Frischer Asphalt und die fiesesten Kurven, die sich ein Fahrer vorstellen kann: Malaysias neue Gemenheiten im Detail
Tropenhitze, hohe Luftfeuchtigkeit und die leckersten Currys des Formel-1-Jahres: Dafür war der seit 1999 ausgetragene Malaysia-Grand-Prix in Sepang immer bekannt. 2016 präsentiert der Kurs 60 Kilometer vor den Toren der Hauptstadt Kuala Lumpur eine neue Herausforderung: Es wurde kräftig umgebaut.
So viel, dass der Promoter behauptet, dass es sich für die Piloten anfühlen würde, als seien zum ersten Mal überhaupt auf der 5,543 Kilometer langen Bahn unterwegs.
Eine neue Asphaltdecke in Sepang, die den Belägen in Sotschi, in Baku und in Spielberg ähnelt, hält Fernando Alonso (McLaren) für einen Anlass, das Setup aus dem Vorjahr weitgehend zu verwerfen. "Sie ist rabenschwarz, was ihre Temperaturen deutlich in die Höhe treiben wird." Das könnte mehr Reifenabbau und -verschleiß bedeuten.
Auf der anderen Seite ist die Asphaltsorte eine glattere, was den gegenteiligen Effekt zur Folge haben könnte - so beobachtet bei den Grands Prix, bei denen der Belag bereits zum Einsatz kam. Die Formel 1 wird umso genauer auf die ebenfalls mit Pirelli-Reifen ausgestatteten Rahmenserien GP2 und GP3 schielen.
Nico Rosberg (Mercedes) ist sicher: "Es ändert sich sehr viel. Es wird die größte Herausforderung des Wochenendes sich anpassen. Das entscheidet über Sieg und Niederlage." Am Start würde mehr Grip herrschen: "Also kannst du aggressiver sein." Um austretendes Öl und Rutschgefahr macht er sich aber keine Sorgen.
Auch Romain Grosjean (Haas) bleibt cool. "Nur anfangs" könnte es etwas knifflig sein, orakelt der Franzose. "Im vergangenen Jahr in Mexiko ist die Piste sogar erst einige Tage vor dem Rennen fertig geworden und es war nicht schlimm." Prekär konnte die Angelegenheit nur werden, wenn es in Sepang mal wieder ein Gewitter gibt.
Weitere Neuerung: Die Schlusskurve hängt seit dem Umbau nach außen - das Niveau der Fahrbahnoberfläche ist also niedriger als auf der Innenseite. "Jeder Fahrer hasst solche Kurven", weiß Jenson Button (McLaren). Auch Rosberg zieht die Augenbrauen hoch: "Früher war es auch schon ein bisschen so, aber jetzt wird es ganz anders."
Der Streckenarchitekt erhofft sich von der Novelle eine unterschiedliche Linienwahl und mehr Überholmöglichkeiten auf der Start- und Zielgeraden. "Nein", winkt Rosberg ab. "Es gibt nur eine saubere Line. Und zwar die normale Ideallinie."
Pascal Wehrlein (Manor) sieht nur die Streckenbreite als Argument dafür, dass unterschiedliche Herangehensweisen möglich wären: "Im Rennen liegt sonst zu viel Gummiabrieb herum." Valtteri Bottas (Williams) stimmt zu: "Es ist eben nur eine kleine Änderung, so groß ist der Unterschied nicht."
Nichtsdestotrotz hat Sebastian Vettel (Ferrari) wenig Lust: "Fühlt sich grausam an. In einer so langsamen Kurve verlieren wir richtig Grip." Er denkt auch an Wolkenbrüche in den Tropen: "Ich war überrascht", sagt er über die Umbauten. "Wenn es hier regnet, schüttet es richtig. Dann steht das Wasser." Und das Safety-Car könnte grüßen.
Auch Kurve zwei hängt jetzt jetzt nach außen. "Früher ist das kurveninnere Rad dort immer etwas ausgehebelt worden und hing in der Luft. Das wird nicht mehr der Fall sein", schätzt Sergio Perez (Force India). "Ein riesiger Unterschied." Auch für die Formel-1-Fotografen, die an dieser Stelle immer spektakuläre Bilder knipsten.
Lewis Hamilton (Mercedes), der wie gewohnt auf einen Trackwalk verzichtet und auch nicht im Simulator saß, gibt sich wegen sämtlicher Änderungen unbesorgt. "Ich finde am Freitag alles heraus", zuckt er mit den Schultern und verweist auf das Freie Training. "Ob das neue Layout für die Reifen schwieriger ist oder nicht, finden wir heraus."
Beste Überholmöglichkeit bleibt die erste Kurve mit ihrem knackigen Bremspunkt nach der ersten DRS-Zone. "Vor dem Knick lässt sich viel später bremsen, als man denkt, weil es bergauf geht. Aber gleichzeitig ist die Strecke verdammt uneben", erklärt Jenson Button (McLaren) die Tücken.
Das restliche Rezept für Sepang bleibt bewährt: Eine gute Bremsbalance austüfteln, möglichst die Hinterräder schonen und viel Flüssigkeit zu sich nehmen. "Zusammen mit Singapur ist es körperlich das anspruchsvollste Rennen. Ich habe drei bis vier Wochen unter diesen Bedingungen trainiert", sagt Fernando Alonso (McLaren).
Übrigens: Nirgends sind die Tickets so preisgünstig wie in Malaysia. Einen Platz auf dem großen Rasenhügel im Inneren des ersten Kurvengeschlängels gibt es schon für umgerechnet unter zehn Euro. Die Kurx: Wenn der Himmel seine Schleusen öffnet, ist das nächste Dach meilenweit weg.
Frischer Asphalt und die fiesesten Kurven, die sich ein Fahrer vorstellen kann: Malaysias neue Gemenheiten im Detail