Hembery: "Problem der Testfahrten ist noch nicht gelöst"

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery erkennt, dass die Formel 1 Lehren aus den vergangenen Wochen zieht - Viele Gespräche über künftige Testfahrten

(Motorsport-Total.com) - Die Reifen waren auch am Freitag auf dem Nürburgring das bestimmende Thema. Auf der Strecke lief mit den neuen Kevlar-Gürteln in den Hinterreifen von Pirelli alles nach Plan. Im Fahrerlager wurde aber weiterhin über die Reifen und vor allem über die Zukunft diskutiert. Am vergangenen Mittwoch gab es in Paris ein Meeting. FIA-Präsident Jean Todt und Pirelli unterhielten sich über das zukünftige Vorgehen. "Es ging generell um die Zukunft der Testfahrten", gibt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery gegenüber 'Motorsport-Total.com' Auskunft.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Paul Hembery (re.) mit dem wichtigsten Mann der Formel 1: Bernie Ecclestone Zoom

"Zum Beispiel wurde über weitere Tests gesprochen, wofür zusätzliche Reifen benötigt werden. Sonst wurde über nicht viel gesprochen, natürlich auch über Testfahrten während der Saison mit aktuellen Autos und über die Vorbereitungen für das nächste Jahr." Seit Jahren wird über die Wiedereinführung der Testfahrten während der Saison diskutiert. Mitte Juli findet in Silverstone der Young-Driver-Test statt, bei dem unter gewissen Umständen auch die Stammfahrer fahren dürfen.

Im kommenden Jahr wird es wieder reguläre Testfahrten während der Saison geben. 2014 wird nicht nur für den Reifenhersteller zu einer großen Herausforderung, sondern auch für die Teams und Motorenhersteller. Das neue Reglement wird die Formel 1 verändern. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. "Es ging auch um Testfahrten in diesem Jahr mit dem nächstjährigen Auto, damit wir uns auf die kommende Saison vorbereiten können", so Hembery weiter.

"Wir wollen eines oder maximal zwei Autos bei drei Tests einsetzen. Wir würden das gerne am Ende der Saison in Brasilien machen, weil es eine sehr gute Strecke für Reifenvergleiche ist. Dann könnten wir im Dezember zum Beispiel nach Bahrain gehen, um uns für das nächste Jahr vorzubereiten. Die aktuellen Autos sind ganz anders als die nächstjährigen, aber es sind immer noch die derzeit aggressivsten Autos, die erhältlich sind."


Fotos: Großer Preis von Deutschland


"Ein Test Mitte oder Ende September wäre auch sehr nützlich, aber das wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden", hält Hembery in Bezug auf die kommenden Testplanungen fest. Im Zuge des Reifentribunals in Paris wurde unter anderem der Fakt angesprochen, dass der Zeitunterschied der 2011er Boliden - die noch mit dem angeblasenen Diffusor ausgestattet waren - zu den aktuellen Autos bei rund einer halben Sekunde liegt.

Wäre ein 2011er-Auto ein geeigneter Testträger? "Wir haben in diesem Jahr gesehen, dass sich die Performance stark gesteigert hat. Einige Teams überlegen aber, ob sie ihre Autos von 2011 verwenden könnten. Es wäre ein Schritt in unsere Richtung", meint Hembery diesbezüglich. Im kommenden Jahr wird es vier Tests während der Saison geben, doch genauere Details stehen derzeit nicht fest. "Es kommt auf den Ort an, aber es wird sicher interessant."

Pirelli will Tests für Reifenentwicklung

"Von den Regeln her haben wir aber immer noch nicht das, was wir für das kommende Jahr brauchen. Die Teams werden sich bei diesen Tests auf ihr Programm konzentrieren. Wir brauchen ein Auto, mit dem wir unser eigenes Reifenprogramm fahren können. Davon sind wir noch weit entfernt." Pirelli kämpft derzeit um Möglichkeiten, Tests für die Reifen durchzuführen, damit es in Zukunft nicht wieder zu negativen Schlagzeilen wie zuletzt in Silverstone kommen kann.

Auch das Tribunal rund um den Reifentest mit Mercedes ist nun zu den Akten gelegt. "Das Tribunal hat uns fair behandelt und wurde sehr gut geführt. Es gab zum ersten Mal dieses unabhängige Tribunal und es war sehr professionell. Niemand hat schlecht gehandelt. Es geht eigentlich um die Testfahrten, denn dieses Problem haben wir immer noch nicht gelöst", streicht Hembery als wichtigsten ungelösten Aspekt hervor. Dass die Kosten des Tribunals von Mercedes, Pirelli und der FIA getragen wurde, findet der Brite fair.

Force India sieht Teams in der Verantwortung

Nun wird auf dem Nürburgring mit Reifen gefahren, die einen Kevlar-Gürtel verfügen. Neben Lotus und Ferrari sträubte sich auch Force India zunächst gegen die Einführung dieser Reifen. Aufgrund des Sicherheitsaspekts gaben diese drei Rennställe schließlich nach. Trotzdem fragt sich Robert Fernley, der Stellvertretende Teamchef von Force India, im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com': "Wenn man sich die aktuelle Situation ansieht, dann hat Pirelli die Reifengeneration für 2013 für sicher erklärt."

"Deshalb gab es keinen Grund für eine Änderung, denn es ist ein sicherer Reifen. Sie haben auch die 2013er-Reifen für Silverstone für sicher erklärt. Warum sollen wir auf einen Reifen von 2012 wechseln?" Schließlich wird es doch gemacht, denn ab Ungarn kommt die Konstruktion des Vorjahres zum Einsatz. Force India hatte im Winter viel Zeit für das Verständnis der Reifen entwickelt und es richtig gemacht, wie WM-Platz fünf nach acht Rennen zeigt.

Paul di Resta

Force India beherrscht den Umgang mit den 2013er-Reifen sehr gut Zoom

Deswegen sieht Fernley auch die Teams in der Verantwortung: "Die Teams müssen sich ansehen, wie sie mit den Reifen umgegangen sind. Es geht auch um die Reifendrücke, wenn sie die Garage verlassen. Das ist einer der wichtigen Aspekte. Dazu kommt natürlich der Reifensturz. Man muss den ganzen Prozess beim Reifenmanagement bedenken."

"Wir hatten Reifenschäden in Bahrain und Barcelona. Wir verstehen, wie wir die Reifen im optimalen Betriebsfenster halten, ohne dass Probleme auftreten. Wir sind in Kanada mit diesem Reifen 56 Runden gefahren. Wir müssen uns natürlich an die Vorgaben halten, aber es gibt unterschiedliche Nachrichten."