Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Heißer F1-Sommer: Fahrerkarussell und Motorenpoker
Bislang herrscht die Ruhe vor dem Sturm, doch im Juli könnte es einige Bestätigungen und Überraschungen in der Königsklasse geben
(Motorsport-Total.com) - Jedes Jahr aufs Neue wiederholt sich in der Königsklasse des Motorsports ein irgendwie aus der PS-Serie gar nicht mehr wegzudenkendes Spannungselement. Ausnahmsweise geht es dabei nicht darum welches Team beim Chassis oder Motor einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht haben will, auch geht es nicht darum ob einer der Reifenhersteller in punkto Performance und Haltbarkeit einen Quantensprung gemacht hat, sondern die auf Grund auslaufender Verträge Anlass zu jeder Menge Spekulationen gebenden Fahrerwechsel stehen im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Aus diesem Grund beleuchten wir einmal die Situation in den einzelnen Teams und listen die Namen der Fahrer auf die nächstes Jahr einen anderen Rennoverall als in dieser Saison überstreifen könnten.

© xpb.cc
Wer fährt von den diesjährigen Piloten auch 2003 und wer nicht?
Ferrari
Beim Traditionsrennstall aus Italien ist eigentlich alles klar. Michael Schumacher verlängerte bekanntlich schon im Vorjahr bis 2004 und da Rubens Barrichello der ideale Teamkollege des Deutschen zu sein scheint, zögerte man bei Ferrari nicht lange und verlängerte den Kontrakt mit dem Brasilianer ebenfalls bis 2004 gleich zu Beginn der Saison. Sollte nicht etwas unerwartetes passieren, so wird es bei der Scuderia also in den nächsten beiden Jahren keine Überraschungen hinsichtlich der Fahrerpaarung geben.
BMW-Williams
Etwas anders sieht die Situation da schon bei BMW-Williams aus. Während Ralf Schumacher ebenfalls über einen gut dotierten und genauso lange dauernden Vertrag wie sein Bruder verfügt, hat Teamchef Frank Williams Juan-Pablo Montoya bislang noch nicht für die Saison 2003 bestätigt. Im Formel-1-Paddock ist es jedoch ein offenes Geheimnis, dass man den Vertrag mit dem Kolumbianer garantiert verlängern wird. Angeblich soll nicht nur beim Heim-Grand Prix nächste Woche in Silverstone die veränderte Lackierung des FW24 präsentiert werden, sondern auch die Vertragsverlängerung mit Montoya verkündet werden. Rein theoretisch kann sich aber auch noch der an Renault ausgeliehene Jenson Button Hoffnungen auf das zweite Cockpit machen.
McLaren-Mercedes
Beim Team aus Woking hielt man sich in punkto Fahrerfrage bislang eher zurück, ganz einfach weil sie sich anscheinend nicht stellt. Während die Teamführung dem Thema bisher keine große Bedeutung schenkte, zumindest nicht in der Öffentlichkeit, gaben sich die Piloten dagegen schon deutlich auskunftsfreudiger. David Coulthard jedenfalls rechnet ganz fest damit, dass sich
Ron Dennis an den langjährigen Vertrag hält, schließlich ließ er zuletzt durchblicken seine Karriere bei McLaren beenden zu wollen und ist der Mann der über die meiste Erfahrung im Team verfügt. Kimi Räikkönen braucht sich grundsätzlich um sein Cockpit wohl keine Sorgen machen, denn der Finne bewies bislang eindrucksvoll, indem er seinen erfahrenen Teamkollegen mitunter enorm in Erklärungsnotstand brachte, dass ein junger Fahrer seines Kalibers die Zukunft des Silberpfeil-Teams darstellt. McLaren-Testfahrer Alexander Wurz wurde gelegentlich ebenfalls mit einem Cockpit bei Silber in Verbindung gebracht, jedoch gibt es insgesamt zu wenige Anzeichen dafür, dass sich der Wunsch des Österreichers nach einer Rückkehr in die Formel 1 als Stammfahrer ausgerechnet bei dem Team erfüllen wird für das er seit 2001 als Testpilot im Einsatz ist. Mika Häkkinens Stippvisite beim Großen Preis von Monaco bestätigte zwar das Interesse des Finnen an der Königsklasse, jedoch ließ der glücklich wirkende Familienvater zu wenig erkennen wie groß der Wunsch ist die Pause von der Formel 1 wirklich nur eine Pause und nicht einen leisen Abschied sein zu lassen. Viele Beobachter glauben, dass die Silberpfeile auch 2003 mit der diesjährigen Fahrerpaarung an den Start gehen werden. Auf Grund der Tatsache dass Coulthard nie wirklich gegen Häkkinen eine Chance hatte und dessen finnischer Nachfolger ebenfalls dabei ist den Schotten langsam aber kontinuierlich durch bessere Leistungen in den Schatten zu stellen, sehen einige Beobachter den Verbleib des Twynholmers im Team von Ron Dennis aber durchaus in Gefahr.
Renault
Bei Renault will man sich in Sachen Fahrer in den kommenden Wochen, vermutlich kurze Zeit nach dem Großbritannien-Grand Prix, entscheiden. Für viele Fans steht jedoch schon jetzt fest, dass Jarno Trulli auf Grund seiner engen Bande zu Flavio Briatore im kommenden Jahr definitiv für Blau-Gelb fahren wird. Ein großes Fragezeichen steht derweil hinter Jenson Button. Der Brite wurde bekanntlich für eine Dauer von zwei Jahren von Frank Williams an Benetton-Renault ausgeliehen und diese Periode endet diese Saison. In seinem ersten Jahr vermochte der 22-Jährige nicht so recht zu überzeugen, dafür bewies er diese Saison umso öfter dass er das Rennfahren nicht verlernt hat. Seine Ergebnisse auf der Rennstrecke sprechen eindeutig für ihn, doch als Alternative zu Button könnte sich Renault auch für Testfahrer Fernando Alonso entscheiden. Der Spanier gilt allgemein als talentierter als Button und wird ebenfalls von Briatore gemanagt, welcher dem jungen Fahrer für 2003 ein Cockpit versprochen haben soll. Nicht gänzlich unmöglich, jedoch unwahrscheinlich ist, dass Jacques Villeneuve im kommenden Jahr für Renault fahren wird. Der Kanadier ließ trotz seines Unmutes über einige Äußerungen seines Teamchefs zuletzt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er seinen Vertrag mit dem Team aus Brackley erfüllen wird
Sauber
Im Team von Peter Sauber könnte es grundsätzlich große Veränderungen geben was die Fahrer betrifft. Zwar besitzen Nick Heidfeld und Felipe Massa eine Option auf ein weiteres Jahr beim Schweizer Team, jedoch dürften beide diese nur dann ziehen wenn ihnen nicht ein Cockpit in einem konkurrenzfähigeren Team angeboten werden sollte. Danach sieht es momentan jedoch nicht aus, wenngleich "Quick Nick" auch als Ersatz von David Coulthard bei McLaren-Mercedes gehandelt wird. Sollte einer der beiden jungen Fahrer tatsächlich das Team verlassen, so könnte unter Umständen Giancarlo im nächsten Jahr im Boliden aus Hinwil sitzen. Solche Vermutungen wollte Peter Sauber zwar nicht kommentieren, jedoch wäre dies durchaus vorstellbar.
Jordan-Honda
Geht man vom reinen Vertragsstatus im Team von Eddie Jordan aus, so gibt es dort auf mehrere Jahre hin keine Veränderungen. Giancarlo Fisichella, der sich bei den Rennen in Österreich, Monaco und Kanada als Punkteeichhörnchen für den britischen Rennstall erwiesen hatte, besitzt einen Dreijahresvertrag. Takuma Sato verfügt über einen Zweijahresvertrag mit einer Option auf weitere zwei Saisons. Dennoch könnte die Fahrerpaarung bei Jordan im nächsten Jahr ganz anders aussehen. Fisichellas Vertrag soll nämlich an gewisse Bedingungen gebunden sein, welche sich einerseits auf die Konkurrenzfähigkeit des Teams und andererseits auf die Motorenseite beziehen. In beiden Punkten sieht es momentan danach aus, als könnte der Italiener das Team problemlos verlassen, sollte sich für ihn anderswo eine Chance auf ein konkurrenzfähigeres Cockpit eröffnen. Takuma Sato und Eddie Jordan selbst erklärten zwar mehrere Male, dass der Vertrag zwischen ihnen nichts mit der Lieferung von Werksmotoren durch Honda zu tun habe, im Fahrerlager bezweifelt man das aber. Die Verwicklung in Unfälle und Unbeständigkeit in seinen Leistungen sehen Motorsportexperten zudem als einen triftigen Grund dafür, warum Sato noch nicht reif genug für die Formel 1 ist und nach nur einer Saison erst einmal wieder weg vom Fenster sein dürfte.
Jaguar
Im Team von Niki Lauda könnte es ebenfalls große Änderungen geben. Während der Österreicher zuletzt erklärte dass Pedro de la Rosa einen Vertrag für die Saison 2003 besitzt, läuft der Kontrakt von Eddie Irvine definitiv aus. Da der Nordire eine recht hohe Summe als Gehalt bislang überwiesen bekam und mit seinen 36 Jahren zudem der älteste aktive Formel-1-Fahrer in der Königsklasse ist, könnte eine Trennung bevorstehen. Möglich wäre aber auch, dass man Irvine seine Geduld und sein Vertrauen mit einer einjährigen Vertragsverlängerung dankt. Dies scheint jedoch nur dann plausibel, wenn man mit dem verbesserten R3B in der Lage ist wieder regelmäßig um Punkte mitzufahren. Für den Fall dass eines der beiden Cockpits frei wird, hat Niki Lauda bei den Fahrern die freie Wahl. Mit Jenson Button, Fernando Alonso, Mark Webber, James Courtney und André Lotterer ist die Liste derer die gegenwärtig mit dem Team aus Milton Keynes in Verbindung gebracht werden derzeit am längsten. Viele Fans glauben, dass Heinz-Harald Frentzen auf der Wunschliste Laudas ganz oben steht, doch Anzeichen für einen Wechsel des Mönchengladbachers gab es von bislang keine.
Minardi
Ob das Team von Paul Stoddart über die finanziellen Mittel verfügt auch im nächsten Jahr an den Start zu gehen, lässt sich gegenwärtig schwer beurteilen. Nach dem Theater um die Überweisung der TV-Gelder die sonst dem Pleite gegangenen Prost-Rennstall zugestanden hätten, ist zumindest die Saison 2002 erst einmal gesichert. Sollte man auch im nächsten Jahr weiterhin kostenfreie Motoren von Asiatech erhalten, so könnte die Fahrerpaarung bestehend aus Alex Yoong und Mark Webber weiter Bestand haben. Muss man jedoch einen Kundenmotor kaufen, könnte Mark Webber trotz besserer Leistungen unter Umständen seinen Platz verlieren. Während Yoong aus Malaysia viele Sponsoren und damit einige Millionen mitbringt und trotz bescheidener Leistungen nicht um seinen Verbleib fürchten muss, hat Webber im Vergleich nur wenige Sponsoren aufzubieten. Dass der Australier diese Saison seine Chance bekam lag nicht zuletzt am guten Willen des Teamchefs, der seinen Landsmann mit unterstützen wollte. Wenn Minardi tatsächlich für die Teilnahme an der 53. Formel-1-Saison für die Finanzierung von Kundenmotoren mehr Geld als in diesem Jahr benötigt, so dürften die Cockpits nach der Höhe der Summe vergeben werden die die sich bewerbenden Fahrer mitbringen würden. Findet Paul Stoddart allerdings einen anderen Weg und eröffnet sich für Webber nicht anderswo eine Chance, so dürfte alles wie gehabt bleiben.
Toyota
Bei Toyota verfügt von den aktuellen Fahrern bislang nur Mika Salo über einen Vertrag der ihm auch 2003 eines der beiden Cockpits zusichert. Allan McNish fährt hingegen "auf Bewährung" und muss beweisen, dass Ove Andersson gut daran täte ihn zu behalten. Im Formel-1-Paddock gilt McNish zwar nicht unbedingt als sehr schnell, dafür aber als sehr guter Entwickler und solch einen Mann benötigt das junge Team derzeit. Dass man den 32-Jährigen nach nur einer Saison verstößt ,scheint für viele auf Grund der Beziehung zwischen Toyota und McNish im Moment unwahrscheinlich. Sollte allen Anzeichen zum Trotz dennoch ein Wechsel in der Fahrerpaarung anstehen, so dürfte Toyota genauso die Qual der Wahl haben wie Niki Lauda bei Jaguar. Die Liste der mit einem Toyota-Cockpit liebäugelnden Piloten ist jedenfalls lang. Auf ihr tauchen derzeit an den oberen Stellen Nick Heidfeld und Alexander Wurz auf, welche beide einen Ruf als gute Entwicklungsfahrer genießen. Aber auch Jenson Button und Mark Webber werden von verschiedenen Seiten gute Chancen auf das zweite Cockpit beim Team aus Köln eingeräumt.
Arrows
Nachdem der Energydrinkhersteller Red Bull zuletzt eine nicht gerade geringe Summe in das Team von Tom Walkinshaw investiert hat, sind die Gerüchte um ein drohendes Aus wegen nicht mehr zu erfüllender finanzieller Verpflichtungen schlagartig verstummt. Die "Geldspritze" dürfte aber auch bedeuten, dass die Fahrerpaarung des Rennstalls aus Leafield auch 2003 Frentzen und Bernoldi lauten wird. Während der Deutsche über die Erfahrung verfügt das Team nach vorne zu bringen, kann sich Bernoldi auf Grund des Engagements von Red Bull sicher fühlen. Dass man bei Arrows aber immer wieder mit Überraschungen bezüglich der endgültigen Fahrerpaarung rechnen muss, bestätigte sich erst in diesem Jahr. Lange Zeit hatte sich Jos Verstappen auf Grund seines Vertrages sicher geglaubt und die Saison 2002 bestreiten sehen, doch Tom Walkinshaw überraschte bekanntlich dadurch, dass er den Niederländer vor die Tür setzte und stattdessen Frentzen unter Vertrag nahm.
BAR-Honda
Im von David Richards geführten Team dürfte die Fahrerpaarung auch im nächsten Jahr Jacques Villeneuve und Olivier Panis heißen. Der Kanadier besitzt einen wasserdichten Vertrag und erklärte zuletzt auch diesen erfüllen zu wollen, womit eines der beiden Cockpits definitiv vergeben ist. Ein Wechsel zu einem anderen Team scheint derzeit relativ unwahrscheinlich, wenngleich die Gerüchteküche den Franco-Kanadier mit Renault in Verbindung bringt. Olivier Panis besitzt zwar noch keinen Vertrag für die nächste Saison, jedoch dürfte Richards den Franzosen gerne behalten wollen. Panis gilt als unproblematisch und versteht es trotz Rückschlägen das Team zu motivieren. Darüber hinaus zeigt er auf der Rennstrecke meist bessere Leistungen als sein wesentlich höher bewerteter Teamkollege. Sollte sich jedoch abzeichnen dass einer der jetzigen Piloten das Team aus Brackley verlässt oder verlassen muss, so dürfte Richards keine Probleme haben einen Fahrer zu finden. Alexander Wurz und Takuma Sato sind nur zwei Piloten die mit einem Wechsel zu BAR-Honda in Verbindung gebracht werden.
Fazit:
Genauso interessant die Diskussionen um die möglichen Fahrerwechsel sind, genauso undurchsichtig ist momentan in welchem Team es größere Veränderungen geben wird. Einige Kandidaten in denen die Fahrerpaarung ganz anders als in dieser Saison aussehen könnte gibt es aber.
Nicht vergessen werden darf bei all den Spekulationen und Vermutungen auch der finanzielle Aspekt. Seit sich viele Teams finanziell gesehen auf dünnem Eis bewegen, steigen die Chancen der Fahrer die über eine nicht zu verachtende "Mitgift" verfügen. Im Notfall nimmt man für die Existenz des eigenen Teams schon einmal in Kauf einem wesentlich talentierterem Fahrer das Cockpit zu verwehren.
Da die Saisonhalbzeit mittlerweile angebrochen ist und im Juli gleich drei Formel-1-Rennen im Terminkalender stehen, dürfte es ganz sicher ein heißer, zumindest aber interessanter Sommer werden.
Außerdem gilt es im Auge zu behalten was sich in punkto Motorenpartnerschaften tut. Honda könnte unter Umständen bekannt geben nur noch mit BAR zusammenzuarbeiten, was Jordan dazu zwingen würde einen neuen Partner zu suchen. Erste Gespräche zwischen Eddie Jordan und Cosworth gab es ja schon. Zudem erwägt anscheinend Asiatech, dass man den eigenen V10 im nächsten Jahr nicht mehr kostenfrei zur Verfügung stellt. In der englischsprachigen Presse kursieren derzeit auch Vermutungen, wonach Asiatech seine Pläne, ein konkurrenzfähiges Paket - bestehend aus Motor und Chassis - zu schnüren, vorantreiben wird und deshalb nächstes Jahr keine Motoren zur Verfügung stellt. Sollte eine der beiden Vermutungen zutreffen, so würde dies in erster Linie Minardi betreffen, denn der Rennstall aus Faenza müsste sich dann wohl ebenfalls nach einem neuen Motorenpartner umsehen. In Frage käme hier grundsätzlich auch Cosworth. Grundsätzliche könnte aber auch Ferrari wie schon im letzten Jahr, als man neben Sauber noch Prost belieferte, ein zweites Team mit Kundenmotoren ausrüsten.

