclestone bisher nicht geschafft haben, sich zu einigen. Also hat Ecclestone am Montag ein neues Angebot unterbreitet und ein Ultimatum bis heute gestellt.#w1#
'BRDC'-Geschäftsführer: Kein Vertrag, kein Rennen
"Damit wir auf den Kalender kommen, brauchen wir einen Vertrag", erklärte 'BRDC'-Geschäftsführer Alexander Hooton die Situation. "Es liegt uns ein Vertragsentwurf vor, den wir konstruktiv besprechen werden. Da sind unsere Anwälte und Bernies Anwälte involviert und wir hoffen, dass wir vor dem Treffen des World Councils eine Einigung finden werden. Daraus ergibt sich auch, dass wir noch diese Woche eine Bekanntgabe machen möchten."
Doch wenn sich über die finanziellen Rahmenbedingungen tatsächlich alle einig sind, wie ja behauptet wird, worum geht es dann eigentlich noch? Hauptstreitpunkt dürfte die Vertragsdauer sein, denn Ecclestone will einen Jahresvertrag mit Option für sechs weitere Jahre anbieten, der 'BRDC' will aber eine fixe Zusage für zwei Jahre und Option auf fünf weitere. Darüber hinaus würde sich der 'BRDC' mit der Unterschrift zu bestimmten Renovierungsarbeiten in Silverstone verpflichten.
Regierungsseitig hat sich Sportminister Richard Caborn dafür eingesetzt, dass die staatliche 'East Midland Development Agency' Mittel zur Verfügung stellt: "Wir haben ein berechtigtes Interesse daran, dass die Motorsportindustrie erfolgreich ist", so der Politiker aus dem Blair-Kabinett. "Was heute im Motorsport passiert, findet morgen in den Luxusklassen der Automobilhersteller statt, daher ist unsere Unterstützung von großer Bedeutung."
Sportminister Caborn gibt sich sehr zuversichtlich
"Meinen Informationen nach wurden diese Woche große Fortschritte erzielt", fuhr Caborn fort, "aber es sind natürlich noch einige rechtliche Dinge zu klären. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Tagen aussortieren lässt. Sobald die Bekanntgabe da ist, können wir uns wieder auf andere Dinge konzentrieren, denn es ist wie gesagt durchaus im Interesse der Regierung, dass die Motorsportindustrie in diesem Land wächst."
John Surtees, bis heute einziger Weltmeister auf zwei und vier Rädern, ist jedenfalls zuversichtlich, dass eine Einigung erzielt werden kann: "Ich habe keinen Zweifel daran, dass es einen Grand Prix von Großbritannien geben wird", sagte er gegenüber 'Crash.net'. "Bernie ist ein großer Unterstützer von Silverstone, auch wenn er andere Ansichten als der 'BRDC' hat. Aber schlussendlich muss es eine gemeinsame Lösung geben, denn Silverstone ist für zu viele Menschen zu wichtig."
"Silverstone hat sich in den letzten Jahren beeindruckend entwickelt", ergänzte Surtees. "Es hat immer wieder Kritik gegeben, aber wenn man sich einige andere Strecken anschaut, halte ich diese nicht für berechtigt. Außerdem muss man ja nicht unbedingt auf Anlagen wie in Shanghai fahren, die von der Regierung massiv unterstützt werden. Shanghai ist wunderbar, keine Frage, aber eine Rennstrecke muss auch tragbar sein. Für Silverstone trifft das zu, finde ich."
Surtees: "Bernie wünscht sich ein Rennen in Silverstone"
Und weiter: "Ich glaube fest daran, dass Bernie sich ein Rennen in Silverstone wünscht. Natürlich will er seine Bedingungen durchsetzen, denn er muss eine Balance mit anderen Grands Prix erreichen. Große Ausnahmen kann er für Silverstone nicht machen. Andererseits ist er Engländer, er lebt in England und er kommt von ganz unten. Er ist nicht irgendein Finanzhai, sondern ein Motorsportler durch und durch. Daher glaube ich, dass Silverstone stattfinden wird."
Falls der 'BRDC' heute das vorliegende Ecclestone-Angebot akzeptiert und das FIA World Council morgen den Kalender mit Silverstone absegnet, würde der Grand Prix von Großbritannien 2005 wohl am 10. Juli stattfinden. Ursprünglich war der Termin am 3. Juli vorgesehen, doch darum bemüht sich nun Magny-Cours. Außerdem wäre Silverstone am 3. Juli mit dem Herrenfinale beim klassischen Tennisturnier von Wimbledon kollidiert.

