Hermann Tilke erklärt Erfolg: "Machen die wenigsten Fehler"

"Streckenpapst" Hermann Tilke spricht über seine Erfolge in der Formel 1, seine Lieblingskurse und erklärt, warum er bereits mehrere Abmahnungen bekam...

(Motorsport-Total.com) - Gibt es in der Formel 1 heutzutage eine neue Strecke, so kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Hermann Tilke der führende Kopf hinter dem Kurs ist. Nachdem der heute 62-Jährige Ende der 1990er-Jahre den Sepang International Circuit entwarf, der 1999 erstmals Teil der Formel-1-Weltmeisterschaft war, war er mit seiner Firma an so ziemlich jedem großen Streckenprojekt in der Königsklasse beteiligt. Sein großer Erfolg kommt dabei nicht von ungefähr.

Titel-Bild zur News: Hermann Tilke

Hermann Tilke glaubt, dass es in der Formel 1 bald mehr Stadtkurse geben wird Zoom

"Es gibt schon andere, die auch Rennstrecken bauen, aber eben nicht so viele - und meistens nur einmal", so Tilke auf dem SPOBIS presented by _wige mit einem Lachen. Deswegen gehen die meisten Aufträge an ihn und sein erfahrenes Team. "Ich glaube, wir machen die wenigsten Fehler. Fehler beim Bauen kosten immer viel Geld, weil man es ja nachher wieder irgendwie umbauen muss", erklärt er.

Er selbst wisse bei einer Rennstrecke, "was der Betrieb erfordert", da er früher auch selbst Rennfahrer gewesen sei. "Da habe ich ja die verschiedensten Veranstaltungen erlebt - von innen heraus. Wir sind sehr firm darin, die Konzeption zu machen, wie der Betrieb einer Rennstrecke nachher funktioniert", erklärt er. In den 1980er-Jahren ging Tilke unter anderem in der VLN und auch einmal in der DTM an den Start.

Mittlerweile kann der "Streckenpapst" alleine in der Formel 1 auf mehr als ein Dutzend Projekte zurückblicken. Doch welche Strecke gefällt ihm persönlich am besten? "Das ist immer eine gemeine Frage. Jede Strecke hat eine andere Atmosphäre", erklärt er und ergänzt: "Das müssen auch andere sagen. Wir arbeiten ja fünf Jahre an so etwas und haben ganz andere Erlebnisse, die wir damit verbinden. Es ist also schwer zu sagen."

Und wie sieht die Zukunft der Strecken in der Königsklasse aus? "Der Trend geht zu mehr Stadtkursen. Vielleicht fallen dann auch ein paar permanente Kurse wieder raus", grübelt Tilke, der unter anderem auf die Formel E verweist. Es gebe auch im Hinblick auf die Formel 1 einige "interessante Städte", in der er sich Rennen vorstellen könne. Unter anderem gibt es seit einiger Zeit Gerüchte über ein weiteres Stadtrennen in Las Vegas.


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Sepang

Eine nette Anekdote hat Tilke, der oft als "Streckenarchitekt" bezeichnet wird, auch noch mitgebracht. Diese Bezeichnung sei "durch die Medien gekommen" und eigentlich "nicht ganz richtig" - denn Tilke ist eigentlich gelernter Bauingenieur. "Im Volksmund ist jeder, der irgendetwas entwirft, Architekt", erklärt er und verrät mit einem Lachen: "Ich habe schon mehrere Abmahnungen von Architektenkammern bekommen. Aber ich kann nichts dafür!"